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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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dies zu entdecken, so geschah es nur darum, um zu sehen, ob es wirklich ihr Leichtsinn sei oder ob sie mich nur auf die Probe stellen wolle, um zu erfahren, ob die Anträge ernsthaft wären, die ich ihr auf dein Verlangen getan habe. Ich glaube nun, daß, wenn sie das wäre, wofür wir sie beide gehalten haben, sie dich schon von meinen Bemühungen unterrichtet hätte; da ich aber sehe, daß sie zögert, so kann ich annehmen, daß die Versprechungen, die sie mir gegeben hat, Ernst sind, daß sie mich nämlich, wenn du wieder einmal vom Hause abwesend wärest, auf dem Saale sprechen wolle, auf dem deine Geräte aufgestellt sind (und dort pflegte er wirklich Camilla zu sprechen), ich wünschte nun nicht, daß du eine plötzliche Rache nähmst, denn noch ist die Sünde nur in Gedanken begangen, und es könnte sein, daß Camilla noch in der Zwischenzeit bis zur Ausübung anderen Sinnes würde, und die Reue in ihr Raum fände, und da du zum Teil bis hierher immer meinem Rate gefolgt bist, so befolge auch den, den ich jetzt dir geben will, damit du, ohne dich zu trügen oder zu übereilen, das tun mögest, was dir dann am besten scheinen mag. Stelle dich, als verreistest du auf zwei oder drei Tage, wie es schon sonst der Fall gewesen ist, richte es aber so ein, daß du dich auf dem Saale verborgen hältst, wozu dir die Tapeten, die dort hängen, nebst anderen Dingen die bequemste Gelegenheit bieten, dann kannst du mit deinen eigenen Augen, wie ich mit den meinigen, die Absicht der Camilla gewahr werden. Ist sie nun ehrvergessen, wie wir lieber nicht befürchten wollen, so magst du in der Stille und mit Verstand dann die Kränkung bestrafen, die sie dir zugefügt hat.«
    Lotarios Worte versetzten Anselmo in die allergrößte Verwunderung, Erstaunen und Erschrecken, denn er hörte sie zu einer Zeit, da er sie am wenigsten zu hören gedachte, denn schon hielt er Camilla für die Siegerin der erdichteten Liebesanträge Lotarios und genoß schon den Preis ihres Sieges. Er war eine geraume Zeit still, indem er mit starren Augen den Fußboden betrachtete, ohne auch nur die Augenwimpern zu bewegen, endlich sagte er: »Du hast so gehandelt, Lotario, wie ich von deiner Freundschaft erwarten konnte, ich bin immer deinem Rate gefolgt, handle auch jetzt, wie es dir gut dünkt, und bewahre das Geheimnis, das mich so plötzlich überrascht.«
    Lotario versprach es ihm, und als er sich entfernt hatte, gereute ihn alles durchaus, was er gesagt hatte, denn er sah nun ein, wie töricht er gehandelt habe, weil er sich wenigstens an Camilla auf eine andere als diese grausame und schimpfliche Weise hätte rächen können. Er verwünschte sein übereiltes Beginnen und wußte doch nicht, was er tun sollte, um das Geschehene ungeschehen zu machen oder auf welchem Wege er es vermitteln könne; endlich fiel er darauf, Camilla alles zu erzählen, und da es ihm nicht an Gelegenheit mangelte, dies auszuführen, so fand er sie noch am nämlichen Tage allein. So wie sie ihn nur ansichtig wurde, rief sie aus: »O, mein Freund Lotario, Ihr müßt wissen, daß ich etwas auf dem Herzen habe, das mich so quält, daß mir das Herz im Busen zerspringen möchte, und es wäre nicht zu verwundern, wenn es geschähe, denn die Unverschämtheit der Leonella ist so hoch gestiegen, daß sie jegliche Nacht einen Liebhaber in das Haus nimmt und ihn nur erst mit dem Tage von sich läßt, auf die Gefahr meiner Ehre, die dem durchaus verdächtig werden muß, der diesen Menschen zu so ungewöhnlicher Zeit aus meinem Hause herauskommen sieht. Und was mich vorzüglich bekümmert, ist, daß ich sie nicht bestrafen kann, nicht einmal schelten, weil sie die Vertraute unserer Liebe ist, und dadurch meine Zunge so bezähmt, daß ich zu ihrem Betragen schweigen und darum fürchten muß, daß daraus ein Unglück entstehen wird.«
    Als Camilla anfing zu reden, glaubte Lotario, daß es nur ein Kunstgriff sei, ihm einzubilden, als wenn der Mann, den er gesehen hatte, von Leonella und nicht von ihr gekommen wäre; da er sie aber weinen, schluchzen und um Hilfe bitten sah, glaubte er ihr endlich und dadurch wurde seine Verwirrung wie seine Reue noch vergrößert; doch antwortete er, sie solle sich nicht bekümmern, denn er wolle schon ein Mittel ersinnen, Leonellas Unverschämtheit Einhalt zu tun, zugleich erzählte er ihr, was er, von Wut und Eifersucht getrieben, Anselmo gesagt habe, und wie dieser sich vorgesetzt, sich in dem Saale zu verbergen, um dort ihre Treulosigkeit mit eigenen

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