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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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ein bisschen gegen die Tür, nur um nicht aus der Übung zu kommen.
    »Sei still«, sagte Quetzal, der in seine Maschine vertieft war. »Ich will arbeiten. Sieht aus, als wäre das Teil hier bald fertig. Mal sehen«, murmelte er, »hat dieses Kabel Hochspannung oder nicht?«
    Er hielt einen Finger dran. Es knallte und der ganze Raum roch plötzlich nach Ozon.
    »Ah ja«, sagte Quetzal und steckte gedankenverloren den Finger in den Mund. »Dann war es doch das blaue Kabel.«
    Leif seufzte tief und machte sich auf die Suche nach den Resten des medizinischen Alkohols.
    ›Scheiße!‹, dachte Bébé, der mit schmerzenden Lungen die Pirckheimerstraße entlang trabte. ›Was mache ich eigentlich hier? SeitStunden wird auf mich geschossen, ich habe seit Jahren keine Zigarette mehr geraucht und außerdem ist hier sowieso kein Schwein. Wieso renn ich eigentlich?‹
    Er blieb abrupt stehen und zog seinen Tabakbeutel aus der Innentasche. Nachdem sich sein Atem einigermaßen beruhigt hatte, steckte er sich die krumm gedrehte Kippe in den Mund und zündete sie an. Dann sah er sich in der Straße um. Die Beleuchtung war ausgefallen, aber sonst wirkte sie völlig normal. Etwas leer, aber das kam ihm vielleicht nur so vor, weil er in den letzten Stunden zu viele Autos, vornehmlich grün-weiße, und zu viele Menschen gesehen hatte. Viele dieser Menschen waren sehr unfreundlich zu ihm gewesen. Viele hatten auf ihn geschossen. Irgendwie kam ihm das erst jetzt recht zu Bewusstsein. Warum hatten diese Schweine eigentlich auf ihn geschossen? Er hatte doch mit dieser ganzen Sache nichts zu tun. Und jetzt sollte er auf die Burg kommen, damit der ganze Tanz wieder von vorne losging. Erbte er etwa Amerika? War er etwa langlebig? War das hier etwa nicht sein Planet? Er wollte gar keinen anderen. Er wollte auch gar nicht mehr reich sein. Er war Rockmusiker. Für diesen irren Spanier und den verrückten Gilead hatte er ein Rockkonzert sausen lassen. Womöglich wäre endlich mal ein Plattenboss da gewesen und hätte ihn entdeckt. Er wollte doch gar nichts anderes vom Leben, als einfach nur Musik machen zu können. Er dachte an seinen Marshall-Turm und knirschte mit den Zähnen. An seine Plattensammlung wagte er gar nicht zu denken. O nein! Er hatte mit diesem ganzen Müll nichts zu tun. Er würde sich jetzt einfach in eine gute Kneipe setzen und ein Bier trinken. Und dann noch eins. Und dann noch eins. Und dann würde er in den Übungsraum gehen und ein Lied machen. Ein echt gutes Lied. Ein Lied, in dem keine Außerirdischen, keine Bullen, keine Spanier und keine Frauen vorkamen. Nur Alkohol würde darin vorkommen – Ströme, Flüsse, Meere von Alkohol. Er wanderte hinauf zum Burgring. Auch hier war die Straßenbeleuchtung ausgefallen, aber die Gegend wurde durch das flackernde Licht eines brennenden Streifenwagens erleuchtet.
    ›Ach‹, dachte Bébé, ›stimmt, hier sind wir ja vorhin entlang gefahren.‹ Er grinste zufrieden. Wenigstens hatte er sich beim Autofahren amüsiert. Aber als ihm die Erinnerung an sein Auto kam, verdüsterte sich seine Stimmung wieder. Und seine Depression nahm zu, als er nahe dem Egidienberg in Richtung Innenstadt hinunterwanderte. Mein Gott! Das mit Gisela war doch erst vor ein paar Tagen gewesen! Da war die Welt noch in Ordnung: Man schlug die Zeit über den Tag hinweg irgendwie tot, pumpte Bekannte an und machte ein bisschen Musik, abends ging man in die Kneipe, betrank sich sinnlos und wachte am nächsten Morgen mit rasenden Kopfschmerzen in einer wildfremden Wohnung auf.
    ›Das ist die Ordnung der Dinge‹, dachte Bébé. ›Daran sollte einfach nicht gerüttelt werden.‹ Über seine Seele legte sich ein schwarzer Schleier, je mehr er über die vergangenen Tage nachdachte. Außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, weil er Christoph gerade im Stich ließ. Aber andererseits geschah es dem ganz recht. Mischte sich immer in Dinge ein, die ihn nichts angingen. Ach Gott.
    In seine düsteren Gedanken versunken, war Bébé mittlerweile vor dem Café Himmelsfrieden angelangt, das auf halbem Wege den Berg hinunter lag. Er trat ein. Von Rauch und Alkoholgeruch gesättigte, warme Luft schlug ihm entgegen und heiterte ihn ein bisschen auf. Doch, das hier war das wahre Leben, nicht diese Verfolgungsjagden und Schießereien. Er setzte sich an die Theke und bestellte ein Bier, das schon nach zwanzig Minuten halbvoll vor ihn hingestellt wurde. Er lächelte still in sich hinein. Auch das gehörte zum Lauf der Welt:

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