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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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andere hat Jan sich gekümmert.«
    Ich war mir noch nicht sicher, ob ich ihre Hochachtung für Jan Wahlner glaubwürdig fand. »Wer hatte denn außer Ihnen noch besonders viel mit Herrn Wahlner zu tun, Frau Geier?« Ich spähte auf die Mitarbeiterliste, die eine Reihe von Namen inklusive beruflicher Position, Telefondurchwahl, privater Telefonnummer und, das war die Krönung, kleiner Porträtaufnahmen enthielt. Wie für uns gemacht. In diesem Augenblick stieg Simone Geier noch ein paar Stufen auf meiner Sympathieskala.
    »Mit denen wurde doch schon gesprochen«, entgegnete sie. Das gab postwendend wieder Punktabzug. »Es hat niemand gesehen, wie Jan verschwunden ist.«
    »Vielleicht hat der eine oder andere aber dennoch einen wichtigen Hinweis für uns, jetzt, wo klar ist, dass er in die Donau gestürzt ist. Also?«
    Simone Geier machte mit ihren verkniffenen Mundwinkeln deutlich, dass sie daran nicht glaubte. Trotzdem beugte sie sich vor und sah angestrengt auf die Liste. »Neben Sascha Hoyer und mir waren das natürlich vor allem die Abteilungsleiter«, erklärte sie. »Carola Bloch, das ist die Leiterin der Abteilung Kundenbetreuung. Dann Jessica Egerjahn – hier, das ist die Dame mit den rot gefärbten Haaren vom Empfang.« Sie deutete auf das Foto, das ich ohnehin schon entdeckt hatte. »Sie ist keine Abteilungsleiterin im eigentlichen Sinne, aber unter anderem zuständig dafür, Gäste zu begrüßen und den Besprechungsraum für Besuch vorzubereiten. Außerdem erledigt sie auch kleinere Sekretariatsarbeiten für die Geschäftsleitung, für die mir die Zeit fehlt. Da gab es also auch einige Berührungspunkte zwischen ihr und Jan. Dann …« Sie wartete ab, bis Raphael weitergeblättert hatte, und beugte sich dann weiter nach vorn, um einen besseren Blick auf die Liste zu erhaschen. Ich ertappte Raphael dabei, wie er mit schlecht verhohlenem Missfallen ein warzenähnliches Muttermal auf ihrer Stirn betrachtete. Bei der kam aber auch wirklich alles zusammen.
    »Natürlich noch Leo Wollenschläger, das ist unser Marketingchef.« Simone deutete auf das Bild des Glatzkopfs, der bei der Versammlung so hingebungsvoll seine Nägel inspiziert hatte. »Und Celia Kleingrün. Marketingassistentin.« Wieder folgte mein Blick ihrem Finger. Ah, das Model, das Jan Wahlners Tod mit außerordentlicher Erschütterung beweint hatte, bis der unauffällige Typ neben ihr so bereitwillig Trost gespendet hatte.
    »Auch keine Abteilungsleiterin«, konstatierte Raphael und sah Simone Geier auffordernd an.
    »Nein.« Sie wich seinem Blick aus. »Jan und sie … haben sich recht gut verstanden.« Sie versuchte angestrengt, ihrem Gesicht einen neutralen Ausdruck zu verleihen. Trotzdem war ich mir sicher, dass sie zu diesem »recht guten Verhältnis«, was auch immer man sich darunter vorstellen durfte, eine Meinung hatte. Ob Wahlner scharf auf diese Frau Kleingrün gewesen war? Bei der Erinnerung an die verrucht-rauchige Stimme des Models konnte ich es ihm kaum verdenken.
    »Eher auf privater Basis, meinen Sie?«, fragte Raphael folgerichtig.
    »Das kann ich nicht beurteilen«, antwortete Simone verlegen. Vielleicht hatte sie sich mit ihrer Andeutung zu weit aus dem Fenster gelehnt. »Aber Jan hat große Stücke auf Celia gehalten und viele Sachen direkt mit ihr ausgearbeitet.«
    »Hatte Frau Kleingrüns Vorgesetzter«, wandte ich ein und schielte auf die Liste, »Herr Wollenschläger, damit kein Problem?«
    »Ich weiß nicht«, wich Simone wieder aus. »Aber das kann er Ihnen sicher selbst verraten.«
    Und das würde er auch müssen.
    »Waren das dann alle Kollegen, die direkt mit Herrn Wahlner zu tun hatten?«, hakte Raphael nach.
    »Nein, es fehlt noch Michael Gerlach, das ist der Leiter des Finanzwesens.«
    Ich schlug die nächste Seite um, doch der auf dem Foto abgebildete Herr war mir bei der Versammlung nicht weiter aufgefallen.
    »Kam es denn gelegentlich vor«, fragte Raphael betont beiläufig, »dass es vonseiten unzufriedener Kunden explizite Drohungen gab? Gegen die Firma insgesamt oder speziell die Geschäftsleitung?«
    Simone sah hilfesuchend an Raphael vorbei aus dem Fenster. Erst als dieser ungeduldig hüstelte, antwortete sie: »Ja, auch das gab es. Selten zwar, aber unsere Kontaktdaten stehen ja im Impressum. Ab und an gab es da also durchaus ein paar Beschimpfungen und Drohmails.«
    »Deshalb findet sich auch auf Ihrer offiziellen Firmenwebseite nichts Konkretes zu den jeweiligen Angeboten, oder?«, folgerte ich. »Damit

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