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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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erst gesagt habe.«
    »Beruhigt Euch, Doña Clara«, sagte hierauf Dorothea, indem
    sie sie zu tausend Malen küßte; »ich sage, beruhigt Euch und erwartet in Geduld den Tag, denn ich hoffe, mit Gottes Hülfe, Euere Sache so zu führen, daß sie ein so glückliches Ende erreicht, als ein so guter Anfang verdient.«
    »Ach, Señora!« sagte Doña Clara, »welch ein Ende kann ich erwarten, wenn sein Vater so vornehm und reich ist, daß ich es kaum verdiene, die Magd seines Sohnes, viel weniger seine Gemahlin zu sein? Mich aber ohne Wissen meines Vaters zu verheiraten, könnte ich um alles in der Welt nicht tun; ich wünschte nur, daß der junge Mensch umkehrte und mich verließe, denn vielleicht, wenn ich ihn nicht sehe und viele Meilen zwischen uns liegen, wird dieser Schmerz gelindert, den ich jetzt empfinde, ob ich freilich doch glaube, daß mir dieses Mittel nicht viel helfen wird. Ich weiß nicht, welcher Teufel es gemacht hat oder wo alle die Liebe in mir hergekommen ist, da ich so jung bin und er so jung ist, denn ich glaube, daß wir in einem Alter sind, und ich bin noch keine sechzehn Jahre alt, sondern werde es erst auf künftigen Michaelistag, wie mir mein Vater gesagt hat.«
    Dorothea mußte lachen, da sie Doña Clara so wie ein Kind reden hörte, worauf sie sagte: »Wir wollen noch, Señora, die wenige Zeit über schlafen, die von der Nacht übrig ist, es wird Tag werden, und wir wollen ein Mittel finden, oder ich müßte sehr ungeschickt sein.«
    Hierauf schliefen sie ein, und in der ganzen Schenke herrschte das größte Stillschweigen. Nur die Tochter der Wirtin und die Magd Maritorne schliefen nicht; diese, die das Übel kannten, an welchem Don Quixote krankte, und wußten, daß er draußen vor der Schenke zu Pferde und bewaffnet hielt, um zu wachen, nahmen sich vor, einen Spaß mit ihm zu treiben oder wenigstens die Zeit damit zu verkürzen, seinen Torheiten zuzuhören.
    In der ganzen Schenke war kein Fenster, das auf das Feld hinausgegangen wäre, als eine Luke, zu welcher man das Stroh herauswarf. An diese Luke stellten sich die beiden Halbjungfrauen und sahen, wie Don Quixote zu Pferde saß, auf seine Stange gestützt, von Zeit zu Zeit schmerzliche und tiefe Seufzer ausstoßend, als wenn ihm mit jedem die Seele entweichen wollte; zugleich hörten sie, wie er mit sanfter, feierlicher und verliebter Stimme klagte: »O du meine Gebieterin Dulcinea von Toboso, Ausbund aller Schönheit, Blüte jedes Verstandes, Archiv alles Witzes, Niederlage jeder Tugend, Ideal aller Vollkommenheiten und alles Schönen und Edlen, das nur in der Welt ist! Was beginnt jetzt deine Hoheit? Wendest du vielleicht die Gedanken auf deinen gefangenen Ritter, der sich so großer Gefahren, bloß um dir zu dienen, aus freier Willkür unterzogen hat? Gib du mir Nachricht von ihr, o du Leuchtende mit dem dreifachen Antlitze, vielleicht betrachtest du das ihrige jetzt mit Neid, indem sie durch eine Galerie ihres herrlichen Palastes wandelt oder sich mit dem Busen über einen Balkon hinauslehnt und erwägt, wie sie, ihrer Tugend und Hoheit unbeschadet, die Qual lindern möchte, die um ihretwillen mein zerrissenes Herz erduldet, welche Freude sie meiner Pein geben könnte, welche Ruhe meiner Sorge und, kurz, welches Leben meinem Tode und welche Belohnung meinen Diensten. Und du, Sonne, die du wohl schon eilige Anstalt machst anzuschirren, um den Morgen deine Rosse zu bringen und meine Gebieterin zu sehen, wenn du sie siehst, so bitte ich dich, grüße sie von meinetwegen! Wenn du sie aber siehst oder begrüßest, so hüte dich ja, ihr einen Kuß auf das Angesicht zu geben, denn ich werde eifersüchtiger auf dich sein, als du es nur jemals auf jene leichtfüßige Grausame warst, die dich so seufzen und laufen ließ in den thessalischen Ebenen oder an den Ufern des Peneus – denn ich erinnere mich jetzt gerade nicht, wo du damals liefest –, in Liebe und Eifer entbrannt.«
    So weit war Don Quixote in seiner Trauerklage gekommen, als die Tochter der Wirtin ihn durch ein »St! St!« herbeirief und sagte: »Gnädiger Herr, wenn es Euch gefällig ist, so kommt doch hier heran.«
    Auf diese Anrede wandte Don Quixote das Haupt und sah beim Scheine des Mondes, der in voller Klarheit glänzte, wie man ihn aus der Luke rufe, die ihm ein Fenster schien, und selbst mit vergoldetem Gitter, so wie es einem reichen Kastelle zukommt, wofür er die Schenke ansah, und sogleich stellte er sich in seiner törichten Einbildung vor, daß gerade wie das

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