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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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eigentlich viele … na … Dings, äh, Frauen gehabt?«
    »Hä?«, fragte Fernando, der als typischer Mann nicht gleich verstand, worauf Kathrin hinauswollte. »Wie ›gehabt‹? Was meinst du?«
    »Na, du weißt schon«, sagte Kathrin, »gehabt eben. Mit ihnen geschlafen und so …«, sie errötete etwas. »Ich meine bloß, als Journalistin muss ich alles über dich wissen, wenn ich über dich schreiben soll.«
    Fernando, dem die Sache nun klarer wurde, sagte genüsslich: »Na ja, du sagst ja selbst, dass ich schon ziemlich alt bin. Das läppert sich.«
    Kathrin wurde ziemlich rot.
    »Wie, das läppert sich? Wie viele? Du spanisches Chauvischwein! Wahrscheinlich hast du die Hälfte schon vergessen. Männer sind Tiere!«
    Fernando grinste still und fragte dann süffisant: »Und du willst es wirklich genau wissen?«
    »Nein!«, fauchte Kathrin. »Gib hier bloß nicht an mit deinen Weibergeschichten. So was kann ich gar nicht ab. Und du schläfst im Bad, damit das klar ist.«
    »Also«, sagte Fernando langsam, »da war diese Frau, damals im 17. Jahrhundert in Frankreich. Emma hieß sie. Gott, war ich damals verliebt«, fügte er versonnen hinzu.
    »Und?«, fragte Kathrin schnippisch. »Weiter?«
    Fernando wurde plötzlich ernst.
    »Nichts weiter«, sagte er dann düster. »Ich bin ein Langlebiger. Und ich gehe jetzt schlafen. Wo ist das Bad?«
    »Hier!«, sagte Kathrin und öffnete ihm die Tür. Fernando ging hinein.
    »He«, meinte er fragend, »hast du ein Bett im Bad?«
    »Klar«, sagte Kathrin, »das hat man heute so.«
    »Aha«, antwortete Fernando nicht ganz überzeugt. »Und wo ist das Waschbecken?«
    »Moderne Apartments haben ein Zweizimmerbad«, antwortete Kathrin. »Geh schlafen.«
    »Musst du nicht noch mal ins Bad?«, fragte Fernando frech. Kathrin lächelte.
    »Doch«, sagte sie, »aber ich störe dich nicht.«
    »Hoffentlich!«, murmelte Fernando still lächelnd und log dabei.
    Einige Stunden später lagen sie im Dunkeln und sprachen so leise, wie es Verliebte tun, auch wenn niemand da ist, einfach deshalb, weil es so vertraut klingt. Kathrin lag mit eigenartigen Gedanken neben Fernando, einem Langlebigen, einem Mann, der fünfhundert Jahre alt war und noch Tausende von Jahren leben würde.
    »Manchmal denke ich«, sagte sie ein wenig traurig, »dass wir Menschen nicht wegen der Fortpflanzung miteinander schlafen und auchnicht wegen der Liebe, sondern nur wegen der zwei Minuten Unsterblichkeit danach. Diese zwei Minuten, in denen du unangreifbar bist, in denen nichts zu hoch erscheint, in denen du das Gefühl hast, für immer zu leben.«
    Fernando lag still. Dann, nach einer langen Pause, sagte er: »Ich weiß schon, was du meinst. Es ist eine andere Art von Unsterblichkeit. Nicht das Wissen, dass man noch lange leben wird, sondern dass man aus diesem Augenblick nicht vergehen kann, dass man seine Spuren auf der Erde hinterlässt, dass die Welt ohne dich nicht die gleiche ist, auch wenn nur ein winziger Bruchteil der Menschen dich kennt.«
    Er schwieg wieder. Dann sagte er: »Es wird schwierig werden mit uns, Kathrin. Ich habe mich lange Zeit nicht verliebt. Ich hatte Angst davor. In einem Leben von Tausenden von Jahren sind zwanzig oder dreißig Jahre so wenig. Aber vielleicht sind sie so ausgefüllt, dass man davon zehren kann.«
    Er lächelte bitter: »Ich kann dir nicht anbieten, ein Leben mit dir zu verbringen. Es wäre ziemlich zynisch, oder?«
    »Biete mir an, mein Leben mit mir zu verbringen«, sagte Kathrin, »das reicht mir schon.«
    Und dann waren sie wieder still, weil man nicht gut reden kann, wenn man geküsst wird.

 26 
    Die terranische Psychologie ist in den letzten zwanzig Jahren immerhin so weit fortgeschritten, dass sie schwere Traumata wenn nicht heilen, so doch wirksam mit schweren Medikamenten bekämpfen kann, damit der deutschen Volkswirtschaft keine Arbeitskraft auf Dauer verloren geht. 10 Polizeipräsident Köberlein war also nach drei unschönen Tagen in der Psychiatrie Erlangen wieder zurück im Dienst und starrte ungläubig auf ein Blatt Papier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag und seine Unterschrift trug.
    »Nein«, sagte er mit schwerer Zunge, »ich bin mir ziemlich sicher, dass ich beim FBI, dem CIA und der amerikanischen Armee nicht um Amtshilfe nachgesucht habe. Ich meine, das hier ist ein simpler Entführungsfall. Wir haben nicht mal bei der Schleyer-Entführung um ausländische Hilfe gebeten.«
    »Schon«, sagte Kretschmer, »aber das hier sind keine harmlosen

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