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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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hatte kaum die Lippen bewegt, als sie sie ihm schon wieder mit den Spitzen der Lanzen verschlossen. Dem Sancho begegnete das nämliche, der sich kaum zum Sprechen anschickte, als ihn einer von denen zu Fuß mit einem Pfriemen stach und den Grauen ebenfalls, als wenn dieser auch sprechen wollte.
    Die Nacht brach herein, sie beschleunigten ihren Weg, und bei den beiden Gefangenen nahm die Furcht zu, besonders als sie hörten, daß man sie von Zeit zu Zeit so anredete: »Fort, ihr Troglodyten, schweigt, Barbaren, wartet nur, Anthropophagen, beklagt euch nicht, ihr Skythen, tut die Augen nicht auf, ihr mörderischen Polyphemen, ihr würgerischen Löwen!« nebst anderen ähnlichen Benennungen, womit sie die Ohren der beiden Unglücklichen, des Herrn und des Dieners, marterten.
    Sancho sagte zu sich selber: wir sollen Trogdiebe sein, Barbiere, Handboten zu Wagen, Polen und Böhmen und alles durcheinander? Diese Namen wollen mir gar nicht gefallen, es weht ein übler Wind für uns, das Unglück fällt so dicht wie die Prügel auf den Hund, und wenn es nur noch bei Prügeln sein Bewenden hätte, aber ich fürchte, dies Abenteuer wird uns noch weit teurer zu stehen kommen.
    Don Quixote war ganz in Verwirrung, ohne mit allem seinem Nachsinnen herausbringen zu können, was diese Schmähworte, womit man sie überhäufte, bedeuten sollten, doch zog er daraus den Schluß, daß er nichts Gutes zu hoffen und viel Böses zu fürchten habe. Sie kamen in der Nacht in einem Schlosse an, welches Don Quixote bald für das des Herzogs erkannte, in welchem er sich noch vor kurzem befunden hatte.«Heiliger Gott!« sagte er, als er es erkannte, »ha! was hat doch dieses zu bedeuten? Sonst war in diesem Hause lauter Höflichkeit und freundliche Bewirtung; aber für die Überwundenen verkehrt sich das Gute in das Schlimme und das Schlimme in das Ärgste.«
    Sie begaben sich in den großen Schloßhof und sahen dort alles so eingerichtet und angeordnet, daß ihr Erstaunen wuchs und sich ihre Furcht verdoppelte, wie man im folgenden Kapitel sehen wird.

69. Kapitel

    Von dem seltsamsten und wunderlichsten Abenteuer, welches im ganzen Verlaufe dieser großen Historie Don Quixote begegnete.
    Die zu Pferde stiegen ab und faßten mit denen zu Fuß Sancho und Don Quixote eilig an und führten sie in den Hof, in welchem rundumher hundert Fackeln brannten, auf großen Leuchtern befestigt, und auf den Galerien des Hofes brannten über fünfhundert Lampen, so daß, ungeachtet der Nacht, welche sehr finster war, man den Mangel des Tages nicht bemerkte. In der Mitte des Hofes erhob sich ein Grabhügel, ungefähr zwei Ellen über den Boden, über welchen ein auf seinen Stufen sehr großer Baldachin von schwarzem Sammet ausgebreitet war, um welchen Hügel große Kerzen von weißem Wachse brannten, auf mehr als hundert silbernen Leuchtern; auf dem Grabmale selbst zeigte sich der Leichnam einer so schönen Jungfrau, daß ihre Schönheit den Tod selbst schön machte. Ihr Haupt ruhte auf einem Kissen von Brokat, mit einem Kranz umgeben, der aus mannigfaltigen und duftenden Blumen geflochten war, die Hände waren auf der Brust gefaltet, und in ihnen hielt sie den Zweig einer weißen Siegespalme. Auf der einen Seite des Hofes war eine Bühne angebracht, wo auf zwei Stühlen zwei Männer saßen, die, nach den Kronen auf ihren Häuptern und den Szeptern in den Händen, aussahen, als wenn sie zwei Könige sein müßten, entweder wahrhaftige oder auch nachgeahmte. Zur Seite dieser Bühne, zu welcher einige Stufen führten, waren zwei andere Sessel hingestellt, auf welche diejenigen, welche die Gefangenen führten, Don Quixote und Sancho niedersetzten; alles dieses stillschweigend, indem sie ihnen durch Zeichen zu verstehen gaben, daß sie ebenfalls schweigen möchten; aber diese würden dennoch geschwiegen haben, wenn man ihnen auch kein Zeichen gegeben hätte, weil das Erstaunen, mit welchem sie alles betrachteten, ihre Zungen gefesselt hielt. Hierauf stiegen zur Bühne mit ansehnlicher Begleitung zwei vornehme Personen hinauf, welche von Don Quixote sogleich für den Herzog und die Herzogin, seinen Wirten, erkannt wurden; diese setzten sich auf zwei kostbare Sessel neben diejenigen, welche wie Könige aussahen. Wer würde sich wohl hierüber nicht verwundert haben, da überdies noch Don Quixote erkannte, daß der Leichnam, welcher auf dem Grabmale lag, die schöne Altisidora war? Als der Herzog und die Herzogin zur Bühne hinaufstiegen, standen Don Quixote und Sancho

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