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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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haben wirst. Gott befohlen, er schütze Dich, damit Du von niemand Bedrängnis erleiden mögest.
    Dein Freund
    Don Quixote von la Mancha«

    Sancho hörte den Brief mit vieler Aufmerksamkeit an, der gelobt und von allen, die ihn gehört hatten, sehr verständig gefunden wurde. Sancho stand schnell vom Tische auf, rief den Sekretär und schloß sich mit diesem in seinem Zimmer ein, um sogleich, ohne es aufzuschieben, seinem Herrn Don Quixote zu antworten. Er sagte dem Sekretär, daß er alles, ohne etwas zuzusetzen oder wegzulassen, so schreiben solle, wie er es ihm vorsagte, dieser tat es auch, und die Antwort, die er schrieb, lautete hierauf folgendermaßen:

    Brief des Sancho Pansa an Don Quixote von la Mancha:
    »Die Arbeit mit meinem Amte ist so groß, daß ich nicht Zeit habe, mir im Kopfe zu kratzen, oder mir die Nägel abzuschneiden, die mir deswegen auch so lang gewachsen sind, daß Gott darüber ein Einsehen haben mag. Ich sage dies nur, mein allerliebster Herr, damit Ihr Euch nicht darüber verwundert, daß ich Euch bisher noch keine Nachricht gegeben habe, ob es mir in meiner Statthalterschaft wohl oder übel geht, in der ich aber mehr Hunger leide, als da wir noch beide durch Wälder und Einöden zogen.
    Neulich schrieb mir der gnädige Herzog und gab mir die Nachricht, daß sich etliche Spione in diese Insel geschlichen hätten, mich umzubringen; bis jetzt aber habe ich noch keinen entdecken können, außer einen gewissen Doktor, der an diesem Orte besoldet wird, alle Statthalter, die nur herkommen, umzubringen; er heißt der Doktor Pedro Recio und ist aus Tirteafuera gebürtig, woraus Ihr selbst urteilen mögt, ob das nicht ein Name ist, der einem Furcht einjagt, daß man unter seinen Händen sterben werde. Dieser Doktor sagt von sich selber, daß er die Krankheiten nicht kuriert, wenn sie da sind, sondern daß er dem zuvorkommt, daß sie nicht kommen, und die Medizin, die er braucht, ist Hunger und immer wieder Hunger, bis er den Menschen zum bloßen Gerippe heruntergebracht hat, als wenn eine solche Magerkeit nicht schlimmer wäre als das Fieber. Kurz, er bringt mich durch Hunger um, und ich sterbe vor Verdruß, denn wenn ich dachte, in diese Statthalterschaft zu kommen, um warm zu essen und kühl zu trinken, um meinen Leib auf holländischer Leinwand und Federkissen zu pflegen, so muß ich statt dessen Buße tun, als wenn ich ein Eremit wäre, und da ich es nun nicht freiwillig tue, so denke ich, daß mich zu guter Letzt noch gar der Teufel holen wird.
    Bisher habe ich noch so wenig Rechtmäßiges bekommen, wie Unrechtmäßiges eingenommen, und ich kann nicht begreifen, woran das liegt, denn man hat mir hier gesagt, daß die Statthalter, die in diese Insel zu kommen pflegen, ehe sie hierher gelangen, von den Einwohnern vieles Geld geschenkt oder geliehen kriegen, und daß dieses auch ein gewöhnlicher Gebrauch bei allen sei, die in eine Statthalterschaft ziehen, und nicht bloß in der hiesigen Sitte ist.
    Als ich in der Nacht die Runde machte, fand ich ein sehr schönes Mädchen in Mannskleidern und ihren Bruder in Weibertracht; in das Mädchen hat sich mein Speisemeister verliebt und sie in seiner Phantasie zur Frau erwählt, wie er sagt; ich habe mir den jungen Menschen zum Schwiegersohn ausgesucht. Heute wollen wir beide unsere Gedanken dem Vater von den zweien vortragen, der ein gewisser Diego de la Llana, ein Edelmann und so alter Christ ist, als man sich nur wünschen kann.
    Ich habe die Märkte besucht, wie Ihr mir ratet, und gestern habe ich eine Hökerin gefunden, welche neue Nüsse verkaufte, ich brachte aber heraus, daß sie unter einen Scheffel neuer Nüsse einen anderen alter, wurmstichiger und verdorbener gemengt hatte; ich gab sie alle den Schuljungen preis, die sie wohl aussuchen werden, und gebot ihr, in vierzehn Tagen sich nicht auf dem Markte sehen zu lassen; man hat mir gesagt, daß ich brav gehandelt hätte. Was ich Euch sagen kann, ist, daß hier alle Leute meinen, es gäbe kein so böses Volk als die Marktverkäufer, denn alle sind unverschämt, frech und gewissenlos, und ich glaube es selbst, denn ich habe sie auch an anderen Orten so gefunden.
    Daß meine gnädigste Herzogin an meine Frau Therese Pansa geschrieben und ihr das Geschenk übersandt hat, wie Ihr mir erzählt, ist mir sehr angenehm, und ich werde mich bemühen, mich zu seiner Zeit dankbar zu erzeigen; küßt ihr doch in meinem Namen die Hände und sagt, daß ich beteure, sie habe es in keinen zerrissenen Sack

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