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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Reich der Tiefe mit euch!«, murmelte Typhus. »Also gut, wenn ihr euch diesen Unsinn anhören wollt. Aber ich warne euch, ein paar Seiten sind herausgerissen worden.«
    Dann fing sie an vorzutragen: »In Gash-shaku roch es nach Äpfeln …«
    In Gash-shaku roch es nach Äpfeln, dem nahenden Herbst, warmem Gemäuer, Brötchen, die reich mit Zimt bestreut waren, und nach dem Wind, der über endlose Wiesen strich. Mit leichter Hand fing dieser Wind alle Gerüche ein und trug sie durch die ganze Stadt, blies sie in jede Gasse, in jeden Winkel, trieb sie durch jedes offene Fenster.
    Zu Beginn des Sommers hatten die kräftigen Pappeln die Stadt noch mit dem weichen Schnee ihrer Blüten überzogen, doch nun zeigten die Blätter schon keine rein grüne Farbe mehr, sondern hatten sich gelbe Flecken zugelegt.
    Gash-shaku war für seine Gärten berühmt. Ihrer gab es viele, vor allem im östlichen Teil der Stadt, in dem die Viertel der Ye-arre an die Tempel des Meloth grenzten, aber auch an die einzige Straße, in der die Hochwohlgeborenen, die Abgesandten des Delben Vaske, lebten. Da indes weder die Ye-arre noch die Elfen wohlgelitten waren, suchten die Menschen die Gärten in jenem Teil der Stadt nur selten auf.
    Cavalar hingegen bevorzugte Orte, an denen ihn niemand behelligte und von seinem Tun ablenkte. So begab er sich oft in einen Garten im östlichen Teil Gash-shakus. Es war dies einer der wenigen Orte, die er in seiner Heimatstadt schätzte. Tief in seinem Herzen wünschte er sich aber, in Alsgara zu leben, lag diese Stadt doch am Meer, das er vergötterte und dessen Tosen ihm Inspiration war. Nun zog jedoch bereits das zweite Jahr ins Land, da er nach Abschluss der Schule in Korunn an der Seite seiner Lehrerin Mitra in Gash-shaku verweilen musste und von der Stadt im Süden nur träumen konnte.
    Die gelb-grauen Mauern und Türme Gash-shakus bedrückten den Jüngling. Da Mitra aber Geschäfte in dieser Stadt banden, hatte er als ihr Schüler bei ihr zu bleiben.
    Heute schien ihm eine Laus über die Leben gelaufen. Abermals war er an der Aufgabe, die er sich gestellt hatte, gescheitert. Es wollte ihm einfach nicht gelingen, seinen aufrührerischen Funken zu unterwerfen, sodass all seine Geflechte im Nu zerrissen. Die Herrin Mitra hatte bloß enttäuscht den Kopf geschüttelt. Obschon sie sich jeden Tag mit ihm mühte, blieb er ein Schüler mit nur erbärmlichen Fähigkeiten.
    Unter dem Arm trug er ein Buch, in dem er seine Gedanken aufzeichnete. Es war schon alt und zerschlissen. Bereits in der dritten Klasse war es ihm zur Gewohnheit geworden, Gedanken, Überlegungen und Theorien darin festzuhalten. Die Tasche über seiner Schulter, die ebenso alt wie sein Tagebuch war, enthielt Zimtbrötchen, die er in der Nähe gekauft hatte, alte Manuskripte und einen großen Apfel.
    Vor der Straße der Hochwohlgeborenen traf er auf eine Patrouille. Die Soldaten schützten die Häuser, in denen die Abgesandten des Delben lebten, vor jenen besonders hitzigen Bürgern, die den Elfen ähnlich freundliche Gefühle entgegenbrachten wie Steuereintreibern oder nächtlichen Einbrechern. So verhinderte die Wache, dass in die Fenster der aufbrausenden Elfen aus dem Sandoner Wald und Uloron Steine oder noch weit schlimmere Dinge flogen. Die Blicke der Soldaten ließen indes vermuten, dass sie genau genommen nichts einzuwenden hätten, wenn die Häuser der Hochwohlgeborenen bis auf die Grundfesten niederbrannten. Allein ihr Dienst verlangte, dass sie niemanden durch diese Straße ließen.
    Cavalar hingegen durfte sie benutzen. Die Soldaten kannten den lächelnden Schreitenden mit seinem leicht rötlichen Haar und dem Schuss südlichen Blutes in den Adern.
    Die kurze Straße war wie stets menschenleer. Ohne triftigen Grund verließen die Hochwohlgeborenen ihre Häuser nur selten. Auf der Ummauerung des Gartens sonnten sich flinke grüne Eidechsen. Kaum dass sie des Mannes ansichtig wurden, huschten sie ins trockene Gras oder unter einen Stein. Cavalar stieß die Pforte auf und fand sich inmitten von Pappeln wieder. Ein mit türkisfarbenen Platten ausgelegter Weg führte zu einem Brunnen, dessen Sprudeln schon von fern zu hören war. Dort war der Lieblingsplatz des Heilers. Mit einem Zauber brachte er den Brunnen dazu, wie das Meer zu rauschen. Vor diesem Hintergrund versuchte er, die sichere Handhabung seines Funkens eigenständig zu erlernen, während das Tosen der Wellen sein Denken beflügelte.
    Der junge Mann war stur und ehrgeizig genug,

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