Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
zur Zufriedenheit des Don Quixote als des Sancho.
Die Ritter in der Stadt, um dem Don Antonio gefällig zu sein und dem Don Quixote eine Artigkeit zu erzeigen und um ihm Gelegenheit zu geben, seine Albernheit zu entwickeln, wollten nach sechs Tagen ein Ringrennen anstellen, welches aber nicht zustande kam, aus der Ursache, die unten gesagt werden wird.
Don Quixote bekam Lust, gewöhnlich gekleidet und zu Fuß durch die Stadt zu gehen, denn er fürchtete, daß, wenn er zu Pferde wäre, ihn die Jungen wieder verfolgen möchten; deshalb ging er mit Sancho aus, nebst zwei Dienern, die ihm Don Antonio mitgab. Als sie durch eine Straße gingen, erhob Don Quixote zufällig die Augen und sah über einer Tür mit großen Buchstaben geschrieben: Hier werden Bücher gedruckt, worüber er sich sehr freute, weil er bis jetzt noch keine Druckerei gesehen hatte und gern ihre Einrichtung kennenlernen wollte. Er ging mit allen, die ihn begleiteten, hinein und sah auf der einen Seite Bogen abziehen, auf der anderen Korrekturen machen, hier setzen, dort die Lettern reinigen und, kurz, alles das geschehen, was man in einer großen Druckerei sehen kann. Don Quixote ging nach einem Kasten und fragte, was dort getan würde; man beschrieb ihm die Verrichtung, er verwunderte sich und ging weiter. Unter anderen kam er zu einem, den er fragte, was er tue. Jener antwortete: »Mein Herr, dieser Ritter, der hier zugegen ist (wobei er auf einen Mann von feinem Anstande und einer gewissen Würde wies), hat ein toskanisches Buch in unsere kastilianische Sprache übersetzt, und ich bin jetzt beschäftigt, es zu setzen und dem Druck zu übergeben.«
»Welchen Titel führt dies Buch?« fragte Don Quixote.
Worauf der Autor antwortete: »Mein Herr, dieses Buch heißt im Toskanischen le bagattelle.«
»Und was bedeutet le bagattelle im Kastilianischen?« fragte Don Quixote.
»Le bagattelle«, sagte der Autor, »ist das, was wir im Spanischen Kleinigkeiten nennen; aber obgleich das Buch diesen bescheidenen Titel führt, so enthält es doch treffliche und sehr wichtige Sachen.«
»Ich«, sagte Don Quixote, »verstehe etwas vom Toskanischen und rühme mich, einige Stanzen aus Ariosto zu singen. Aber sagt mir doch, mein edler Herr (und ich frage dies nicht, als ob ich Eure Kenntnisse prüfen wollte, sondern aus bloßer Neugier), habt Ihr in dieser Schrift wohl das Wort Pignata gefunden?«
»O ja, oftmals«, antwortete der Autor.
»Und wie übersetzt Ihr es im Kastilianischen?« fragte Don Quixote.
»Wie soll es anders übersetzt werden«, versetzte der Autor, »als durch Topf?«
»Bei meinem Leben!« sagte Don Quixote, »ei! Wie weit habt Ihr es im toskanischen Idiom gebracht! Ich will eine große Wette anstellen, daß, wenn es im Toskanischen piace heißt, Ihr im Kastilianischen place sagt, und wo piu steht, sagt Ihr mas, für su setzt Ihr arriba, und für giu abajo.«
»Natürlich«, sagte der Autor, »denn dieses sind die eigentlichen Bedeutungen.«
»Ich wollte schwören«, sagte Don Quixote, »daß Ihr nicht von der Welt gekannt seid, die es stets ungern tut, die blühenden Genien zu bekränzen und löbliche Arbeiten zu belohnen. Wie viele Talente sind so untergegangen! Wie manches Genie ging so verloren! Wie viele Tugenden wurden geringgeschätzt! Dessenungeachtet scheint es mir, daß das Übersetzen aus einer Sprache in die andere, wenn es nicht aus den Königinnen der Sprachen, der griechischen und lateinischen geschieht, sich so verhält, als wenn man die flamändischen Tapeten auf der unrechten Seite sieht, denn ob sich gleich die Figuren zeigen, so sind sie doch voller Fäden, die sie entstellen, und sie zeigen sich nicht in der Schönheit und Vollkommenheit wie auf der rechten Seite. Auch beweist das Übersetzen aus leichten Sprachen ebensowenig Talent als Beredsamkeit, sowenig wie der beides zeigen kann, der ein Papier vom anderen abschreibt; deswegen aber will ich nicht sagen, daß das Übersetzen keine löbliche Arbeit sei, denn der Mensch kann noch mit anderen schlimmeren Dingen seine Zeit zubringen und die ihm weniger Nutzen gewähren. Von diesem sind aber zwei berühmte Übersetzer ausgenommen, der eine Christoval de Figueroa in seinem Pastor Fido, und der zweite Don Juan de Jauregui in seinem Aminta, bei denen man wirklich in Zweifel gerät, welches die Übersetzung und welches das Original sei. Aber sagt mir doch gütigst, laßt Ihr dies Buch auf Eure Kosten drucken, oder habt Ihr den Verlag schon einem Buchhändler
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