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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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während des Essens wandte er sich zum Doktor und sagte: »Denkt darauf, Herr Doktor, daß Ihr mir in Zukunft nicht so feine Sachen oder ausgesuchte Gerichte geben laßt; denn das hieße meinen Magen nur aus seiner Gewohnheit bringen, der an Ziegen-, Kuh- und Schweinefleisch gewöhnt ist, an Pökelfleisch, Wurzelwerk und Zwiebeln, und wenn Ihr ihm andere vornehme Gerichte gebt, so nimmt er sie nur ungern und manchmal wohl mit Ekel. Was der Herr Speisemeister tun kann, ist, mir zuweilen die sogenannten Ollas podridas machen zu lassen, in diese kann man hineintun, was man will, wenn es sich nur essen läßt, denn ich werde dankbar dafür sein und es auch dereinst vergelten. Übrigens spaße keiner mit mir, denn wir sind entweder, oder wir sind nicht; wir wollen alle leben und friedlich und freundlich miteinander essen, denn wenn der Tag anbricht, so bricht er für alle an; ich will diese Insel regieren, ohne rechts links oder links rechts zu machen, und jeder Mensch bleibe mit seiner Nase von fremden Angelegenheiten fort und sehe gerade aus den Augen, denn sonst soll man merken, daß der Teufel los ist, und wenn man mir Ursach’ dazu gibt, so soll man Wunder schauen: ei ja! mach’ dich nur zum Honig, so fressen dich die Fliegen.«
    »Wahrlich, Herr Statthalter«, sagte der Speisemeister, »Ihr habt in allem recht, was Ihr da gesagt habt; und ich verspreche im Namen aller Insulaner auf dieser Insel, daß sie Euch mit der größten Pünktlichkeit, Liebe und Ergebenheit dienen werden, denn die sanfte Regierungsweise, die Ihr ihnen zu Anfang gezeigt habt, läßt sie nicht anders handeln oder auf irgend etwas denken, das zum Nachteil von Euer Gnaden ausfallen könnte.«
    »Ich glaube das«, antwortete Sancho, »und sie wären große Narren, wenn sie anders täten oder möchten, und ich sage noch einmal, daß man nur für meinen Unterhalt und für meinen Grauen Sorge trage, denn das ist das Wichtigste und die Hauptsache, und wenn es Zeit ist, wollen wir die Runde machen, denn es ist meine Absicht, diese Insel von aller Unsauberkeit, von allen Vagabunden, müßigem und liederlichem Volke zu reinigen; denn Ihr müßt wissen, daß das müßige und faule Gesindel im Staate das nämliche ist, was die Drohnen in den Bienenstöcken sind, die den Honig verzehren, welchen die arbeitsamen Bienen machen. Ich denke die Bauern zu begünstigen, den Edelleuten ihre Vorrechte zu bewahren, die Tugendhaften zu belohnen und vor allen Dingen die Religion und das Ansehen der Geistlichen in Ehren zu erhalten. Was meint ihr dazu, meine Freunde? Ist es so recht, oder sitzt mir der Kopf nicht auf der rechten Stelle?«
    »Der gnädige Herr Statthalter spricht so«, sagte der Haushofmeister, »daß man erstaunen muß, wie ein Mann so ganz ohne Wissenschaften, welche Ihr doch nicht besitzt, dergleichen Dinge sagen könne, voller Sentenzen und guter Ratschläge, die gänzlich darüber hinaus sind, was von Eurem Geiste diejenigen erwarteten, die uns hierher schickten, sowie wir, die wir hergekommen sind; man sieht aber in der Welt alle Tage etwas Neues; aus Spaß wird Ernst, und die Spötter werden die Verspotteten.«
    Der Abend kam, und der Herr Statthalter speiste mit der Erlaubnis des Doktors Recio. Sie richteten sich hierauf zur großen Runde ein, er ging mit dem Haushofmeister, dem Sekretär, dem Speisemeister und dem Historiographen, der den Auftrag hatte, alle seine Handlungen niederzuschreiben, nebst so vielen Alguaziln und Schreibern, daß sie fast eine halbe Kompagnie ausmachen konnten. Sancho ging mit seinem Stabe in der Mitte, so ehrwürdig man ihn nur wünschen konnte, und als sie einige Gassen des Ortes durchstrichen hatten, hörten sie das Geräusch von Fechtenden; sie gingen hinzu und fanden, daß es zwei Menschen waren, die miteinander kämpften und welche, sobald sie die Justiz wahrnahmen, voneinander abließen, indem der eine rief: »Herbei im Namen Gottes und des Königs! Wie? Ist es möglich, soll es gelitten werden, daß man hier in der Stadt öffentlich raubt und daß man mitten auf der Straße überfallen wird?«
    »Seid ruhig, ehrlicher Mann«, sagte Sancho, »und erzählt mir die Ursache eures Zwistes, denn ich bin der Statthalter.«
    Der andere Gegner sagte hierauf: »Herr Statthalter, ich will die Sache in aller Kürze erzählen. Ihr müßt also wissen, daß dieser Edelmann in dem Spielhause, das hier gegenüber ist, mehr als tausend Realen gewonnen hat, und Gott weiß wie; ich war zugegen und entschied mehr als einen

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