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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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wolle, wenn er auch nicht ausginge, denn er wollte sich zu Hause mit solchen Dingen beschäftigen, daß Camilla seiner List unmöglich auf die Spur kommen könne.
    Es vergingen hierauf mehrere Tage, an denen Lotario kein Wort mit Camilla sprach, dem Anselmo aber sagte, wie er mit ihr rede, sie aber auch nicht die kleinste Erwartung errege, daß sie sich zu etwas Unanständigem würde verleiten lassen, so daß sie ihm nicht den schwächsten Schatten von Hoffnung erblicken lasse; sondern sie drohe ihm vielmehr, daß, wenn er diese schlechten Gedanken nicht aufgebe, sie es ihrem Gemahl erzählen würde.
    »Es steht gut«, sagte Anselmo, »bis hierher hat Camilla den Worten widerstanden, es muß sich nun zeigen, wie sie sich Taten widersetzt; ich will dir morgen zweitausend Taler geben, die du ihr anbieten und geben sollst, und noch einmal soviel, um Schmuck einzukaufen, womit du sie verstricken sollst, denn die Weiber sind darin leidenschaftlich, und desto mehr, je schöner sie sind, und ungeachtet aller Keuschheit, sich gut zu kleiden und kostbar einherzugehen; widersteht sie dieser Versuchung, so will ich mich zufriedengeben und dir keine weitere Beschwerde machen.«
    Lotario antwortete, daß er das, was er angefangen, auch bis zum Ende hinausführen wollte, denn er sei überzeugt, daß er als der Besiegte erscheinen würde. Am andern Tage bekam er die viertausend Taler, und mit ihnen viertausend Verwirrungen, denn er wußte nicht, welche neue Lüge er vorbringen solle; endlich aber nahm er sich doch vor, zu sagen, daß sich Camilla gegen Geschenke und Versprechungen ebenso stark wie gegen Worte bezeige und daß er es unnötig finde, sich noch weiter zu bemühen, denn die Zeit sei doch nur durchaus verloren.
    Das Schicksal aber, welches die Sachen anders führte, richtete es ein, daß, nachdem Anselmo, wie er öfter getan, Lotario und Camilla allein gelassen, er sich in ein ander Zimmer schloß und durch das Schlüsselloch sehen und hören wollte, was die beiden vornehmen würden, wo er denn in länger als einer halben Stunde sah, daß Lotario kein Wort mit Camilla sprach und auch nicht mit ihr gesprochen hätte, wenn er auch zehn Jahr dort geblieben wäre; er ward inne, daß alle Antworten, die ihm sein Freund jemals von Camilla wiederholt hatte, nur Erdichtungen sein mußten; und um sich zu überzeugen, ob dem so sei, verließ er das Gemach, rief Lotario beiseite und fragte ihn, wie es ginge und wie Camilla sich benehme. Lotario antwortete ihm, daß er durchaus keinen neuen Versuch anstellen möchte, denn sie antwortete so hart und rauh, daß er nicht das Herz habe, ihr noch ein einziges Wort zu wiederholen. »Ha! Lotario!« rief Anselmo aus, »wie wenig entsprichst du deiner Pflicht und meinem Vertrauen! Ich habe dir heute durch die Öffnung jenes Schlosses zugesehen und bemerkt, wie du nicht ein einziges Wort zu Camilla gesagt hast, woraus ich abnehme, daß du ihr noch das erste sagen sollst, und wenn dem so ist, wie du denn nicht leugnen kannst, warum hintergehst du mich, oder warum suchst du mir durch deine List die Mittel zu nehmen, die doch nur die einzigen sind, um mein Vorhaben auszuführen?«
    Mehr sagte Anselmo nicht, aber dies war schon genug, um Lotario betroffen zu machen und in Verwirrung zu bringen, der es nun für eine Ehrensache hielt, daß man ihn als Lügner erfunden hatte, und dem Anselmo schwur, von diesem Augenblicke das Geschäft zu seiner Zufriedenheit über sich zu nehmen und ihn nicht zu belügen, wie er sehen würde, wenn er ihn mit größter Aufmerksamkeit beobachtete; daß es aber nicht nötig sei, ihn weiter anzutreiben, denn er denke ihm nun so zu willfahren, daß ihm kein Mißtrauen mehr übrigbleiben solle. Anselmo glaubte ihm, und um ihm die Gelegenheit sicherer zu machen und jede Störung zu entfernen, entschloß er sich, auf acht Tage sein Haus zu verlassen und sich zu einem Freund zu begeben, der in einem Dorfe, nicht weit von der Stadt, wohnte; diesen Freund richtete er dahin ab, daß er ihn sehr dringend einladen mußte, um vor Camilla einen Vorwand seiner Abreise zu haben. Unglücklicher und unvorsichtiger Anselmo! Was tust du? Was unternimmst du? Was ordnest du an? Bedenke, daß du alles gegen dich selbst tust, deine Entehrung unternimmst, deinen Untergang anordnest. Deine Gattin ist edel, in Frieden besitzest du sie, nichts stört dein Vergnügen, ihre Gedanken überschreiten nicht die Wände ihres Hauses, du bist ihr Himmel auf Erden, das Ziel ihrer Wünsche, der Inbegriff

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