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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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einem Schrei an. Kallen jagte ihm nach. Auch er stieß einen verwunderten Laut aus. In weniger als drei Minuten fand sich Rando an der Seite eines riesigen Kriegers wieder, der ihn in seine Bärenpranken schloss.
    »Hol mich doch das Reich der Tiefe!«, brüllte er. »Was für eine Freude, dich zu sehen!«
    »Kennen die sich?«, fragte mich Shen.
    »Hast du keine Augen im Kopf?! Das sieht ja wohl jeder.«
    »Das ist Mylord Woder, sein Onkel«, klärte Luk uns auf. »Dass wir ihm noch mal über den Weg laufen! Was Besseres hätte uns gar nicht passieren können!«
    Ich ritt näher an die beiden Ritter heran.
    »Jetzt lass dich erst mal ansehen, mein Junge!«, donnerte der Riese und schob Rando auf Armeslänge von sich. »Bist du es wirklich?! Othor!«
    »Ich bin ja schon da«, antwortete der Priester lächelnd. »Meloth muss Gefallen daran gefunden haben, das Leben Eures Neffen zu retten und dafür zu sorgen, dass sich Eure Wege kreuzen.«
    »Das meine ich doch gar nicht! Aber er hat sich den Kopf geschoren!« Dann wandte er sich wieder an Rando: »Wenn meine Schwester dich so sieht, fällt sie in Ohnmacht! Was hast du dir nur dabei gedacht?!«
    »Warst du nicht immer derjenige, der mir gesagt hat, das Silber in meinem Haar bringe mich in Gefahr? … Oh, bist du verwundet?«
    Erst jetzt bemerkte er, dass Woder unter seinem Umhang einen blutverschmierten Verband trug.
    »Das ist nur ein Kratzer!«, winkte er ab. »Da hab ich schon ganz andere Sachen wegstecken müssen! Ah, Kallen! Auch du erfreust dich also noch bester Gesundheit! Wunderbar!«
    Rando ließ seinen Blick flugs über die anderen Männer schweifen.
    »Ich kenne nur drei von ihnen«, flüsterte er seinem Onkel zu. »Lartun, den Leoparden, der deiner Gruppe zugeteilt war, und zwei Soldaten, die früher unter Iltz gedient haben. Sind das alle, die überlebt haben?«
    »Ja«, brummte Woder. »Aber ihr hattet auch nicht mehr Glück, oder?«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Die anderen Männer kommen übrigens aus Burg Adlernest. Sie konnten fliehen.«
    »Weiß jemand etwas von Glum?«, erkundigte sich Rando.
    »Nein. Er ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich hoffe aber, dass er mit seiner Einheit mehr Glück hatte als wir. Wo ist Jurgon?«
    »Er ist tot.«
    »Möge ihm die Erde ein Federbett sein!« Nach diesen Worten drehte er sich zu uns um und rief aus: »Oh, ihr habt ja eine Frau dabei!«
    »Das ist eine Schreitende.«
    »Stell mich vor.«
    Rando und Woder hielten laut schwatzend auf Rona zu, während ich absaß, meinen neuen Bekannten zunickte und mich am Lagerfeuer niederließ.
    Noch vor wenigen Minuten waren selbst die Gipfel der höchsten Berge klar zu erkennen gewesen, aber jetzt wurden sie von Wolken eingehüllt. Nur vier Spitzen im Süden glänzten noch in den Sonnenstrahlen. Mittlerweile hatten wir eine stattliche Höhe erklommen. Bis zum nächsten Hochplateau wäre es nur noch ein Katzensprung, nur wollten wir da nicht hinauf. Wir würden wieder ein Stück herabklettern – und dann zur Treppe des Gehenkten vorstoßen.
    In dieser Höhe bekamen wir alle schwer Luft. Uns schwindelte, das Blut pochte in den Schläfen.
    Ich stand auf einem Steinblock und beobachtete, wie der tosende Fluss bergab strömte und sich an Sandbänken Schaum bildete. Es regnete nicht mehr. Das Wasser der Gletscher war klar und von geradezu zauberischem Türkis. Wenn man es zu lange ansah, schmerzten einem davon sogar die Augen.
    Lahen hatte Flüsse im Herbst geliebt, vor allem ihre Farbe. Nach wie vor sprach ich jeden Tag mit ihr, manchmal stundenlang. Ich erzählte ihr meine Erlebnisse, vertraute ihr meine Gedanken an, teilte ihr meine Erinnerungen mit. Manchmal redete ich sogar laut mit ihr, womit ich mir prompt erstaunte Blicke meiner Gefährten einhandelte.
    Ein Stück stromaufwärts watete ein Ye-arre durch das kniehohe eisige Wasser, um mit einem Wurfspieß auf Fischfang zu gehen. Mehr als zwei Dutzend großer Forellen lagen bereits am Ufer.
    Mein Vertrauen in die Ye-arre war begründet gewesen, ja, es handelte sich bei ihnen eigentlich um ganz anständige Burschen. Sie hatten sich den Soldaten von Randos Onkel bereits vor einiger Zeit angeschlossen und ihnen mit ihren Spähflügen mehr als einmal das Leben gerettet, indem sie sie vor Einheiten der Nabatorer gewarnt hatten, denen wir nur wie durch ein Wunder nicht in die Arme gelaufen waren.
    Zweimal hatten die Ye-arre auch schon an der Seite dieser Männer gekämpft, das letzte Mal in den Bergen, vier Tage bevor sie

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