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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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vielleicht ein Teelöffel voll. Er nahm die Schüssel ins Haus, und während er Wasser zum Kochen aufsetzte, las ich die Schmutzteilchen heraus, die der Wind hereirigeweht hatte;. Er lachte mich aus.
    »Das bißchen Schmutz wild niemandem schaden.« Als das Wasser kochte, schüttete er ungefähr eine Tasse voll in die Schüssel. Es war das gleiche gelbliche Wasser wie vorher. Er löste die Masse auf, und es bildete sich eine milchige Substanz. »Was ist das für Wasser, Don Juan?«
»Wasser von Früchten und Blüten aus dem Canyon.« Dann leerte er die Flüssigkeit in einen alten Tonkrug, der wie ein Blumentopf aussah. Sie war noch immer sehr heiß, so blies er, um sie abzukühlen. Er nahm einen Schluck und gab mir den Krug
    »Trinkjetzt«, sagte er.
    Ich nahm ihn mechanisch, und ohne nachzudenken, trank ich all das Wasser. Es schmeckte irgendwie bitter, wenn auch kaum spürbar. Auffallend war nur der scharfe Geruch des Wassers. Es roch wie Kakerlaken.
    Fast augenblicklich begann ich zu schwitzen. Mir wurde sehr warm, und Blut schoß mir in die Ohren. Ich sah einen roten Punkt vor meinen Augen, und meine Bauchmuskeln begannen sich in schmerzhaften Krämpfen zusammenzuziehen. Nach einer Weile wurde mir kalt, und obwohl ich keine Schmerzen mehr fühlte, war ich buchstäblich in Schweiß gebadet.
    Don Juan fragte mich, ob es um mich schwarz sei, oder ob ich schwarze Punkte vor meinen Augen sähe. Ich sagte ihm, daß ich alles in Rot sah.
    Meine Zähne klapperten, denn Wellen unkontrollierbarer Nervosität überkamen mich, die von der Mitte meiner Brust: auszustrahlen schienen.
    Dann fragte er mich, ob ich Angst hätte. Seine Fragen schienen für mich ohne Bedeutung. Ich sagte ihm, daß ich natürlich Angst hatte, aber er fragte mich wieder, ob ich vor ihr Angst hätte. Ich verstand nicht, was er meinte und sagte ja. Er lachte und sagte, daß ich nicht wirklich Angst hätte. Er fragte, ob ich noch Rot sähe. Alles, was ich sah, war ein riesiger Fleck. Nach einer Weile fühlte ich mich besser. Allmählich verschwanden die nervösen Anfalle; sie wichen nur einer schmerzenden, angenehmen Müdigkeit und einem tiefen Verlangen nach Schlaf. Ich konnte die Augen nicht ofenhalten, obwohl ich Don Juans Stimme noch hören konnte. Ich schlief ein, aber die Empfindung, in tiefes Rot getaucht zu sein, hielt die ganze Nacht an. Ich hatte sogar Träume in Rot.
    Ich wachte ungefähr um drei Uhr am Sonnabendnachmittag auf. Ich hatte fast zwei Tage geschlafen. Ich hatte schwache Kopf- und Magenschmerzen und sehr starke wiederkehrende Schmerzen in den Därmen. Davon abgesehen war alles wie ein normales Aufwachen. Ich fand Don Juan, der vor seinem Haus saß und vor sich hindöste. Er lächelte mich an. »Alles ging gut in dieser Nacht«, sagte er. »Du hast Rot gesehen, und das ist das einzig Wichtige.«
    »Was wäre passiert, wenn ich nicht Rot gesehen hätte?«
»Du hättest Schwarz gesehen, und das ist ein sehr schlechtes Zeichen.«
    »Warum ist das schlecht?«
    »Wenn ein Mann Schwarz sieht, bedeutet das, daß er nicht für Teufelskraut gemacht ist, und er erbricht sein Inneres grün und schwarz.«
    »Würde er sterben?«
    »Ich glaube nicht, daß jemand daran sterben würde, aber er würde lange Zeit krank sein.«
»Was passiert denen, die Rot sehen?«
    »Sie erbrechen nicht, und die Wurzel erzeugt eine angenehme Wirkung, das bedeutet, daß sie stark und von leidenschaftlicher Natur sind - etwas, das dem Kraut gefällt Das ist die Art ihrer Verlockung Schlimm ist nur daran, daß sie zu Sklaven des Teufelskrautes werden als Preis für die Macht, die sie ihnen gibt. Aber das sind Dinge, über die wir keine Kontrolle haben. Der Mensch lebt nur, um zu lernen. Und wenn er lernt, dann nur, weil dies sein Los ist, zum Guten oder zum Schlechten.«
»Was scll ich als nächstes tun, Don Juan?«
    »Als nächstes mußt du einen Setzling (brote) pflanzen, den ich an der anderen Hälfte des ersten Wurzelteils abgeschnitten habe. Eine Hälfte hast du in dieser Nacht genommen, und jetzt muß die andere Hälfte in den Boden gesteckt werden. Sie muß wachsen und Samen tragen, bevor du dich an die wirkliche Aufgabe machen kannst, die Pflanze zu zähmen.«
»Wie werde ich sie zähmen?«
    »Das Teufelskraut wird durch die Wurzel gezähmt. Schritt für Schritt mußt du die Geheimnisse jedes Teils der Wurzel lernen. Du mußt sie einnehmen, um die Geheimnisse zu lernen und die Macht zu gewinnen«:
    »Werden die verschiedenen Teile genauso zubereitet, wie du

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