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Donavan und das süsse Leben

Donavan und das süsse Leben

Titel: Donavan und das süsse Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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weiter. Dann hörte ich plötzlich einen Schrei von hier innen heraus. Die
alte, elende Geschichte — einer hatte mich an der Eingangstür abgelenkt,
während die anderen von hinten eindrangen. Ich also zurück ins Wohnzimmer wie
ein Wahnsinniger, und im Augenblick, als ich durch die Tür rannte, knallte mir
einer irgendwas auf den Hinterkopf. Und als ich dann wieder zu mir kam, war ich
in dieser verdammten stockfinsteren Zelle!«
    »Na ja«, sagte ich, »wir machen
alle mal Fehler.«
    »Scheiße«, sagte er mit tiefem
Empfinden. »In den nächsten beiden Tagen wird es wohl ziemlich unerträglich
sein, mit Ihnen zusammenzuleben, Kollege, oder nicht?«
    »Jennie ist tot«, sagte ich.
»Die Kerle luden ihre Leiche an unserer Türschwelle ab und fuhren wieder weg.
Sie haben ihr die Kehle durchschnitten.«
    »Ich mochte sie«, sagte er
langsam. »Sie hat natürlich die ganze Zeit über gelogen wie gedruckt, aber ich
mochte sie. Was haben Sie mit der Leiche gemacht?«
    Ich erzählte es ihm und auch
den Rest der Geschichte, damit er wieder auf dem laufenden war.
    »Einen Kerl aus Kambodscha
herausholen?« sagte er, als ich geendet hatte. »Der hat ja wohl wirklich nicht
alle Tassen im Schrank!«
    »Vielleicht hält er mich
einfach für dumm?« meinte ich. »Aber irgendwas muß wohl dahinterstecken.«
    »Verzögerungstaktik?« sagte
Hicks. »Aber weshalb?«
    »Wenn der >Besitzer<
Jennie umbringen und ihre Leiche vor unserer Haustür abladen ließ, so merkte er
jedenfalls, daß sie nicht mehr da war, als er eintraf«, sagte ich. »Demnach
bestand die Wahrscheinlichkeit, daß die Tote irgendwo innerhalb des Hauses lag.
Er kann also versucht haben, Zeit zu gewinnen um auf jemand anderen zu warten,
der eintreffen, die Leiche finden und mir den Mord in die Schuhe schieben
könnte.«
    »Die Bullen?« Hicks schüttelte
den Kopf. »Ich sehe aber keine Anzeichen dafür, daß die blauen Jungens
hiergewesen sind, Kollege.«
    »Vielleicht sonst jemand?«
schlug ich vor.
    »Wer zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht«, gestand ich.
»Jedesmal, wenn ich versuche, irgendwelchen Sinn in dem zu finden, was sich
seit unserem ruhigen Picknick ereignet hat, kriege ich Kopfschmerzen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen,
Kollege.« Er warf mir den unergründlichen Blick zu, den in dieser Vollendung
nur Charlie Chan vor langer Zeit zuwege gebracht hatte. »Drei — sagten Sie?«
    »Drei was?« fragte ich.
    »Mädchen«, knurrte er.
    »Ganz recht. Eine Blonde, eine
Dunkelhaarige und ein Rotkopf.«
    »Und Sie hatten alle drei?«
    »Vielleicht hatten sie auch
mich. Mein Erinnerungsvermögen ist in diesem Punkt nicht ganz exakt. Wieso, ist
das wichtig?«
    »Ich kann nicht umhin, über das
Glück nachzudenken«, sagte er bitter. »Da war ich, hatte einen Schlag auf den
Hinterkopf bekommen und landete in einem kohlschwarzen feuchten Keller, und da
waren Sie und trieben es mit drei Mädchen auf einmal. Das ist aber ein
verdammter deutlich herausgearbeiteter Klassenunterschied, kann ich bloß
sagen.«
    Ich goß mir zum zweitenmal mein
Glas selbst ein, nur um zu beweisen, daß ich ein Demokrat war.
    »Haben Sie noch Ihre Pistole?«
fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das
war das erste, was ich nachprüfte, als ich in dem Keller aufwachte.«
    »Also haben wir nur meine
Waffe«, sagte ich. »Falls es der >Besitzer< tatsächlich zu seinem Haus
zurückschafft — und irgendwie wird es ihm gelingen — , organisiert er
möglicherweise später heute nacht einen Stoßtrupp.«
    »Sie hätten die verdammten
Wagenschlüssel behalten sollen, Kollege«, sagte er mißbilligend, »damit er mit
Sicherheit zu Fuß nach Hause gehen muß.«
    Ich holte den Zündschlüssel aus
der Tasche und ließ ihn auf die Bar fallen. Hicks grunzte in zögernder Anerkennung.
    »Vorsicht ist die Mutter der
Porzellankiste«, sagte ich. »Sollen wir nicht heute nacht nach London
zurückfahren, im Hotel bleiben, und dann in aller Frühe mit entsprechender
Bewaffnung hierher zurückkehren?«
    »Wann erwarten Sie diesen
Christie morgen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich.
»Wenn er ein Frühaufsteher ist, muß er eben auf uns warten, nicht wahr?«
    Hicks trank sein Glas mit einem
schnellen Schluck leer. »Dann wollen wir gehen«, sagte er sachlich. »Müssen wir
irgendwas mitnehmen?«
    »Nur den Wagen.«
    Wir waren kurz nach Mitternacht
in London. Das >Sedan Chair< war ein exklusives Hotel in Kensington.
Wirklich exklusiv, denn es gehörte mir und beherbergte niemals zahlende Gäste.
Finchley, der

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