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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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der Rauch ein wahrer Verbündeter!« Wir saßen wie gewöhnlich vor seinem Haus, wo der Sandboden immer sauber und fest ist; aber er stand plötzlich auf und ging ins Haus. Nach kurzer Zeit kam er mit einem schmalen Bündel zurück und setzte sich wieder - . »Das ist meine Pfeife«, sagte er.
    Er beugte sich zu mir und zeigte mir eine Pfeife, die er einem Beutel aus grünem Stoff entnahm. Sie war ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimeter lang. Das Mundstück war aus rötlichem Holz; es war einfach, ohne Verzierung. Der Kopf schien auch aus Holz zu sein, aber im Vergleich zu dem dünnen Mundstück wirkte er eher klobig. Er hatte eine glatte Oberfläche und war dunkelgrau, fast anthrazit.
    Er hielt die Pfeife vor meinem Gesicht empor. Ich glaubte, er würde sie mir geben. Ich streckte die Hand aus, um sie zu nehmen, aber er zog sie schnell zurück.
    »Diese Pfeife wurde mir von meinem Wohltäter gegeben«, sagte er. »Ich wiederum werde sie an dich weitergeben. Aber erst mußt du mit ihr vertraut werden. Jedesmal wenn du zu mir kommst, werde ich sie dir geben. Zuerst berühre sie nur. Halte sie nur einmal zuerst, bis ihr euch aneinander gewöhnt. Dann stecke sie in deine Tasche oder vielleicht unter das Hemd. Und nimm sie schließlich in den Mund. All das soll langsam, sehr vorsichtig nach und nach geschehen. Wenn das Bündnis einmal da ist (la amistad esta heha), wirst du sie rauchen. Wenn du meinen Rat befolgst und nichts überstürzt, könnte der Rauch auch dein bevorzugter Verbündeter werden.«
    Er gab mir die Pfeife, aber ohne sie loszulassen Ich streckte meinen rechten Arm danach aus.
    »Mit beiden Händen«, sagte er.
    Ich berührte die Pfeife für einen kurzen Augenblick mit beiden Händen. Er reichte sie nur nicht so weit herüber, daß ich sie ergreifen konnte, sondern nur gerade so weit, daß ich sie berühren konnte. Dann nahm er sie zurück.
    »Der erste Schritt ist, die Pfeife gerne zu haben. Das braucht Zeit!«
»Kann die Pfeife mich ablehnen?«
    »Nein. Die Pfeife kann dich nicht abweisen, aber du mußt lernen, sie gerne zu haben, damit dann, wenn es für dich Zeit ist, sie zu rauchen, die Pfeife dir helfen kann, nicht ängstlich zu sein«
    »Was rauchst du, Don Juan?«
    »Das hier!«
    Er öffnete seinen Kragen und zeigte einen kleinen Beutel, den er wie ein Medaillon unter seinem Hemd trug Er holte ihn heraus, band ihn auf und schüttete sehr vorsichtig etwas von dem Inhalt aufseine Handfläche.
    Soweit ich es sagen kann, sah die Mixtur wie fein geriebene Teeblätter aus; in ihrer Farbe variierte sie von Dunkelbraun bis Hellgrün mit einigen leuchtendgelben Flecken. Er schüttete die Mixtur in den Beutel, verschnürte ihn mit einem Lederband und steckte ihn wieder unter sein Hemd »Was für eine Art Mixtur ist das?«
    »Es sind sehr viele Dinge darin. Alle Zutaten zu bekommen ist eine schwierige Aufgabe. Man muß weit reisen. Die kleinen Pilze (los honguitos) die für die Zubereitung der Mixtur gebraucht werden, wachsen nur zu bestimmten Zeiten des Jahres und nur an bestimmten Orten.
    »Hast du verschiedene Mixturen fürjede Art Hilfe, die du brauchst?«
    »Nein! Es gibt nur einen Rauch, und kein anderer ist so wie er.« Er deutete auf den Beutel an seiner Brust und hob die Pfeife auf, die zwischen seinen Beinen lag.
    »Diese beiden sind eins. Einer kommt nicht ohne den anderen aus. Diese Pfeife und das Geheimnis der Mixtur gehörten meinem Wohltäter. Sie wurden ihm auf die gleiche Weise übergeben, in der sie mein Wohltäter mir gab. Obwohl die Mixtur schwierig zuzubereiten ist, läßt sie sich erneuern. Ihr Geheimnis liegt in den Zutaten und in der Art, in der sie behandelt und gemixt werden. Andererseits ist die Pfeife eine Angelegenheit des ganzen Lebens. Sie muß mit unendlicher Sorgfalt behandelt werden. Sie ist hart und stark, aber sie darf nie getroffen oder umhergeworfen werden. Sie muß mit trockenen Händen gehalten werden, nie wenn die Hände feucht sind, und sie darf nur gebraucht werden, wenn man allein ist. Und niemand, absolut niemand, darf es je sehen, es sei denn, du willst sie jemandem geben. Das hat mich mein Wohltäter gelehrt, und auf diese Weise bin ich mein ganzes Leben lang mit der Pfeife umgegangen. «
    »Was würde passieren, wenn du die Pfeife verlierst oder sie zerbrichst?«
    Er schüttelte sehr langsam den Kopf und sah mich an. »Ich würde sterben!«
    »Sind alle Pfeifen der Zauberer so wie deine?«
»Nicht alle haben Pfeifen wie die meine. Aber ich kenne einige

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