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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Samenkapseln und den Stiel. Er faltete die Leinwand zusammen und verknotete sie.
    Mit der anderen, der weiblichen Pflanze, machte er genau dasselbe, nur daß er die Wurzel nicht auseinanderschnitt, sondern sie wie ein umgekehrtes Y ganz ließ. Dann legte er alle Teile in ein anderes Bündel aus Tuch. Als er fertig war, war es schon dunkel.

Mittwoch, 6. September 1961
    Heute, spät am Nachmittag sprachen wir wieder über das Teufelskraut
    »Ich glaube, wir sollten wieder mit diesem Kraut anfangen«, sagte Don Juan plötzlich.
    Nach einem höflichen Schweigen fragte ich ihn: »Was wirst du mit den Pflanzen tun?«
    »Die Pflanzen, die ich ausgegraben und geschnitten habe, gehören zu mir«, sagte er. »Es ist, als seien sie ich selbst; mit ihnen werde ich dir das Zähmen des Teufelskrauts zeigen«
»Wie wirst du das machen?«
    »Das Teufelskraut ist in verschiedene Teile (partes) geteilt. Jeder der Teile ist verschieden; jeder Teil hat seinen eigenen Zweck und seine eigene Aufgabe.«
    Er öffnete seine linke Hand und maß am Boden von der Daumenspitze bis zur Spitze seines vierten Fingers. »Dies ist mein Teil. Du wirst deinen mit deiner eigenen Hand ausmessen. Um das Teufelskraut zu beherrschen, mußt du mit dem ersten Teil der Wurzel beginnen. Aber da ich dich zu ihr gebracht habe, mußt du den ersten Teil der Wurzel meiner Pflanze nehmen. Ich habe ihn für dich ausgemessen, darum ist es wirklich mein Teil, den du am Anfang nehmen mußt.« Er ging ins Haus und brachte eines der Bündel heraus. Er setzte sich und öffnete es. Ich sah, daß es die männliche Pflanze war. Ich sah auch, daß es nur ein Wurzelstück war. Er nahm das Stück, das von den ursprünglich zwei Stücken übriggeblieben war und hielt es mir vors Gesicht
    »Dies ist dein erster Teil«, sagte er. »Ich gebe ihn dir - . Ich habe ihn selbst für dich geschnitten. Ich habe ihn als meinen eigenen abgemessen; jetzt gebe ich ihn dir.«
    Für einen Augenblick kam mir der Gedanke, daß ich ihn wie eine Mohrrübe kauen müßte, aber er legte ihn in einen kleinen weißen Baumwollbeutel.
    Er ging hinter das Haus. Er saß dort mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und mit einem runden mano begann er die Wurzel in dem Beutel zu zerstoßen. Er verarbeitete sie auf einem flachen Stein, den er als Mörser benutzte. Von Zeit zu Zeit wusch er die zwei Steine und fing das Wasser in einer kleinen, flachen, ausgehöhlten Holzschüssel auf.
    Während er schlug sang er ein unverständliches Lied, sehr sanft und monoton. Als er die Wurzel zu einem weichen Brei in dem Beutel zerstoßen hatte, legte er ihn in die Holzschüssel. Wieder legte er den Mörserstein und den Stößel in die Schüssel, füllte sie mit Wasser und trug sie dann zu einer Art viereckigem Schweinetrog, der am hinteren Zaun stand.
    Er sagte, die Wurzel müsse die ganze Nacht weichen und draußen bleiben, um die Nachtluf; (el sereno) emzufangen. »Wenn morgen ein sonniger, heißer Tag ist, so wird das ein sehr gutes Omen sein.«

Sonntag, 10. September 1961  
    Donnerstag, der 7. September, war ein sehr klarer und heißer Tag. Don Juan schien sich sehr über das gute Omen zu freuen und wiederholte mehrmals, daß das Teufelskraut mich wahrscheinlich mochte. Die Wurzel hatte die ganze Nacht geweicht, und gegen 10 Uhr morgens gingen wir hinter das Haus, er nahm die Schüssel aus dem Trog, stellte sie auf den Boden und setzte sich neben sie. Er nahm den Beutel und rieb ihn auf dem Schüsselboden. Er hielt ihn ein paar Zentimeter über dem Wasser und preßte seinen Inhalt, dann ließ er den Beutel ins Wasser fallen. Er wiederholte den gleichen Ablauf noch dreimal, dann entfernte er den Beutel, warf ihn in den Trog und ließ die Schüssel in der heißen Sonne. Zwei Stunden später kamen wir zurück. Er brachte einen mittelgroßen Kessel mit kochendem, gelblichem Wasser. Er kippte die Schüssel sehr vorsichtig, schüttete etwas Wasser ab und behielt die dicke Ablagerung zurück, die sich auf dem Boden angesammelt hatte. Dann schüttete er kochendes Wasser darüber und ließ dann die Schüssel wieder in der Sonne stehen.
    Dieses Verfahren wurde in Abständen von mehr als einer Stunde dreimal wiederholt Schließlich schüttete er das meiste Wasser aus der Schüssel ab und stellte sie angekippt in die späte Nachmittagssonne.
    Als wir Stunden später zurückkamen, war es dunkel. Auf dem Boden der Schüssel war eine Schicht klebriger Masse. Sie glich einer Schicht halbgekochter Stärke, weißlich oder hellgrau Es war

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