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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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die Pfeife mit beiden Händen, steckte sie in den Mund und zog dreimal. Er streckte mir seine Arme entgegen und flüsterte mir eindringlich zu, die Pfeife mit beiden Händen zu nehmen und zu rauchen. Einen Augenblick dachte ich daran, die Pfeife zurückzuweisen und fortzurennen; aber Don Juan verlangte wieder - immer noch flüsternd - daß ich die Pfeife nehmen und rauchen sollte. Ich sah ihn an. Seine Augen starrten auf mich. Aber sein Blick war freundschaftlich besorgt. Es war klar, daß ich mich vor lan-ger Zeit schon entschieden hatte; es gab keine andere Wahl, als zu tun, was er sagte.
    Ich nahm die Pfeife und ließ sie beinahe fallen Sie war heiß! Ich nahm sie mit äußerster Vorsicht an meinen Mund, weil ich glaubte, die Hitze würde auf meinen Lippen unerträglich sein. Aber ich spürte überhaupt keine Hitze.
    Don Juan forderte mich auf zu inhalieren. Der Rauch zog in meinen Mund und schien dort zu kreisen. Er war schwer! Es war, als hätte ich den Mund voller Teig Dieser Vergleich kam mir, obwohl ich noch nie einen Mund voller Teig gehabt hatte. Der Hauch war wie Menthol, und das Innere meines Mundes fühlte sich plötzlich kalt an. Es war ein erfrischendes Gefühl. »Nochmal! Nochmal!« hörte ich Don Juan flüstern Ich fühlte den Rauch frei in meinen Körper eindringen, fast ohne mein Zutun. Don Juan mußte mich nicht mehr auffordern. Mechanisch inhalierte ich weiter.
    Plötzlich beugte sich Don Juan vor und nahm mir die Pfeife aus den Händen. Er klopfte die Asche leicht auf die Schüssel mit der Holzkohle, dann befeuchtete er seine Finger mit Speichel und rieb an der Innenseite des Pfeifenkopfes, um ihn zu reinigen. Mehrere Male blies er in das Mundstück. Ich sah ihn seine Pfeife in den Beutel zurücklegen. Ich beobachtete ihn interessiert. Als er die Pfeife gereinigt und weggelegt hatte, starrte er mich an, und ich merkte zum ersten Mal, daß mein Körper betäubt war. Mein Gesicht fühlte sich schwer an, und meine Kiefer schmerzten. Ich konnte meinen Mund nicht schließen und auch keinen Speichel bilden. Mein Mund war schmerzhaft trocken, und doch war ich nicht durstig Ich begann, eine ungewöhnliche Hitze an meinem Kopf zu spüren. Eine kalte Hitze! Mein Atem schien in meine Nasenlöcher und die Oberlippe einzuschneiden, jedesmal wenn ich ausatmete. Aber es brannte nicht; es schmerzte wie ein Stück Eisen. Don Juan setzte sich rechts neben mich, und ohne sich zu bewegen, drückte er den Pfeifenbeutel auf den Boden, als wollte er ihn mit Gewalt am Boden halten. Meine Hände waren schwer. Meine Arme sanken herab und zogen die Schultern mit. Meine Nase lief. Ich rieb sie mit dem Handrücken, und meine Oberlippe wurde weggerieben! Ich rieb mein Gesicht, und das Fleisch wurde weggerieben! Ich schmolz! Ich glaubte, daß mein Fleisch tatsächlich schmolz. Ich sprang auf die Füße und versuchte, mich an etwas festzuhalten, irgend etwas, worauf ich mich stützen konnte. Ich empfand Furcht, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Ich klammerte mich an einen Pfahl, der auf dem Boden in der Mitte von Don Juans Zimmer stand Ich blieb dort einen Augenblick, dann drehte ich mich, um ihn anzusehen. Er saß noch immer reglos, hielt die Pfeife und starrte mich an. Mein Atem war schmerzhaft heiß (oder kalt?). Er würgte mich. Ich beugte meinen Kopf nach vorn, um ihn. auf den Pfahl zu legen, aber offensichtlich verfehlte ich ihn, und mein Kcpf glitt weiter nach unten an dem Pfahl vorbei. Als ich den Boden fast berührte, zog ich mich wieder hoch. Der Pfahl stand dort direkt vcr meinen Augen! Wieder versuchte ich, meinen Kcpf auf ihn zu legen. Ich versuchte mich zu beherrschen und genau zu beobachten, und ich hielt meine Augen cffen, während ich mich vorbeugte, um den Pfahl mit meiner Stirn zu berühren. Er war einige Zentimeter vcr meinen Augen, aber als ich meinen Kcpf dagegen lehnte, hatte ich das sehr sonderbare Gefühl, ihn zu durchbohren.
    In einem verzweifelten Versuch nach einer vernünftigen Erklärung kam ich darauf, daß meine Augen die Entfernung verzerrten und daß der Pfahl drei Meter entfernt gewesen sein mußte, cbwchl ich ihn direkt vcr meinem Gesicht sah. Dann dachte ich mir einen vernünftigen Weg, die Lage des Pfahls zu prüfen. Ich begann, mich mit kleinen Schritten seitlich um den Pfahl herum zu bewegen Ich dachte mir, wenn ich sc um den Pfahl herumging, könnte ich unmöglich einen Kreis von mehr als anderthalb Meter im Durchmesser beschreiben; wenn der Pfahl wirklich drei Meter von mir entfernt

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