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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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keine Kapriole schneiden kann. Wäre es darauf angekommen, einen Klatschtanz mit den Sohlen zu machen, so hätte ich mich für Euch einstellen können, denn mit den Sohlen kann ich klatschen wie ein Engel; aber im Tanzen bin ich auch nur ein Stümper.«
    Mit diesen und anderen Reden brachte Sancho alle zum Lachen, die auf dem Balle waren, er schaffte seinen Herrn ins Bett und deckte ihn warm zu, damit er die Erkältung von seinem Tanze ausschwitzen möchte.
    Am folgenden Tage schien es Don Antonio gut, die Probe mit dem bezauberten Kopfe anzustellen, deshalb verschloß er sich mit Don Quixote, Sancho und zwei anderen Freunden, nebst den bei den Damen, die Don Quixote zu Boden getanzt hatten und die in dieser Nacht bei der Gemahlin des Don Antonio geblieben waren, in dem Zimmer, in welchem der Kopf war. Er sagte ihnen die Eigenschaft, welche dieser besäße, empfahl ihnen Verschwiegenheit und erklärte, daß dieses der erste Tag sei, an welchem er die Kraft des verzauberten Kopfes versuchen wolle. Außer den beiden Freunden des Don Antonio wußte keiner weiter, was es mit dem Kopfe für ein Bewandtnis hatte, und wenn es diesen Freunden Antonio nicht entdeckt hätte, so würden sie unvermeidlich in dasselbe Erstaunen verfallen sein, in welches die übrigen gerieten; so geschickt und künstlich war die Einrichtung.
    Der erste, der sich dem Ohre des Kopfes näherte, war Don Antonio selbst; dieser sagte mit leiser Stimme, doch so laut, daß es alle hören konnten: »Sage mir, Kopf, durch die Kraft, welche du besitzest, welche Gedanken habe ich jetzt?«
    Und der Kopf antwortete, ohne die Lippen zu bewegen, mit einer hellen und deutlichen Stimme, so daß alle folgendes vernehmen konnten: »Ich urteile nicht über Gedanken.«
    Als sie dies hörten, waren alle erschrocken, da sie wohl sahen, daß weder im ganzen Zimmer noch in der Gegend des Tisches sich eine menschliche Person befand, welche hätte antworten können. »Wieviel sind wir hier?« fragte Antonio noch einmal, und zugleich wurde auf die nämliche Weise geantwortet: »Du nebst deiner Gemahlin und zweien Freunden von dir, nebst zwei Freundinnen von ihr, und ein berühmter Ritter, welcher Don Quixote von la Mancha heißt, und sein Stallmeister, Sancho Pansa mit Namen.«
    Nun war wieder von neuem die Verwunderung da und richteten sich wieder allen die Haare vor Entsetzen empor. Don Antonio trat vom Kopfe zurück und sagte: »Dies ist mir genug, um einzusehen, daß ich von demjenigen nicht betrogen bin, der dich mir verkauft hat, o du weiser Kopf, redereicher Kopf, antwortvoller Kopf und bewundernswürdiger Kopf. Jetzt trete ein anderer hin und frage, was er Lust hat.« Da nun die Weiber gewöhnlich voreilig und vorwitzig sind, so war die erste, die hinzutrat, eine von den Freundinnen der Gemahlin des Don Antonio, welche fragte: »Sage mir, Kopf, was muß ich tun, um recht schön zu sein?« Und die Antwort war: »Sei recht tugendhaft.«
    »Ich frage nicht mehr«, sagte die Fragerin.
    Ihre Gefährtin trat sogleich hinzu und sagte: »Ich möchte wissen, Kopf, ob mein Mann mich liebt oder nicht.«
    Und man antwortete: »Sieh, wie er dir begegnet, und du wirst es wissen.«
    Die Verheiratete entfernte sich und sagte: »Dieser Antwort wegen war keine Frage nötig, denn aus der Begegnung kann man allerdings den Willen dessen erkennen, von dem sie kommt.«
    Jetzt kam einer von den Freunden des Don Antonio und fragte: »Wer bin ich?«
    Und er erhielt zur Antwort: »Du weißt es.«
    »Das frage ich nicht«, antwortete der Ritter, »sondern du sollst mir sagen, ob du mich kennst.«
    »Ich kenne dich«, war die Antwort, »du bist Don Pedro Noriz.«
    »Mehr will ich nicht wissen, denn daraus, o Kopf, kann man annehmen, daß du alles weißt.«
    Er trat zurück, und der andere Freund legte ihm die Frage vor: »Sage mir, Kopf, was wünscht mein Sohn, der Majoratsherr?«
    »Ich habe schon gesagt«, wurde geantwortet, »daß ich über Wünsche nicht urteile; trotz dessen kann ich dir sagen, die deines Sohnes laufen darauf hinaus, dich zu beerdigen.«
    »Das«, sagte der Ritter, »kann ich mit Augen sehen und mit Händen greifen, und ich frage nicht mehr.«
    Die Gemahlin des Don Antonio trat hinzu und sagte: »Ich weiß nicht, Kopf, was ich fragen soll, nur das will ich von dir wissen, ob ich meinen lieben Mann noch viele Jahre behalten werde.«
    Die Antwort war: »Ja, denn seine Gesundheit und seine Mäßigkeit versprechen ihm noch viele Lebensjahre, welche viele durch Unmäßigkeit zu

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