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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Kempenenten einordnen: (1) ein Wissender zu werden war eine Sache des Lernens; (2) ein Wissender hatte einen unbeugsamen Vorsatz; (3) ein Wissender hatte einen klaren Verstand; (4) ein Wissender zu werden war eine Sache anstrengender Arbeit; (5) ein Wissender war ein Krieger; (6) ein Wissender zu werden war ein unaufhörlicher Prozeß; und (7) ein Wissender halte einen Verbündeten.
    Diese sieben Begriffe waren Schwerpunkte. Sie zogen sich durch die Lehren und bestimmten den Charakter von Don Juans ganzem Wissen. Insofern es das Operatienale Ziel seiner Lehren war, einen Wissenden hervorzubringen, war alles, was er lehrte, durchtränkt von den spezifischen Charakteristiken jedes der sieben Schwerpunkte. Zusammen bildeten sie den Begriff »der Wissende« als eine Art Selbstdisziplin, als eine Verhaltensweise, die das Endresultat langer, gefährlicher Übungen war. »Der Wissende« war jedoch kein Wegweiser des Verhaltens, sondern ein Satz von Prinzipien, der all die ungewöhnlichen Umstände erfaßte, welche zu dem vermittelten Wissen gehörten. Jeder der sieben Schwerpunkte setzte sich wiederum aus verschiedenen anderen Begriffen zusammen, die ihre verschiedenen Aspekte umfaßten.
    Es war möglich, aus Don Juans Bemerkungen zu entnehmen, daß ein Wissender ein diablero, das heißt, ein Schwarzmagier sein konnte. Er bemerkte, daß sein Lehrer ein diablero gewesen sei und daß auch er in der Vergangenheit einer gewesen sei, obwohl er aufgehört hatte, sich mit bestimmten Aspekten der Zauberpraxis zu beschäftigen. Da es das Ziel seiner Lehren war, zu zeigen, wie man ein Wissender wird, und da sein Wissen darin bestand, ein diablero zu sein, mag es einen inneren Zusammenhang zwischen einem Wissenden und einem diablero geben. Obwohl Don Juan diese zwei Begriffe niemals als füreinander stehend benutzte, waren sie wahrscheinlich miteinander verbunden, und möglicherweise umfaßte »der Wissende« mit seinen sieben Schwerpunkten und den Begriffen theoretisch alle Umstände, die auf dem Weg, ein diablero zu werden, eintreten können.

Ein Wissender zu werden war eine Sache des Lernens
    Zum ersten Schwerpunkt gehörte es, daß das Lernen der einzig mögliche Weg war, ein Wissender zu werden, und dies wiederum setzte eine entschlossene Bemühung voraus, an ein Ziel zu gelangen. Ein Wissender zu werden war das Endresultat eines Prozesses, im Gegensatz zu einem unmittelbaren Gewinn durch einen Gnadenakt oder durch das Geschenk übernatürlicher Kräfte. Es war also einleuchtend, daß man lernen konnte, ein Wissender zu werden, und dies rechtfertigte die Existenz eines Systems, das einen lehrte, wie dies zu erreichen sei. Der erste Schwerpunkt hatte drei Komponenten: (1) es gab keine offenkundigen Erfordernisse, um ein Wissender zu werden; (2) es gab einige versteckte Erfordernisse; (3) die Entscheidung darüber, wer lernen könne, ein Wissender zu werden, wurde von einer unpersönlichen Macht getroffen.
    Augenscheinlich gab es keine offenkundigen Vorbedingungen, die bestimmt hätten, wer (oder wer nicht) qualifiziert war zu lernen, wie man ein Wissender wird. Im Idealfall war die Aufgabe jedem offen, der sie auf sich nehmen wollte. In der Praxis jedoch war eine solche Auffassung unvereinbar mit der Tatsache, daß Don Juan seine Schüler auswählte. Tatsächlich hätte jeder Lehrer unter diesen Umständen seine Schüler ausgewählt, indem er sie an irgendwelchen versteckten Vorbedingungen maß. Die besondere Natur dieser Vorbedingungen wurde nie fest umrissen; Don Juan gab nur zu verstehen, daß es bestimmte Hinweise gab, die man beim Prüfen eines zukünftigen Schülers zu berücksichtigen hatte. Die Hinweise, auf die er anspielte, sollten aufzeigen, ob der Kandidat eine bestimmte Charakterveranagung, die Don Juan »unbeugsamen Vorsatz« nannte, besaß oder nicht.
    Dennoch lag die letzte Entscheidung darüber, ob ein Mann lernen könnte, ein Wissender zu werden, bei einer unpersönlichen Macht, die Don Juan kannte, die aber außerhalb seines Willensbereichs lag. Der unpersönlichen Macht wurde das Aussuchen der richtigen Person zugeschrieben, indem sie ihr erlaubte, eine ungewöhnliche Tat auszuführen oder indem sie eine Reihe ungewöhnlicher Umstände um diese Person schuf. So bestand niemals ein Widerspruch zwischen dem Fehlen von offenkundigen Vorbedingungen und der Existenz von heimlichen, versteckten Vorbedingungen.
    Der Mann, der auf diese Weise ausgesucht war, wurde der Schüler. Don Juan nannte ihn den escogido, den,

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