Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
kastilianischer Münze zu bezahlen.«
    Meister Peter neigte sich und sagte: »Ich erwartete nicht weniger von der beispiellosen christlichen Gesinnung des tapferen Don Quixote von la Mancha, dem wahrhaftigen Helfer und Beistand aller notleidenden und bedrängten Vagabunden. Der Herr Wirt hier und der große Sancho mögen also Vermittler und Preisbestimmer zwischen mir und Euer Gnaden sein, was meine verdorbenen Figuren wert sind oder wert sein könnten.«
    Der Wirt und Sancho sagten, daß sie es tun wollten, und sogleich nahm Meister Peter den König Marsilio von Saragossa ohne Kopf von der Erde auf und sagte: »Man sieht, wie unmöglich es ist, diesem König sein altes Wohlsein wiederzugeben; ich meine daher, mit Anerkennung alles besseren Urteils, daß man mir für seinen Tod, sein Ende und sein Abscheiden vier Realen und einen halben gebe.«
    »Weiter«, sagte Don Quixote.
    »Für die Spalte aber, die von oben bis unten geht«, fuhr Meister Peter fort, indem er den zerteilten Kaiser Carolus Magnus in die Hände nahm, »wird es wohl nicht zuviel gefordert sein, wenn ich fünf und ein viertel Real verlange.«
    »Das ist nicht wenig«, sagte Sancho.
    »Nicht viel«, versetzte der Wirt; »wir wollen was ablassen und ihn auf fünf Realen schätzen.«
    »Gebt ihm die fünfe und den viertel auch«, sagte Don Quixote; »denn ein viertel mehr oder weniger bedeutet bei diesem außerordentlichen Unfalle nichts, und Meister Peter mache nur schnell, es ist Zeit, zu Abend zu essen, und ich spüre einen gewissen Hunger.«
    »Für diese Figur«, sagte Meister Peter, »ohne Nase und nur mit einem Auge, welches die schöne Melisendra ist, verlange ich, und ich denke, das ist billig, zwei Realen und zwölf Maravedis.«
    »Nun, das müßte ja wohl mit dem Teufel zugehen«, sagte Don Quixote, »wenn Melisendra mit ihrem Gemahl sich nicht schon wenigstens auf französischem Gebiete befinden sollte; denn das Pferd, auf welchem sie sich davonmachten, schien mir mehr zu fliegen als zu laufen, und deshalb muß man mir nicht die Katze für einen Hasen verkaufen wollen und mir hier eine nasenlose Melisendra bringen, indem die andere, wenn wir’s beim Lichte besehen, schon in Frankreich mit ausgestreckten Beinen liegt und mit ihrem Gemahl glücklich ist. Helfe Gott einem jeden zum Seinigen und laßt uns alle darauf denken, daß wir auf dem geraden Weg bleiben und in aller Rechtschaffenheit handeln und wandeln.«
    Als Meister Peter sah, daß Don Quixote wieder linksum machte, um zu seiner ersten Tollheit zurückzukommen, wollte er ihn nicht gerne entwischen lassen und sagte daher: »Das muß wohl nicht die Melisendra sein, sondern eine von ihren dienenden Jungfrauen; darum will ich mit sechzig Maravedis zufrieden sein und mich für gut bezahlt halten.«
    So wurde noch wegen vieler anderen verstümmelten Figuren ein Preis bestimmt, welchen die beiden Schiedsmänner zur Zufriedenheit der Parteien milderten, so daß sich die Rechnung auf vierzig und dreiviertel Realen belief; und da diese Sancho schnell bezahlte, verlangte Meister Peter noch zwei Realen für die Mühe, den Affen wieder zu fangen.
    »Gib sie ihm, Sancho«, sagte Don Quixote, »nicht um den Affen zu fangen, sondern damit wir nicht länger geäfft werden, und zweihundert wollte ich jetzt dem zur Belohnung geben, der mir mit Gewißheit sagen könnte, daß die Dame Doña Melisendra und der Herr Don Gayferos sich schon in Frankreich und unter den Ihrigen befinden.«
    »Keiner könnte das besser sagen als mein Affe«, sagte Meister Peter, »aber kein Teufel wird ihn jetzt fangen können; ich denke aber, daß seine Liebe zu mir und der Hunger ihn wohl die Nacht zwingen werden, mich zu suchen, es wird ja Tag werden, und wir wollen sehen.«
    Kurz, das Ungewitter wegen des Schauspiels war gänzlich vorüber; alle aßen in Frieden und fröhlicher Gesellschaft auf Kosten des Don Quixote miteinander, dessen Freigebigkeit ganz außerordentlich war. Noch vor Tagesanbruch ging der fort, der die Lanzen und Hellebarden führte, und als es Tag geworden, kamen der Vetter und der Page, um von Don Quixote Abschied zu nehmen, der erste im Begriff nach Hause zu gehen, und der zweite, seine Reise fortzusetzen, zu deren Erleichterung ihm Don Quixote ein Dutzend Realen gab. Meister Peter wollte nicht wieder dem Hin- und Widerreden mit Don Quixote ausgesetzt sein, den er sehr gut kannte, sondern packte vor Sonnenaufgang die Trümmer seines Spiels und seinen Affen zusammen und entfernte sich ebenfalls, um

Weitere Kostenlose Bücher