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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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endlich meine Theorie bekräftigte. »Hat sie sich wieder etwas beruhigt?«, fragte ich mitfühlend.
    Er nickte niedergeschlagen. »Ja, es geht wieder. Aber ich bezweifle, dass sie es heute schafft, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.«
    »Vielleicht sollte sie sich doch einen Tag freinehmen?«, überlegte ich laut. »Um sich von dem Schock zu erholen. Und wenigstens mal einen Tag aus der Schusslinie zu sein.«
    »Das macht sie sicher nicht«, widersprach König. »Sie hat einfach zu viel zu tun im Moment. Und …« Er brach ab und sah nachdenklich aus dem Fenster. »Wer hier bestehen will, muss kämpfen. Ich verstehe zwar nicht, weshalb Celia sich so an diesem Job festbeißt, aber sie tut es nun einmal. Und somit wäre ein freigenommener Tag – zu diesem Zeitpunkt – ein Desaster.«
    »Sie finden«, fragte Raphael interessiert, »Frau Kleingrün sollte nicht kämpfen? Und stattdessen ihren Job hier aufgeben?«
    König nickte bedächtig. »Ehrlich gesagt: ja. Ich finde, das ist es einfach nicht wert.«
    »Wäre das für Sie persönlich«, fragte Raphael und senkte vertraulich die Stimme, »nicht ziemlich schade?«
    Ich hörte König unter dem Tisch mit den Füßen scharren. Er blickte fragend zu Raphael, so als hätte er die Frage nicht richtig verstanden. Als Raphael nickte, antwortete er: »Für mich ganz persönlich schon. Aber ich will, dass es ihr gut geht. Und momentan ist das nicht der Fall. Ehrlich gesagt ist das ziemlich schwer zu ertragen.«
    Raphael und Moritz tauschten einen skeptischen Blick, der mir nicht entging. Anscheinend glaubten die beiden Herren nicht an Königs Selbstlosigkeit. Und ich? War unsicher. Ob er wohl so edelmütig blieb, wenn man noch ein wenig tiefer in der Wunde stocherte? »Ihnen ist bekannt, dass Frau Kleingrün ein Verhältnis mit Jan Wahlner hatte, oder?«
    André König zuckte zusammen, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Dann nickte er stumm.
    »Seit wann wissen Sie davon?« Raphaels Augen funkelten, wie immer, wenn eine bestimmte Reaktion sein Misstrauen weckte.
    »Gemunkelt wurde das schon monatelang«, räumte König ein und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durchs dunkelblonde Haar. Eine widerspenstige Strähne blieb senkrecht stehen. »Sogar wenn man versucht, sich rauszuhalten, ist man hier gegen all diesen Tratsch chancenlos. Also habe ich versucht, das auszublenden, verstehen Sie?«
    Ich nickte, Raphael schüttelte den Kopf. Es ging doch nichts über Einigkeit im Team.
    »Wie kann man das bitte schön ausblenden?« Raphael beugte sich vor und musterte König verständnislos. Da war er wieder, mein Alles-oder-nichts-Mann. »Die Frau der Wahl hat direkt vor der eigenen Nase was mit einem anderen am Laufen, und Sie blenden das mal eben ganz locker aus?«
    Unter dem Tisch trat ich warnend auf Raphaels Fuß.
    »Dass das ganz locker ging, habe ich nie behauptet«, antwortete König mit einem traurigen Lächeln. »Aber ich empfinde ja nicht erst seit ein paar Tagen mehr für Celia als sie für mich. Irgendwann muss man sich einfach an die Situation gewöhnen, oder? Und da hat sich eben die Verdrängung als das Mittel der Wahl erwiesen.« Er strich sich mit der flachen Hand über den Kopf und glättete so die vorwitzige Haarantenne. Dann lehnte er sich mit einem stoischen Achselzucken im Stuhl zurück. »Was bleibt mir auch anderes übrig?«
    Vielleicht war ich wieder einmal zu gutgläubig, aber mir erschien er aufrichtig. Und ernsthaft betrübt, auch wenn ihm die derzeitigen Vorkommnisse seine Traumfrau beinahe täglich zu Trostzwecken in die Arme trieben.
    »Haben Sie nie versucht, herauszufinden, ob an den Gerüchten was dran ist?«, bohrte Raphael weiter.
    »Schon … Vor ein paar Tagen erst.« Mit einer beinahe triumphierenden Geste hob er die Hände. »Jetzt weiß ich, dass es stimmt. Besser geht’s mir deswegen aber auch nicht, und Celia will immer noch nix von mir. Hat mir also wahnsinnig viel gebracht.« Zum ersten Mal mischte sich ein wenig Wut in seine Enttäuschung.
    »Aber aufgeben werden Sie deswegen noch lange nicht, oder?« Raphaels Stimme klang gefährlich gedämpft. »Insgeheim hoffen Sie doch immer noch, dass Frau Kleingrün Sie erhört? Wenn Sie nur nett genug zu ihr sind?«
    André König sah ihn irritiert an. »Man wird ja wohl noch träumen dürfen«, antwortete er schließlich. »Aber eigentlich habe ich die Hoffnung aufgegeben. Ich bin ihr wohl einfach zu nett.«
    Mit dieser Theorie konnte er durchaus richtigliegen. Wobei es für mich

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