Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
den Häschern und furchtbare Wut unseres edlen Ritters Don Quixote

    Indem Don Quixote dieses sprach, suchte der Pfarrer den Häschern deutlich zu machen, daß es Don Quixote am Verstande fehle, wie sie aus seinen Taten und Worten hinlänglich abnehmen könnten, darum, wenn sie ihn auch gefangen fortführten, so würden sie ihn doch sogleich als einen Unsinnigen wieder loslassen müssen. Worauf der mit dem Verhaftsbefehle antwortete, daß es nicht sein Amt sei, über Don Quixotes Unvernunft zu urteilen, sondern das auszurichten, was ihm von seinen Oberen anbefohlen sei, und daß, wenn er einmal gefangen, man ihn nachher dreihundertmal loslassen könne.
    »Dennoch«, sagte der Pfarrer, »werdet Ihr ihn diesmal nicht fortführen, auch wird er sich nicht fortführen lassen, soviel ich davon begreife.«
    Kurz, der Pfarrer wußte so viel Gründe vorzubringen, und Don Quixote wußte so viel Narrheiten anzustellen, daß die Häscher noch närrischer als er selber gewesen wären, wenn sie nicht seinen Unverstand eingesehen hätten; sie fanden also für gut, sich zufriedenzugeben, ja obenein den Frieden zwischen dem Barbier und Sancho Pansa zu vermitteln, die noch immer mit großem Eifer in ihren Zwist verwickelt waren; doch brachten sie endlich als Mitglieder der Gerechtigkeit alles ins gleiche und zeigten sich als Schiedsrichter, so daß beide Parteien, wenn auch nicht zufrieden, doch so ziemlich beruhigt wurden, denn sie tauschten zwar die Kissen, aber nicht Gurt und Halfter um; und was den Helm Mambrins betraf, so bezahlte der Pfarrer heimlich, und ohne daß es Don Quixote merkte, für das Bartbecken acht Realen, worüber ihm der Barbier eine Quittung ausstellte, daß er sich aller Rechte darauf für jetzt bis auf alle künftigen Zeiten entäußere.
    Da diese beiden Händel, als die vorzüglichsten und wichtigsten, geschlichtet waren, blieb nur noch das zurück, daß sich die drei Diener des Don Luis darein fanden, zurückzugehen, und daß der eine blieb, Don Fernando auf seiner Reise zu begleiten; da aber ein günstiges Schicksal und glückliches Verhängnis angefangen hatten, alle Schwierigkeiten zugunsten der Liebhaber und der Tapfern in der Schenke aus dem Wege zu räumen, so sollte es auch zu Ende geführt und allem ein glücklicher Ausgang gegeben werden, so daß die Diener des Don Luis mit seinem Entschluß zufrieden waren, worüber Doña Clara so vergnügt wurde, daß jeder, der ihr Angesicht betrachtete, die Freude ihrer Seele darauf lesen konnte. Zoraida, ob sie gleich wenig von dem begriff, was sich zugetragen hatte, wurde immer traurig oder freute sich im allgemeinen, je nachdem sie diese Empfindung auf den übrigen Gesichtern wahrnahm, vorzüglich auf dem ihres Spaniers, von dem sie die Augen nicht verwandte und auf welchen sie ihre ganze Seele heftete. Der Wirt, dem die Gabe und die Bezahlung des Pfarrers an den Barbier nicht entgangen war, verlangte die Zehrung des Don Quixote, nebst seinem Schaden wegen der Schläuche und des verschütteten Weins, wobei er schwur, daß weder Rozinante noch Sanchos Esel aus der Schenke kommen sollten, wenn ihm nicht alles bis auf den letzten Heller bezahlt wäre. Der Pfarrer beruhigte ihn, und Don Fernando bezahlte alles, und der Hörer bot sich auch freiwillig zur Bezahlung an. So war nun alles zur Ruhe und Friedseligkeit zurückgebracht, so daß die Schenke nun nicht mehr die Zwietracht im agramantischen Lager, wie Don Quixote gesagt hatte, sondern den Frieden und die Ruhe des oktavianischen Zeitalters darstellte. Alle waren der Meinung, daß man dies dem guten Willen und der großen Beredsamkeit des Herrn Pfarrers wie der seltenen Freigebigkeit des Don Fernando zu danken habe.
    Als nun Don Quixote sah, daß er aus allen seinen Händeln, wie sein Stallmeister aus den seinigen, frei und losgewickelt war, schien es ihm tauglich, die angefangene Reise fortzusetzen und jenes große Abenteuer zu beendigen, zu dem er berufen und auserwählt war; mit edler Entschlossenheit kniete er also zu den Füßen der Dorothea nieder, die es aber nicht zugab, daß er ein Wort rede, bis er wieder aufgestanden sei; ihr zu gehorchen, stellte er sich aufrecht und sagte: »Es ist ein bekanntes Sprichwort, schöne Dame, daß der Fleiß des Glückes Vater sei, und in vielen und wichtigen Dingen hat die Erfahrung bewiesen, daß derjenige, welcher unermüdlich ist, selbst einen zweifelhaften Plan ausführen mag; nirgend aber zeigt sich diese Wahrheit einleuchtender als im Kriege, wo Schnelligkeit

Weitere Kostenlose Bücher