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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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und zwar durch den Neid und die Bosheit der bösen Zauberer, denn die Tugend wird von den Bösen immer mehr verfolgt, als sie von den Guten geliebt wird. Ich bin ein irrender Ritter, und zwar nicht von jenen, deren der Ruhm niemals gedenkt und ihr Andenken nicht der Unsterblichkeit übergibt, sondern von denen, die, dem Neide zum Trotz und trotz aller Magier in Persien, der Brachmanen in Indien und Gymnosophisten in Äthiopien, ihren Namen im Tempel der Unsterblichkeit aufstellen werden, damit er den künftigen Zeitaltern zum Beispiel und Musterbilde diene und die irrenden Ritter dann die Fußstapfen vor sich haben, denen sie folgen müssen, wenn sie den höchsten, ehrenvollsten Gipfel des Waffenhandwerks erklimmen wollen.«
    »Der Herr Don Quixote von la Mancha spricht die Wahrheit«, sagte der Pfarrer, »denn er liegt nicht wegen seiner Schuld und seiner Sünden auf diesem Karren verzaubert, sondern durch die Bosheit derjenigen, welche die Tapferkeit hassen und denen die Tugend ein Greuel ist. Dieses, mein edler Herr, ist der Ritter von der traurigen Gestalt, wenn Ihr diesen Namen vielleicht schon habt nennen hören, dessen tapfere Taten und gewaltige Unternehmungen auf hartem Erze und unvergänglichem Marmor werden geschrieben werden, wenn sich der Neid auch noch so sehr bemüht, sie zu verdunkeln, oder die Bosheit, sie zu verhüllen.«
    Als der Canonicus hörte, wie der Gefangene mit dem Freien eine gleiche Sprache führte, schlug er ein Kreuz vor Verwunderung und konnte durchaus nicht begreifen, was es zu bedeuten habe; so ging es auch denen, die ihn begleiteten. Sancho Pansa, der herbeigekommen war, um das Gespräch mit anzuhören, krönte nun noch das Werk, indem er sagte: »Ihr mögt nun, mein Herr, das, was ich sprechen will, gut oder übel nehmen, so ist es doch wahr, mein Herr Don Quixote ist sowenig verzaubert wie meine Mutter; er hat seinen vollkommenen Verstand, er ißt und trinkt und verrichtet seine Notdurft wie die übrigen Menschen, und wie er es gestern tat, ehe er in dem Vogelbauer saß. Wenn das nun ist, wie wollt Ihr mir denn weismachen, er wäre verzaubert? Denn ich habe mir von allen Leuten sagen lassen, daß die Verzauberten weder essen noch schlafen, noch sprechen, und mein Herr, wenn es ihm gerät, wird gleich mehr als dreißig Sachwalter reden.« Er wandte sich hierauf um, sah den Pfarrer an und fuhr so fort: »Ei, Herr Pfarrer, Herr Pfarrer! Denkt Ihr denn, daß ich Euch nicht kenne? Denkt Ihr denn, daß ich das nicht einsehe und begreife, wohinaus Ihr mit diesen Euren Verzauberungen wollt? Ja, ja, ich kenne Euch, wenn Ihr das Gesicht auch noch so sehr verdeckt, denn ich weiß, was Ihr wollt, wenn Ihr das Ding auch noch so fein anfangt. Denn mit einem Worte, wo der Neid herrscht, da kann die Tugend nicht leben, und wo ein Geizhals Herr ist, da ist keine Freigebigkeit zu finden. Der Teufel hat sich dazwischengegeben, denn wenn Euer Ehrwürden nicht gewesen wären, so wäre schon in dieser Stunde mein Herr mit der Mikomikonischen Infantin verheiratet, und ich wäre zum wenigsten Graf, denn was Geringeres konnte ich nicht von meinem gütigen Herrn Traurige Gestalt und von der Größe meiner geleisteten Dienste erwarten; aber jetzt sehe ich, daß das wahr ist, was man wohl zu sagen pflegt, daß das Glücksrad schneller läuft als ein Mühlenrad und daß das, was gestern oben in den Lüften war, heute unten auf der Erde ist. Es ärgert mich nur wegen meiner Kinder und meiner Frau, denn wenn sie nun mit vollem Rechte erwarten können, daß ihr Vater durch die Tür als Statthalter hereintritt oder als Vizekönig von einer Insel oder einem Reiche, so kömmt er dafür als Pferdeknecht wieder. Was ich gesagt habe, Herr Pfarrer, soll nur dazu dienen, Euer Ehrwürden das Gewissen ein bißchen zu schärfen, weil Ihr meinem Herrn so schlecht begegnet und Euch Gott auch einmal in jenem Leben wegen der Gefangennehmung meines Herrn zur Rechenschaft ziehen kann, da Ihr jetzt alle edle Taten und Hülfeleistungen vereitelt, die mein Herr Don Quixote in der Zeit seiner Gefangenschaft vollbringen könnte.«
    »Hier gäb es noch eine Nase zu putzen«, sagte hierauf der Barbier, »so seid Ihr denn auch, Sancho, von der Brüderschaft Eures Herrn? Beim Himmel, es täte not, daß Ihr ihm im Käfige Ge sellschaft leistetet und bezaubert würdet wie er, weil Euch seine Ritterschaft ebenfalls angesteckt hat. Ihr geht zu Eurem Unglück mit seinen Versprechungen schwanger, und zu Eurem Unglück ist Euch die Insel in den

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