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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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entscheiden! Und niemand darf den Ort wissen, nicht einmal ich! Nur so muß das Wiedereinpflanzen vor sich gehen. Niemand, aber auch niemand, darf wissen, wo deine Pflanze ist. Wenn ein Fremder dir fclgt oder dich sieht, nimm den Trieb und lauf zu einem anderen Platz. Er könnte dir durch die Beeinflussung des Triebes unvorstellbares Leid zufügen. Er könnte dich lahmen oder dich töten. Darum darf nicht einmal ich wissen, wo deine Pflanze ist.« Er gab mir den kleinen Krug mit dem Trieb. »Nimm ihn jetzt.«
    Ich nahm ihn. Dann zerrte er mich fast zu meinem Auto. »Jetzt mußt du gehen. Geh und suche die Stelle, wo du den Trieb einpflanzen willst. Grabe neben einer Wasserstelle in weicher Erde ein tiefes Loch. Vergiß nicht, daß sie nahe einer Wasserstelle sein muß, um zu wachsen. Grabe das Loch nur mit deinen Händen, auch wenn sie bluten. Setze den Trieb in die Mitte des Lochs und mache einen kleinen Wall (pilon) darum. Dann tränke ihn mit Wasser. Wenn das Wasser einsickert, fülle das Loch mit weicher Erde. Suche zwei Schritte von dem Trieb eine Stelle in dieser Richtung (er zeigte nach Südosten). Grabe dort mit deinen Händen ein anderes tiefes Loch und wirf alles, was in dem Tcpf ist, hinein. Dann zerschlage diesen Tcpf und vergrabe ihn irgendwo tief und weit von der Stelle des Triebes. Wenn du den Tcpf vergraben hast, gehe zu dem Trieb zurück und gib ihm noch einmal Wasser - . Dann nimm dein Bildnis heraus, halte es zwischen den Fingern, wo die Wunde ist, und auf der Stelle, wo du den Leim vergraben hast, berühre den Trieb sanft mit der scharfen Nadel. Gehe viermal um den Trieb herum und berühre ihnjedesmal von derselben Stelle aus.«
    »Muß ich in einer bestimmten Richtung um die Wurzel herumgehen?«
»Jede Richtung ist gut Aber du darfst nie vergessen, in welcher  Richtung du den Leim vergraben hast und in welcher Richtung du um den Trieb gegangen bist. Berühre den Trieb jedesmal leicht mit der Spitze, nur beim letzten Mal mußt du ihn tief einstechen. Aber tue es vorsichtig; knie dich hin, damit deine Hand sicherer ist, denn du darfst die Spitze nicht im Trieb abbrechen. Wenn du sie abbrichst, bist du erledigt. Die Wurzel wird nutzlos für dich sein.«
    »Muß ich irgendwelche Worte sagen, wenn ich um den Trieb gehe?«
»Nein, das werde ich für dich tun.«

Sonnabend, 27. Januar 1962  
    Gleich nachdem ich an diesem Morgen zu seinem Haus gekommen war, sagte mir Don Juan, er würde mir das Zubereiten der Rauchmixtur zeigen. Wir gingen zu den Hügeln und ziemlich tief in einen der Canyons. Er blieb neben einem hohlen, schlanken Busch stehen, dessen Farbe sich deutlich von der übrigen Vegetation abhob. Das Untergehölz um den Busch hatte eine gelbliche Farbe, aber der Busch war leuchtendgrün. »Von diesem kleinen Baum mußt du Blätter und Blüten nehmen«, sagte er. »Die richtige Zeit, sie zu pflücken, ist der Allerseelentag (el dia de las animas).«
    Er nahm sein Messer und schlug das Ende eines dünnen Astes ab. Er wiederholte diesen Vorgang, bis er eine Handvoll Astspitzen hatte. Dann setzte er sich auf die Erde. »Sieh her«, sagte er. »Ich habe alle Äste über der  Gabelung abgeschnitten, die aus zwei oder mehr Blättern und dem Stamm bestehen. Siehst du das? Sie sind alle gleich. Ich habe nur die Spitzen der Äste genommen, deren Blätter grün und zart sind. Jetzt müssen wir uns einen schattigen Platz suchen.« Wir gingen so lange, bis er gefunden zu haben schien, was er suchte. Er nahm eine lange Schnur aus seiner Tasche und knotete sie um den Stamm und die unteren Äste zweier Büsche, und es entstand eine Art Wäscheleine, an der er die Astspitzen umgekehrt aufhing Er hing sie ordentlich auf die Schnur; sie hingen an der Gabel zwischen Blättern und Stamm und sahen aus wie eine lange Reihe grüner Reiter - .
    »Man muß aufpassen, daß die Blätter im Schatten trocknen«, sagte er. »Der Ort muß abgelegen und schwierig zu erreichen sein. So sind die Blätter geschützt. Sie müssen an einem Ort zum Trocknen gelassen werden, wo es fast unmöglich ist, sie zu entdecken. Wenn sie trocken sind, müssen sie in ein Bündel gelegt und verschlossen werden.«
    Er nahm die Blätter von der Schnur und warf sie in die nahen Büsche. Offensichtlich hatte er nur vorgehabt, mir den Vorgang zu zeigen.
    Wir gingen weiter, und er pflückte drei verschiedene Blüten und sagte, sie gehörten zur Mixtur und müßten zur gleichen Zeit gepflückt werden. Aber die Blumen müßten in verschiedene

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