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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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wohl hätte nachgeben müssen, wäre sie auch von Erz gewesen. Er weinte, flehte, beschwur, vergötterte und erdichtete so viele Rührungen, die durchaus wahr schienen, daß er Camillas Sittsamkeit überwand und über etwas triumphierte, was er am wenigsten gedacht hatte und am meisten wünschte. Er ergab sich Camilla, Camilla ergab sich ihm; war es aber zu verwundern, da Lotarios Freundschaft selbst nicht hatte ausdauern können? Wodurch wir deutlich einsehen, daß die Leidenschaft der Liebe nur durch die Flucht überwunden wird und daß niemand mit einem so starken Feinde handgemein werden soll; denn es ist vonnöten, mit göttlichen Kräften gegen seine eignen menschlichen zu streiten.
    Nur Leonella wußte um die Schwachheit ihrer Gebieterin, denn ihr konnten sich die beiden schlimmen Freunde und Neuverliebten unmöglich verbergen. Lotario mochte der Camilla den Auftrag Anselmos nicht vertrauen, und daß er sein jetziges Glück veranlaßt, damit sie nicht an seiner Liebe zweifeln und auf den Gedanken fallen möchte, daß er sich ohne eigne Absicht und nur zufälligerweise um sie bemüht habe.
    Nach wenigen Tagen kam Anselmo in sein Haus zurück, und es fiel ihm nicht ein, daß ihm hier wohl das fehlen dürfte, was nun mangelte und er am höchsten schätzte. Er ging sogleich, Lotario zu sehen, und fand ihn in seinem Hause; sie umarmten sich, und er erkundigte sich nach den Neuigkeiten, die sein Leben oder seinen Tod bestimmen würden. »Die Neuigkeiten, die ich dir geben kann, Freund Anselmo«, sagte Lotario, »sind die, daß du eine Frau besitzest, die mit Recht das Muster und die Krone aller edlen Frauen genannt zu werden verdient : Meine Worte sind in den Wind gesprochen, meine Schmeicheleien hat sie verachtet, meine Geschenke zurückgewiesen, über meine erheuchelten Tränen hat sie gespottet. Kurz, so wie Camilla der Preis aller Schönheit ist, so ist sie auch ein Schrein aller Tugend, in welchem Liebenswürdigkeit, Sittsamkeit und alle die Vorzüge aufbewahrt sind, welche ein edles Weib schmücken und verherrlichen; nimm hier dein Geld zurück, mein Freund, denn ich habe es noch, ohne Gebrauch davon machen zu können, denn Camillas Edelsinn wird nicht von so gemeinen Dingen bestochen, wie Geschenke und Versprechungen sind. Sei nun zufrieden, Anselmo, und stelle keine neuen Proben an; da du mit trockenem Fuße durch dieses Meer alles des Argwohns und Verdachts, den die Weiber nur immer erregen können, gewandert bist, so begib dich nicht von neuem in die hohe Flut der Zweifelsucht oder laß von keinem andern Piloten neue Versuche über die Güte und Stärke des Fahrzeugs anstellen, das dir der Himmel dazu gab, um mit ihm das Meer dieser Welt zu durchschiffen; sondern überzeuge dich, daß du im sichern Hafen bist; wirf den festen Anker des Vertrauens aus und bleibe hier liegen, bis dir jene Schuld abgefordert wird, die kein Mensch zu bezahlen verweigern kann.«
    Diese Worte Lotarios vergnügten Anselmo sehr, und er vertraute ihnen so, als wenn sie ein Orakel ausgesprochen hätte; aber dennoch bat er ihn, das Unternehmen nicht ganz fahrenzulassen, wenn es auch nur des Scherzes und der Unterhaltung wegen geschähe und auch der vorige große Eifer nicht mehr nötig sei, er wünsche bloß, daß er einige Verse auf sie unter dem Namen der Cloris schreiben möchte, weil er Camillen sagen wolle, daß er in eine Dame verliebt sei, der er diesen Namen gegeben, um sie mit dem Anstande besingen zu können, den ihre Tugend erheische; wenn Lotario aber nicht selbst die Mühe über sich nehmen wolle, diese Verse zu machen, so wolle er sie ausarbeiten.
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Lotario, »denn die Musen sind mir nicht so feindselig, daß sie mich nicht einigemal im Jahre besuchen sollten; sprich du nur zu Camilla, wie du dir vorgenommen hast, von meiner erdichteten Liebe, ich will die Verse machen, und wenn sie auch nicht so gut sind, als der Gegenstand sie verdient, so sollen sie doch wenigstens die besten sein, die ich machen kann.«
    Bei dieser Abrede blieb es zwischen dem fürwitzigen und dem verräterischen Freunde, und Anselmo ging nach Hause und befragte Camilla über das, worüber sie sich schon gewundert, daß er sie nicht gleich befragt hatte; sie möchte ihm nämlich sagen, aus welchen Gründen sie ihm neulich jenen Brief gesendet hätte. Camilla antwortete, es sei ihr vorgekommen, als sähe Lotario sie mit etwas andern Augen an, als wenn er zugegen wäre; daß sie aber nachher ihren Irrtum eingesehen

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