Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
geraten sind, daß er der Eigentümer sein möge, sind wir auch schon verpflichtet, ihn zu suchen und ihm sein Geld zurückzugeben; suchen wir ihn aber nicht, so ist die Vermutung, daß er der Eigentümer sein möchte, für uns so gut ein Verbrechen, als wenn wir es gewiß wüßten: also, Freund Sancho, möge dir das Suchen keinen Verdruß erregen, denn es ist meine Sache, ihn aufzufinden.« Mit diesen Worten spornte er den Rosinante, und Sancho folgte auf seinem Esel nach. Nachdem sie um einen Teil des Berges geritten waren, sahen sie in einem Bache ein totes, von Hunden und Raben halbverzehrtes, gesatteltes und aufgezäumtes Maultier liegen, welches sie in der Vermutung bestätigte, daß der Flüchtling der Eigentümer des Tieres und des Mantelsackes sei. Wie sie es noch beschauten, hörten sie eine Pfeife, wie von einem Hirten, der eine Herde führt und sie sahen auch links eine große Anzahl Ziegen und hinter diesen, oben auf dem Bergrücken einen Hirten, der sie hütete, einen alten Mann. Don Quixote rief und bat, daß er zu ihnen herunterkommen möchte. Jener antwortete mit lautem Geschrei, wie sie in diese Gegend gekommen wären, die wenig oder gar nicht betreten würde, außer von den Füßen der Ziegen oder der Wölfe, oder anderer Bestien, die sich dort herumtrieben. Sancho antwortete, er möchte herunterkommen, und sie wollten ihm dann alles erzählen.
    Der Ziegenhirt stieg herunter, und als er an die Stelle kam, wo Don Quixote stand, sagte er: »Ihr beschaut gewiß den Mietesel, der hier tot in dem Loche liegt, er liegt nun wahrhaftig schon seit sechs Monaten auf der Stelle da; aber sagt, habt Ihr nirgends seinen Herrn getroffen?«
    »Wir haben nichts getroffen«, antwortete Don Quixote, »als ein Reitkissen und einen Mantelsack, die wir nicht weit von hier fanden.«
    »Auch ich hab’s gefunden«, antwortete der Ziegenhirt, »aber ich hab’s niemals aufnehmen wollen, ja ihm nicht einmal nahe kommen, weil ich vor Schaden bange war, und daß sie’s mir mal für einen Diebstahl auslegen konnten; der Teufel ist pfiffig und legt uns oft was vor die Füße, worüber man stolpert und fällt, man weiß nicht, wie’s kommt.«
    »Gerade wie ich gesagt habe«, antwortete Sancho, »denn auch ich hab’s gefunden, aber ich mochte ihm nicht auf einen Steinwurf nahe kommen: da hab’ ich’s gelassen und da mag es bleiben, wie es war, denn ich mag nicht die Katzen, daß sie mich kratzen.«
    »Sagt mir doch, guter Freund«, sprach Don Quixote, »wißt Ihr nicht etwas Näherers von dem Herrn der Sachen?«
    »Was ich Euch sagen kann«, antwortete der Ziegenhirt, »ist, daß es nun gerade sechs Monate sein mögen, einige Tage auf und ab, als ein junger Herr zu einer Schäferhüttung kam, drei Meilen von hier; er sah vornehm und stattlich aus und ritt auf eben dem Maulesel, der nun hier tot liegt, er hatte auch das nämliche Felleisen, das Ihr, wie Ihr sagt, gefunden und nicht angerührt habt. Er fragte uns, welcher Teil des Gebirges am wildesten und einsamsten wäre, worauf wir ihm die Gegend nannten, in der wir uns jetzt befinden, und so ist es auch, denn wenn Ihr Euch nur noch eine halbe Meile tiefer hinein begebt, so findet Ihr vielleicht keinen Rückweg, und es ist schon ein Wunder, wie Ihr nur bis hierher gekommen seid, denn kein Weg noch Fußsteig führt nach dieser Stelle. Wie also der junge Mensch unsere Antwort vernommen hatte, ritt er nach der Gegend dort, die wir ihm bezeichnet hatten, indem uns allen sein schönes Ansehen gefiel und wir uns über seine Fragen verwunderten, sowie über die Hast, mit der er alsbald den Weg ins Gebirge einschlug. Seitdem sahen wir ihn nicht mehr, bis er nach etlichen Tagen einem von unseren Hirten begegnete, ohne ein Wort zu sprechen sich an ihn machte, und ihm viele Schläge und Stöße gab, worauf er sich der Schäfertasche bemächtigte und Brot und Käse, das drinnen war, herausnahm, hierauf aber mit erstaunlicher Schnelligkeit in das Gebirge zurückrannte. Da etliche von uns Ziegenhirten dies erfuhren, gingen wir wohl zwei Tage in den wüstesten Gegenden des Gebirges herum, um ihn zu suchen, worauf wir ihn denn auch in der Höhlung eines großen dicken Korkbaumes fanden. Er kam sehr ruhig auf uns zu, seine Kleidung war schon zerrissen, sein Angesicht entstellt und von der Sonne verbrannt, so daß wir ihn kaum wieder erkannten, doch gaben uns seine Kleider, ob sie schon zerrissen waren, Merkmale genug, woraus wir abnahmen, daß er der nämliche sei, den wir suchten. Er

Weitere Kostenlose Bücher