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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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mäßig braun war, die Augen zugedrückt und den Bart voller Seife, so war es ein großes Wunder und viel Enthaltung, nicht in ein lautes Gelächter auszubrechen. Die Mädchen, die den Spaß ausgeführt, standen mit niedergeschlagenen Augen, ohne es zu wagen, ihren Herrschaften ins Gesicht zu sehen. Diese wechselten innerlich mit Verdruß und Lachen ab und wußten nicht, wozu sie sich entschließen sollten, ob die Kühnheit der jungen Mädchen zu bestrafen sei oder ob sie für das Vergnügen eine Belohnung verdienten, welches sie empfanden, Don Quixote in dieser Verfassung zu erblicken. Endlich kam die Jungfrau mit der Gießkanne, worauf sie Don Quixote vollends wuschen, und sogleich trocknete ihn die mit den Handtüchern sehr säuberlich ab, worauf alle vier zugleich eine sehr tiefe und ehrerbietige Verbeugung machten und sich entfernen wollten. Der Herzog aber, damit Don Quixote den Spaß nicht merkte, rief das Mädchen mit dem Becken und sagte: »Kommt und wascht mich auch und gebt acht, daß es nicht an Wasser fehle.« Das kluge und behende Mädchen machte sich sogleich herbei und hielt so wie dem Don Quixote das Becken unter, worauf sie ihn hastig wuschen und ziemlich einseiften; dann trockneten sie ihn ab, machten ihre Verbeugungen und entfernten sich. Nachher erfuhr man, daß der Herzog geschworen hatte, daß, wenn sie ihn nicht ebenso wie Don Quixote waschen würden, er die Keckheit strafen wollte, die sie aber dadurch geschickt verbessert hatten, daß sie ihn ebenfalls einseiften.
    Sancho war bei den Zeremonien dieses Waschens sehr aufmerksam und sagte zu sich: »Bei Gott, wäre es in diesem Lande vielleicht Sitte, auch den Bart der Stallmeister, wie der Ritter, zu waschen? Denn meiner Seele, ich hätte es nötig; und wenn sie ihn mir auch scheren wollten, so würde ich es für eine Wohltat halten.«
    »Was sprecht Ihr da für Euch, Sancho?« fragte die Herzogin.
    »Ich sage, gnädige Frau«, antwortete er, »daß es an den Höfen anderer Fürsten, wie ich habe sagen hören, Sitte sei, daß, wenn man das Tischtuch abhebt, man Wasser für die Hände reicht, aber nicht Lauge für den Bart; und darum ist es gut, lange zu leben, um vieles zu sehen, ob man gleich auch sagt, daß, wer ein langes Leben hat, viel Unglück erfährt. Doch, durch eine solche Wäsche zu gehen ist mehr für ein Vergnügen als für ein Leiden zu achten.«
    »Seid ohne Sorgen, Freund Sancho«, sagte die Herzogin; »ich will Befehl geben, daß Euch meine Jungfrauen auch waschen, ja noch dazu baden, wenn es nötig sein sollte.«
    »Mit dem Barte bin ich schon zufrieden«, antwortete Sancho, »wenigstens für jetzt ; mit der Zeit wird sich mit Gottes Hülfe auch das übrige finden.«
    »Hört, Haushofmeister«, sagte die Herzogin, »was der wackere Sancho verlangt, und erfüllt sein Begehren buchstäblich.«
    Der Haushofmeister antwortete, daß dem Herrn Sancho alles zu Dienste stehen sollte, und hiermit entfernte er sich, um zu essen, und nahm den Sancho mit sich, indem die Herzoge und Don Quixote am Tische sitzen blieben, von vielen und unterschiedlichen Dingen sich unterhaltend, die aber alle die Führung der Waffen und die irrende Ritterschaft betrafen.
    Die Herzogin bat Don Quixote, ihr, da er ein so gutes Gedächt nis zu haben scheine, die Schönheit und die Gestalt der Dulcinea von Toboso zu beschreiben und darzustellen; denn nach dem, was der Ruf von ihrer Trefflichkeit erzählte, müsse sie die holdseligste Kreatur auf dem Erdkreise, ja auch in der ganzen la Mancha sein.
    Don Quixote seufzte, als er den Befehl der Herzogin vernahm, und sagte: »Könnte ich mein Herz herausnehmen und es hier vor den Augen Eurer Hoheit auf den Tisch in eine Schüssel legen, so würde meine Zunge der Mühe entübrigt sein, das auszusprechen, was sich kaum denken läßt; denn Euer Exzellenz würde sie darin völlig abgebildet sehen. Aber wie soll ich es unternehmen, Zug für Zug, Teil für Teil die Schönheit der unvergleichlichen Dulcinea zu beschreiben und darzustellen, da dies eine Bürde ist wohl für andere Schultern als die meinigen; ein Vorwurf, mit welchem sich der Pinsel des Parrhasius, Timantes und Apelles beschäftigen sollte, der Meißel des Lysippus, um sie malen und in Kupfer zu stechen, in Marmor und in Erz zu arbeiten, und Ciceronische und Demosthenische Beredsamkeit, um sie zu preisen.«
    »Was heißt Demosthenische, Herr Don Quixote?« fragte die Herzogin; »denn ich habe dieses Wort zeit meines Lebens nicht gehört.«
    »Demosthenische

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