Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
Vom Netzwerk:
starre Taube mit sichtlichem Widerwillen in einem durchsichtigen Plastikbeutel.
    »Gehört das Ihnen?«, fragte Raphael und griff nach dem Blatt Papier.
    Celia Kleingrün betrachtete es verwundert. »Nein. Nein, ich glaube nicht.«
    Raphael faltete das Blatt auf und las. »Da scheint jemand wirklich ein gewaltiges Problem mit Ihnen zu haben, Frau Kleingrün«, sagte er sanft, bevor er uns die durch das Tauwasser leicht lädierte Computerschrift auf dem Papier zeigte: » GIB ENDLICH AUF , SONST  …«
    Celia schluchzte wieder ungläubig auf, bevor sie sich in André Königs Arme warf, der zögerlich, dafür aber umso zärtlicher über ihren Rücken streichelte. Unter der Maske offensichtlicher Besorgnis glaubte ich, die Spur eines Lächelns auf seinem Gesicht zu erkennen, das sofort verschwand, als er meinen prüfenden Blick bemerkte.
    Celia Kleingrün presste sich haltsuchend an ihn. Aber es half nichts, dass sie sich hier in ihrem Unglück erging. Nun wurde die Bedrohung greifbar, und ich war mehr denn je davon überzeugt, dass es zwischen Kleingrüns Mobber und Wahlners Mörder einen Zusammenhang gab. Allein der Inhalt des Briefs, die implizierte, wenn auch nicht klar ausgesprochene Todesdrohung – wer, wenn nicht jemand, der wusste, dass er zu töten imstande war, würde genau damit drohen?
    »Moritz«, sagte Raphael alarmiert, »sei so gut und hol Herrn Hoyer. Sofort.«
    Moritz, der die Szenerie stumm beobachtet hatte, machte auf dem Absatz kehrt.
    »Und«, fügte Raphael hinzu, »erkundige dich, was der Erkennungsdienst braucht, um möglichst schnell herauszufinden, aus welchem Drucker dieser Ausdruck stammt.« Er wedelte mit dem Drohbrief.
    »Wird gemacht.« Mit einem knappen Nicken verschwand Moritz aus dem Büro.
    »Nicht dass ich etwas dagegen hätte, Frau Kleingrün«, wandte ich mich aufmunternd an die völlig verstörte Celia, »aber weshalb haben Sie eigentlich direkt mich angerufen? Wäre das nicht ein Grund gewesen, sofort mit Sascha Hoyer zu sprechen?«
    André König kam ihr zuvor. »Das habe ich ihr auch gesagt. Damit hätte sie nun endlich einen Nachweis, dass sie hier wirklich terrorisiert wird. Aber Celi meinte, Sie hätten gestern ja schon miteinander über all diese Probleme gesprochen.« Er zuckte die Achseln. »Und Sie glauben ihr wenigstens.«
    Ja, ich glaubte ihr. Nach dieser Sache und ihrem offensichtlichen Schock konnte man nun auch wirklich nicht mehr an ihr zweifeln. Trotzdem gut zu wissen, dass Celia Kleingrün sich selbst an die Polizei wenden wollte – und nicht André König ihr dazu geraten hatte. Ob er über unsere Anwesenheit glücklich war? »Wer hat Zugang zu diesem Büro, Frau Kleingrün? Wer könnte hier unbemerkt etwas in Ihrer Schublade deponieren?«
    Sie zuckte die Achseln und starrte erschöpft durch mich hindurch. »Im Prinzip jeder, solange André und ich nicht im Büro sind. Es gibt keinen Schlüssel zur Tür oder zur Schublade …«
    »Und wann haben Sie beide heute angefangen zu arbeiten?«
    »Um neun«, antworteten sie wie aus einem Mund. »Und gestern«, fügte König nach einer kurzen Pause hinzu, »sind wir gegen halb acht gegangen, oder?«
    Celia Kleingrün nickte.
    »Wer war da noch im Haus?«, fragte Raphael. »Und wer ist heute Morgen vor Ihnen beiden da gewesen?«
    König sah ihn ratlos an. »Ganz ehrlich, das dürfte kaum nachzuvollziehen sein. Neun Uhr ist vergleichsweise spät, da ist fast die ganze Firma schon da. Und gestern Abend … Keine Ahnung, aber es war schon noch einiges los, oder?«
    Wieder nickte Celia folgsam. Hilfreich war das allerdings nicht.
    »Wer steckt denn Ihrer Meinung nach hinter diesen Attacken, Herr König?«, fragte Raphael beiläufig. Zu beiläufig, um mich täuschen zu können.
    König schüttelte ratlos den Kopf. »Wenn ich das wüsste … Ursprünglich hatte ich Herrn Wollenschläger im Verdacht, aber …«
    Sofort dachte ich an die Begegnung mit Wollenschläger auf dem Parkplatz und seine lapidaren Kommentare über die toten Tauben. Konnte das sein? Würde er sich die Mühe machen, ein totes Tier vom Parkplatz zu bergen, einen Drohbrief zu schreiben und sich heimlich in Celias Büro zu schleichen, um seiner ungeliebten Mitarbeiterin den Rest zu geben? Ein derartig perfides Verhalten traute ich ihm kaum zu.
    »Ich glaube, das wäre nicht seine Art«, schloss nun auch André König und rieb sich nachdenklich die Nasenspitze. »Er macht die Leute lieber direkt zur Schnecke. Ansonsten … ich weiß es nicht.« Er sah erst

Weitere Kostenlose Bücher