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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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man die Firma wenigstens nicht sofort mit diesem eher umstrittenen Geschäftsfeld in Verbindung bringt?«
    Simone Geier, die sich sichtlich unwohl fühlte und auf ihrem Stuhl hin und her rutschte, zuckte nur die Achseln. Nun gut, wir konnten schlecht verlangen, dass sie sich beim ersten Gespräch mit uns ganz offen gegen ihren Brötchengeber wandte.
    »Jans engste Kollegen wären dann komplett«, sagte sie auch prompt ausweichend. »Mit allen anderen hatte er natürlich auch ab und an zu tun, aber nicht in diesem Ausmaß. Um die EDV -Chefs und die Programmierer zum Beispiel kümmert sich meist Sascha selbst. Und die nicht leitenden Angestellten, die haben ja ihre Abteilungsleiter …« Sie warf einen ungeduldigen Blick auf die orangefarbene Wanduhr.
    »Und externe Kontakte?«, fiel mir ein. »Wer kümmerte sich um Ihre Auftraggeber?«
    »Auch Jan«, antwortete sie. »Er ist eindeutig der bessere Verkäufer hier im Haus gewesen. Sascha arbeitet lieber zurückgezogen.«
    »Können wir da Einblick haben? In die Geschäftsbeziehungen von HEUREKA ?«
    Simone sah irritiert aus, wagte aber anscheinend nicht, Einspruch zu erheben. »Natürlich, holen Sie sich einfach aus Jans Büro, was Sie brauchen. Seinen Laptop haben Sie ja noch«, schloss sie vorwurfsvoll.
    Ausnahmsweise war ich froh über die langsamen Mühlen deutschen Beamtentums. Mit der zwischenzeitlich veränderten Sachlage mussten wir den Computer ohnehin noch einmal überprüfen.
    »Nur eine Frage noch«, sagte Raphael und schlug die Wahlner-Akte auf. »Als Jan Wahlner verschwand, haben Sie angegeben, dass Sie glauben , Jan Wahlner in der Karmalounge noch gesehen zu haben. Was darf man sich unter ›glauben‹ vorstellen?«
    Simone Geier wurde mit einem Schlag flammend rot. »Ich war … Na ja, ich hatte …«
    Ich nickte ihr aufmunternd zu, und schließlich fasste sie sich ein Herz. »Ich war nicht gerade nüchtern.« Peinlich berührt knetete sie ihre Hände. Anscheinend wurde gesteigerter Alkoholkonsum im Knigge für Geschäftsleitungsassistentinnen als grobes Vergehen geführt. »Deshalb war ich mir nicht mehr sicher. Aber ich glaube eben, ihn noch an der Bar gesehen zu haben.«
    »Nun gut, Frau Geier, dann vielen Dank schon mal für die Informationen.«
    Raphael nickte ihr zu, und sie stand sichtlich erleichtert auf. »Auf meinem Schreibtisch stapelt sich die Arbeit heute schon wieder, wissen Sie. Aber wenn Sie noch was brauchen …«
    »Danke, Frau Geier«, sagte ich, und sie verschwand mit einem angedeuteten Winken durch die Tür nach draußen.
    »Nomen est omen«, unkte Moritz vom Kopfende des Tisches.
    »Wenn du so aussiehst wie die, kriegst du nichts geschenkt«, stimmte Raphael zu.
    »Hä?« Ungläubig starrte ich die beiden an. »Und was hat das euch zu interessieren?«
    Moritz zuckte nur die Achseln, Raphael hingegen antwortete: »Man wird doch wohl noch gepflegt lästern dürfen.«
    Diese Antwort war die denkbar dümmste gewesen, um meinen Unmut zu mildern. »Dass dieser Hoyer keinen Schönheitspreis gewinnt, habt ihr zwei interessanterweise noch nicht kommentiert, aber sobald eine Frau im einigermaßen relevanten Alter euren optischen Ansprüchen nicht genügt, hagelt’s doofe Sprüche. Chauvinistenpack …«
    »Muss an unserer sexuellen Orientierung liegen«, antwortete Moritz mit entschuldigend hochgezogenen Schultern.
    »An eurer enormen Professionalität liegt’s auf jeden Fall nicht.« Ich fühlte mich schon jetzt wie die Betreuerin einer Schwererziehbarengruppe. Die Erweiterung des Teams durch einen Mann im Testosteronrausch-Alter tat uns definitiv nicht gut. Ich hatte es ja gleich gewusst.
    »Ich habe übrigens das eine oder andere interessante Foto mit Wahlner auf Hoyers USB -Stick entdeckt«, versuchte Moritz eifrig abzulenken. »Wollt ihr mal gucken?«
    Wehe, er hatte zu viel versprochen.
    * * *
    »Klar, das ist jetzt natürlich auch das Wichtigste«, konstatierte Celia trocken und las Saschas E-Mail ein zweites Mal: »… bitte ich euch darum, der Polizei in allen Belangen offen und effizient Auskunft zu geben, damit die Ermittlungen rasch abgeschlossen werden und das gesamte Team bald wieder ohne Einschränkungen und reibungslos arbeiten kann – um UNSER Unternehmen auf der Erfolgsspur zu halten. Vielen Dank euch allen.«
    »Was meinst du?«, fragte André vom gegenüberliegenden Schreibtisch und linste über seinen Monitor.
    »Die ›Erfolgsspur‹«, antwortete Celia. »Ist ja auch nur mal eben ein Mensch gestorben, da geht

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