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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Kastell oder jene Schenke verzaubert sein muß, denn jene, die sich ein so unmenschliches Spielwerk mit dir machten, was können sie wohl sein als Gespenster und Wesen aus einer andern Welt! Was mich hierin bestätigt, ist dieses, daß, da ich außerhalb der Mauer des Hofes deiner kläglichen Tragödie zusah, es mir nicht möglich war, die Mauer zu besteigen oder mich nur vom Rozinante herunterzuheben, weil sie mich gleichfalls bezaubert hatten. Denn ich schwöre dir, so wahr ich der bin, der ich bin, hätte ich nur hinaufsteigen oder mich herunterheben können, so wollte ich dich so gerächt haben, daß diese Spitzbuben und Mörder ewig ihres Spaßes hätten gedenken sollen, wenn ich auch hierin die Gesetze der Ritterschaft hätte übertreten müssen, die, wie ich dir schon oft gesagt habe, nicht erlauben, daß ein Ritter gegen einen, der es nicht ist, das Schwert ziehe, wenn er es nicht zur Verteidigung seines Lebens und seiner Person oder im dringendsten Falle der Not tut.«
    »Ich hätte mich gerächt, ich mochte nun Ritter oder nicht Ritter sein, aber ich war nicht imstande; dabei aber glaube ich immer noch, daß die, welche den Spaß mit mir trieben, keine Gespenster oder verzauberte Menschen waren, wie Euer Gnaden sagen, sondern Menschen von Fleisch und Bein wie wir, auch habe ich sie alle, als sie mich in die Luft schmissen, bei ihrem Namen nennen hören; so hieß der eine Peter Martin, der andere Tenorio Hernandez und der Wirt Hans Palomeque der Link'sche; so, gnädiger Herr, seid Ihr auch gewiß nicht verzaubert gewesen, als Ihr nicht auf die Hofmauer kommen oder nicht vom Pferde heruntersteigen konntet, sondern was ich davon halte, ist, daß, wenn wir weiter so nach Abenteuern herumsuchen, es bald mit uns Abend und gute Nacht werden wird, so daß wir am Ende nicht wissen, was an uns Kopf oder Bein ist. Das klügste und beste wäre nach meinem Verstande, jetzt gleich, da die Erntezeit ist, nach unserm Dorfe zurückzugehen und nicht so von Herodes nach Pilatus und aus dem Regen in die Traufe zu rennen.«
    »Wie wenig verstehst du, Sancho«, antwortete Don Quixote, »von den Elementen der Ritterschaft! Fasse dich in Geduld, denn die Zeit, in welcher du es mit Augen siehst, wird kommen, wie ehrenvoll es sei, dieses Gewerbe zu treiben. Wenn nicht, so sprich, gibt es auf der Welt ein größeres Vergnügen, läßt sich der Freude irgend etwas anderes vergleichen, wie wenn man eine Schlacht gewinnt oder über seinen Feind triumphiert? Wahrlich, nichts anderes kommt diesem bei.«
    »Das mag wohl sein«, antwortete Sancho, »doch kann ich's nicht begreifen; ich begreife nur das, daß, seit wir irrende Ritter sind oder vielmehr Ihr es seid – denn ich darf mich nicht zu so trefflichen Herren rechnen –, wir noch keine einzige Schlacht gewonnen haben, außer der mit dem Biscayer, und da kamt Ihr nur mit halbem Ohre und zerschlagenem Helme durch; seitdem aber hat es nichts als Prügel und Prügel, Püffe und Püffe gegeben, ich bin zum Überschuß noch geprellt, und obendrein von verzauberten Personen, an denen ich keine Rache nehmen kann, um schmecken zu können, wie köstlich es sei, einen Feind zu überwinden, wovon Ihr so viel Wesens macht.«
    »Dieses ist es, was mich verdrießt und was dich ebenfalls verdrießen muß, Sancho«, antwortete Don Quixote; »aber ich will von nun an streben, mir ein Schwert von solcher Eigenschaft zu erwerben, daß derjenige, welcher es führt, keiner Art von Bezauberung unterworfen ist; das gute Glück kann mir wohl gar das des Amadis in die Hände spielen, als er sich den Ritter des brennenden Schwertes nannte. Dieses Schwert war eines der trefflichsten, das ein Ritter in der Welt nur führen kann, denn außer obgenannter Tugend schnitt es so scharf wie ein Schermesser, und keine Rüstung, so stark und verzaubert sie auch sein mochte, konnte ihm Widerstand leisten.«
    »Ich bin ein solches Glückskind«, sagte Sancho, »daß, wenn sich's nun auch so schickt und Euer Gnaden ein solches Schwert antrifft, es doch nur wieder, wie der Balsam, für einen geschlagenen Ritter was taugen wird, der Stallmeister aber nur am Jammertuch zu saugen hat.«
    »Fürchte dieses nicht, Sancho«, antwortete Don Quixote, »der Himmel wird es besser mit dir meinen.«
    Unter diesen Gesprächen zog Don Quixote mit seinem Stallmeister fort, als Don Quixote mit einem Male eine große und dichte Staubwolke bemerkte, die ihm auf seinem Wege entgegenzog; sowie er sie bemerkte, wandte er sich zu Sancho und

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