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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Kopf gestiegen, nach der Ihr so gierig seid.«
    »Ich bin von niemandem schwanger«, antwortete Sancho, »und ich bin nicht der Mann darnach, daß ich mich schwängern ließe, und wenn es der König wäre; und wenn ich auch arm bin, so bin ich doch ein alter Christ und keinem was schuldig, und wenn ich Inseln haben will, so wollen andere Leute wohl noch was Schlimmeres haben; jeder hat seine Taten zu verantworten, und wenn ich nur ein Mensch bin, so kann ich wohl Papst werden, wieviel mehr Statthalter einer Insel, vollends wenn mein Herr so viele gewinnt, daß er nicht weiß, wo er damit hin soll. Überlegt Eure Reden ins künftige, Herr Barbier, denn das ist noch nicht alle Kunst in der Welt, den Bart zu putzen, Ihr habt noch manches zu lernen, denn es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich sage das nur, weil wir uns alle kennen, und daß ich mich auf kein falsches Spiel einlasse, in Ansehung der Verzauberung meines Herrn, so weiß Gott die Wahrheit, und dabei wollen wir's bewenden lassen, denn es stinkt noch mehr, wenn wir's umrühren.«
    Der Barbier mochte Sancho nichts antworten, damit er mit seinen närrischen Reden nicht das herausbrächte, was der Pfarrer und Barbier gern verborgen halten wollten; und aus dieser nämlichen Furcht hatte der Pfarrer dem Canonicus auch vorgeschlagen, etwas vorauszureiten, weil er ihm das Geheimnis mit dem Eingekerkerten, nebst andern Dingen, die ihn vergnügen würden, sagen wollte. Der Canonicus tat so und ritt mit ihm und seinen Dienern voran. Er hörte alles aufmerksam an, was ihm jener von dem Stande, dem Leben, der Wahrheit und den Sitten des Don Quixote sagte, indem jener ihm kürzlich den Ursprung und die Veranlassung seiner Ausschweifung, nebst dem Fortgange seiner Begebenheiten, erzählte, bis er endlich in diesen Käfig gesperrt sei, und wie man nunmehr die Absicht habe, ihn nach seiner Hei mat zu bringen, um ein Mittel ausfindig zu machen, ihn von seinem Wahnsinn wiederherzustellen.
    Die Diener und der Canonicus verwunderten sich über die seltsame Geschichte des Don Quixote, und als er sie bis zu Ende gehört hatte, sagte er: »Wahrlich, Herr Pfarrer, ich bin der Meinung, daß diese sogenannten Ritterbücher dem Staate durchaus schädlich sind, und ob ich gleich aus Müßiggang und falschem Geschmack den Anfang fast von allen gelesen habe, die nur im Druck erschienen sind, so habe ich mich doch nie überwinden können, irgendeins vom Anfang bis zum Ende hindurchzulesen, denn es schien mir, daß alle mehr oder weniger dieselbe Sache enthalten und daß in dem einen nichts steht, was nicht auch im andern zu finden ist. Nach meinem Urteile steht diese Art von Büchern und Erfindungen noch unter jenen sogenannten Milesischen Märchen, welches unzusammenhängende Erzählungen sind, die bloß die Absicht haben zu vergnügen, ohne zu belehren, im Gegensatz der moralischen Fabeln, die zugleich vergnügen und auch belehren. Wenn es aber auch die vorzüglichste Absicht dieser Bücher ist, zu vergnügen, so finde ich doch nicht, daß sie diesen Zweck erreichen, da sie voll von unzusammenhängenden Tollheiten sind; denn das Vergnügen, welches die Seele empfängt, entspringt aus der Schönheit und Übereinkunft, die sie betrachtet oder erwägt, in Dingen, die sie sieht oder die ihr die Phantasie vorführt, und alles, was an sich häßlich und ohne Verhältnis ist, kann uns keine Art des Wohlgefallens erregen. Denn welche Schönheit oder welches Verhältnis der Teile zum Ganzen und des Ganzen zu seinen Teilen läßt sich doch wohl in einer Geschichte erwarten, in welcher ein Bursche von sechzehn Jahren auf einen turmhohen Riesen einbaut und ihn in zwei Hälften schneidet, als wäre er aus Pfefferkuchen gebacken? Und wenn man uns eine Schlacht malen will, nachdem vorher gesagt wird, daß auf der feindlichen Partei mehr als eine Million Menschen gewesen ist? Der Held des Buches macht sich nun an diese, und so schwer es uns auch ankömmt, so müssen wir es doch glauben, daß ein solcher Ritter bloß durch die Tapferkeit seines starken Armes den Sieg erfochten hat. Was soll man zu der Leichtigkeit sagen, mit der sich eine Königin oder die Erbin eines Kaiserthrones in die Arme eines irrenden und unbekannten Ritters wirft? Welcher Sinn, wenn er nicht durchaus barbarisch und ungebildet ist, kann sich doch daran ergötzen, wenn er lieset, wie ein großer Turm voller Ritter über das Meer hinwegschwimmt, gleich einem Schiffe mit günstigem Winde, wie sie heute abend in der Lombardei und

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