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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Pfarrer sagte, daß er alle Befehle mit der größten Pünktlichkeit ausrichten würde. Sie umarmten sich hierauf von neuem, und von neuem wurden die freundschaftlichen Anerbietungen wiederholt.
    Der Wirt ging auf den Pfarrer zu und gab ihm einige Blätter, von denen er sagte, daß er sie in einer Falte des Mantelsacks gefunden habe, in welchem die Novelle Von der ungeziemlichen Neugier lag; der Herr, dem es angehörte, würde wohl niemals wiederkommen, er möchte diese Papiere also nur mitnehmen, da er überdies nicht lesen könne, wären sie ihm nichts wert. Der Pfarrer dankte ihm, schlug sie auf und sah, daß vorn geschrieben stand: Novelle von Rinconete und Cortadillo, woraus er sah, daß es eine Novelle war, und den Schluß zog, daß, da diejenige Von der unziemlichen Neugier gut gewesen sei, es auch diese wohl sein könne, weil sie wahrscheinlich von dem nämlichen Verfasser herrühre; er verwahrte sie also und nahm sich vor, sie bei der ersten Gelegenheit zu lesen.
    Er stieg zu Pferde, und dies tat auch sein Freund, der Barbier, indem sie beide ihre Masken vornahmen, damit sie von Don Quixote nicht sogleich erkannt würden, und so fingen sie an, hinter dem Karren herzureiten; die Ordnung des Zuges war folgende: Voran ging der Karren, von seinem Herren geführt, zu beiden Seiten die Häscher, wie oben beschrieben, mit ihren Flinten bewaffnet, dann folgte Sancho Pansa, der auf seinem Esel saß und den Rozinante am Zügel hinter sich führte, hinter diesem kamen der Pfarrer und Barbier auf ihren starken Maultieren, mit maskierten Gesichtern und ernstem und feierlichem Anstande, indem sie nicht schneller ritten, als es ihnen der langsame Gang der Ochsen erlaubte; Don Quixote saß in einem Käfig, die Hände gebunden, die Beine ausgestreckt, an die Stangen gelehnt, so still und so geduldig, daß er mehr ein Bild aus Stein als ein Mensch von Fleisch zu sein schien. In diesem langsamen feierlichen Zuge reisten sie wohl zwei Meilen, als sie in ein Tal kamen, wo es dem Ochsentreiber gut dünkte, auszuruhen und die Ochsen weiden zu lassen; als er dies dem Pfarrer sagte, schlug der Barbier vor, daß man noch etwas weiter ziehen sollte, denn er wisse, daß hinter einem Abhange, den sie nahe vor sich sahen, ein Tal liege, in welchem das Gras noch häufiger und schöner sei als in dem, in welchem sie haltmachen wollten. Der Vorschlag des Barbiers wurde angenommen, und sie setzten also ihre Reise weiter fort.
    Indem wandte der Pfarrer das Gesicht und sah, daß sechs oder sieben wohlberittene und gutgekleidete Leute hinter ihnen kamen, von denen sie bald eingeholt waren, weil sie nicht mit der Langsamkeit und Trägheit der Ochsen reisten, sondern wie Leute, die Maultiere eines Canonicus unter sich haben und gern noch um Mittag die Schenke erreichen wollen, die noch eine ganze Meile von dort entfernt war.
    Die Fleißigen holten die Trägen bald ein, man begrüßte sich höflich, und einer von den Angekommenen, der wirklich ein Canonicus aus Toledo und der Herr der übrigen war, die ihn begleiteten, da er diese feierliche Prozession mit dem Karren, den Häschern, Sancho, Rozinante, Pfarrer und Barbier sah und den Don Quixote eingebauert und gefangen, wurde neugierig genug, zu fragen, warum man diesen Mann auf solche Weise fortführe; denn er glaubte, da er die Häscher an ihren Zeichen kannte, daß er irgendein großer Straßenräuber oder anderer Delinquent sei, den die Heilige Brüderschaft ergriffen habe, um ihn zu strafen. Einer von den Häschern, an den die Frage gerichtet war, antwortete: »Warum dieser Ritter so fortgeführt wird, mag er selber sagen, denn wir wissen es nicht.«
    Als Don Quixote das Gespräch vernahm, fragte er: »Seid Ihr vielleicht, meine Herren Ritter, in dem erfahren und bewandert, was man die irrende Ritterschaft nennt? Seid Ihr es nicht, so mag ich mir auch nicht die Mühe geben, es Euch auseinanderzusetzen.« Der Pfarrer und Barbier waren jetzt schon hinzugekommen, da sie sahen, daß sich die Reisenden mit Don Quixote von la Mancha in ein Gespräch einließen, um, wenn es nötig wäre, so zu antworten, daß ihre List nicht entdeckt würde.
    Der Canonicus antwortete hierauf: »Wahrlich, guter Freund, mir sind die Ritterbücher bekannter als die Kompendien der Logik, so daß, wenn uns weiter nichts im Wege steht, Ihr mir alles sagen könnt, was Ihr nur immer wollt.«
    »In Gottes Namen dann«, versetzte Don Quixote; »Ihr müßt also erfahren, Herr Ritter, daß ich in diesem Käfig verzaubert bin,

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