Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Meinung, und ohne uns länger aufzuhalten, zogen wir unter seiner Anführung nach dem Schiffe, er sprang zuerst hinein, den Säbel in der Hand, und rief auf mohrisch: ›Keiner rühre sich, wenn es ihm nicht das Leben kosten soll!‹ Zugleich waren auch alle Christen hineingedrungen. Die Mohren, die wenig Mut hatten und ihren Anführer so reden hörten, waren erschrocken, und ohne daß einer zu den Waffen griff, deren sie überhaupt nur wenige bei sich hatten, ließen sie sich, ohne ein Wort zu sprechen, von den Christen binden, welches diese in großer Schnelligkeit taten und die Mohren bedrohten, daß, wenn sie auf irgendeine Art Lärm machten, sie augenblicks über die Klinge springen müßten.
    Da dies getan war, blieb die Hälfte der unsrigen zur Bewachung zurück, wir übrigen begaben uns wieder unter Anführung des Renegaten nach dem Garten des Agimorato, und das Glück wollte uns so wohl, daß sich die Tür mit so großer Leichtigkeit öffnen ließ, als wenn sie gar nicht verschlossen gewesen, und so, ohne irgend Geräusch zu machen, kamen wir nach dem Hause, indem uns niemand bemerkte. Die schöne Zorayda wartete unserer schon an einem Fenster, und sowie sie Leute hörte, fragte sie mit leiser Stimme, ob wir Nazarener wären, womit sie meinte, ob wir Christen wären. Ich antwortete mit ja und daß sie herunterkommen möchte. Als sie mich erkannte, weilte sie nicht länger, sondern, ohne ein Wort zu sprechen, kam sie in einem Augenblicke herab, öffnete die Tür und zeigte sich uns so schön und in so kostbarer Kleidung, daß es keine Beschreibung darstellen kann. Sowie ich sie sah, nahm ich ihre Hand und küßte sie, der Renegat und meine bei den Gefährten taten das nämliche, und die übrigen, die den Zusammenhang nicht wußten, taten das, was sie uns tun sahen, so daß es war, als wenn wir alle ihr Dank sagten und sie für die Urheberin unserer Freiheit anerkannten. Der Renegat fragte sie in mohrischer Sprache, ob ihr Vater im Garten sei. Sie antwortete ja, daß er aber schliefe. ›So müssen wir ihn aufwecken‹, versetzte der Renegat, ›und ihn mit uns nehmen nebst allem, was sich in diesem schönen Garten an Kostbarkeiten findet.‹
    ›Nein‹, sagte sie, ›an meinem Vater dürft ihr euch nicht vergreifen, auch findet sich in diesem Hause nichts weiter, als was ich mit mir nehme, was hinreicht, euch alle reich und zufrieden zu machen, wartet ein wenig, und ihr sollt es sehen.‹ Mit diesen Worten ging sie wieder hinein und sagte uns, daß sie gleich zurückkommen würde, wir sollten stehenbleiben und kein Geräusch machen. Ich fragte den Renegaten, was er mit ihr gesprochen habe, worauf er es mir erzählte. Ich sagte hierauf, daß er durchaus nichts anderes tun solle, als wie es Zorayda befehle. Diese kam indes schon mit einem Kästchen voll goldener Taler zurück, so schwer, daß sie es kaum tragen konnte.
    Das Unglück fügte es so, daß ihr Vater in diesem Augenblick erwachte und ein Geräusch im Garten vernahm; er erschien am Fenster, und sowie er sah, daß die im Garten Christen waren, rief er mit lauter und entsetzlicher Stimme auf Arabisch: ›Christen! Christen! Räuber! Räuber!‹ Durch dieses Geschrei sahen wir uns plötzlich in die größte Gefahr versetzt. Da der Renegat dies bemerkte und wieviel darauf ankam, fortzukommen, ehe Lärm würde, lief er plötzlich zum Agimorato hinauf und mit ihm einige von den Unsrigen, denn ich durfte Zorayda nicht verlassen, die halb ohnmächtig in meinen Armen lag. Die hinaufgelaufen waren, machten so schnelles Spiel, daß sie den Augenblick mit Agimorato herunterkamen, dem die Hände gebunden und der Mund mit einem Tuche verstopft war, so daß er kein Wort hervorbringen konnte, wobei man ihm drohte, daß, wenn er ein Wort sagte, es ihm das Leben kosten würde. Als die Tochter ihn sah, bedeckte sie die Augen, um ihn nicht zu sehen, und der Vater war voll Verwunderung, weil er nicht wußte, daß sie sich mit ihrem Willen in unseren Händen befand. Jetzt waren uns aber die Füße am nötigsten, wir liefen daher mit der größten Schnelligkeit zur Barke, indem uns jene, die dort geblieben waren, schon erwarteten und in Furcht standen, daß uns ein Unglück zugestoßen sei.
    Es waren noch keine zwei Stunden von der Nacht verflossen, als wir auch schon alle in der Barke waren, wo man dem Vater der Zorayda die Hände frei machte und ihm das Tuch aus dem Munde nahm; der Renegat drohte ihm aber von neuem, daß, wenn er ein Wort sagte, wir ihm das Leben nehmen

Weitere Kostenlose Bücher