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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kaum berühren konnten.
    »Eines Tages gehen wir gemeinsam an Land«, sagte er.
    »Ich weiß noch nicht wann und wo, aber ich verspreche es Ihnen ganz fest.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und lachte, aber ihr Blick war traurig. »In meinem Aufzug? Ich bin eine schöne Begleiterin für einen Offizier des Königs.«
    »Ich war kürzlich an Bord eines Frachtschiffes aus Genua«, bemerkte Keen, »und habe Ihnen ein Kleid gekauft. Ozzard wird es Ihnen nachher bringen.« Er kam sich wie ein Tolpatsch vor. »Mag sein, daß es Ihnen nicht paßt oder gefällt…«
    »Sie sind ein herzensguter Mann«, sagte sie leise. »An so etwas zu denken, obwohl Sie alle Hände voll zu tun haben. Es wird mir bestimmt gefallen.«
    »Ich habe nämlich zwei Schwestern, müssen Sie wissen«, schloß Keen lahm und schwieg. Ein Ruf des Wachtpostens vor der Tür hatte ihn aus dem Konzept gebracht.
    »Der Schiffsarzt, Sir!«
    Keen gab Zenorias Hand frei. »Herein!«
    Tuson trat ein und musterte sie ausdruckslos. Seine Hände waren rot, als hätte er sie geschrubbt.
    »Frühstück?« Keen wies auf einen Stuhl.
    Der Arzt lächelte schief. »Nein, danke, Sir. Aber einen starken Kaffee könnte ich schon brauchen.« Er schaute das Mädchen an. »Wie geht es Ihnen heute?«
    Sie senkte den Blick. »Gut, Sir.«
    Tuson nahm von Ozzard einen Becher Kaffee entgegen.
    »Das kann man von Ihrer Zofe Millie nicht behaupten. Ich glaube, sie würde sich eher dem Fieber in Gibraltar aussetzen, als jemals wieder eine solche Sturmnacht mitzumachen.«
    Keen schaute zum Skylight auf, als ein Ruf des Ausguckpostens erklang.
    »Hört sich an, als wäre ein Schiff gesichtet worden«, meinte Tuson. »Freund oder Feind?«
    Keen mußte sich beherrschen, um nicht aufzustehen und das Skylight zu öffnen. Man würde zu ihm kommen, wenn er gebraucht wurde. Auch das hatte er von Bolitho gelernt.
    »Unsere beiden anderen Schiffe wurden schon vor einer Stunde gemeldet«, erwiderte er. »Es könnte ein Feind sein.« Tuson spitzte die Ohren, zähmte aber seine Neugier.
    »Der Erste Offizier, Sir!« rief der Posten.
    Paget trat mit durchnäßtem Rock ein. »Der Ausguck hat im Südwesten Segel gesichtet.« Er war bemüht, das Mädchen am Tisch nicht anzusehen, was aber sein Interesse noch offenkundiger machte.
    »Im Südwesten?« fragte Keen. Ohne erst auf die Seekarte zu schauen, konnte er sich die Positionen der anderen Schiffe vorstellen.
Icarus
lief fast drei Meilen querab, und
Rapid,
kaum mehr als ein Schatten am trüben Horizont, war ihnen weit voraus.
    »Ich bin selbst aufgeentert, Sir«, fügte Paget hinzu. »Es ist ein Franzose, ganz sicher.«
    Keen musterte ihn gespannt. Mit jedem Tag lernte er mehr über seinen Ersten.
    Paget wartete und ließ dann geschickt den Knalleffekt folgen: »Er ist getakelt wie wir, Sir. Zweifellos ein Linienschiff.«
    Keen war aufgesprungen und merkte nicht, daß die anderen ihn beobachteten, Paget voll Stolz über seine Entdeckung, Tuson mit Neugier. Nur der Blick des Mädchens verriet Zärtlichkeit und Sorge.
    »Er wird wissen wollen, was wir vorhaben.« Keen blieb an den Heckfenstern stehen und stellte sich das andere Schiff vor. »Er folgt uns, meldet unseren Kurs vielleicht weiter.«
    »Er hat aber noch keine Signale gesetzt, Sir«, sagte Paget hartnäckig. »Ich habe Mr. Chaytor mit einem Fernrohr aufentern lassen. Er würde es mir sofort melden.«
    Keen trat zögernd an die Seekarte und wünschte sich auf einmal, Bolitho wäre anwesend. Die Franzosen setzten eines ihrer schweren Schiffe zur Aufklärung ein, obwohl sie den Meldungen zufolge über Fregatten verfügten.
Argonaute
konnte wenden und seine Verfolgung aufnehmen. Aber das war möglicherweise ein hoffnungsloses Unterfangen.
    »Signal an
Icarus:
auf Station bleiben«, befahl er. Vor seinem inneren Auge sah er nicht das Schiff, sondern das säuerliche Gesicht seines Kommandanten. »Dann signalisieren Sie
Rapid,
zum Flaggschiff aufzuschließen.«
    Paget zögerte an der Tür. »Werden wir ihn jagen, Sir?
    Wenn der Wind ein wenig nachläßt, schnappen wir ihn vielleicht. Unser Schiff segelt alle in Grund und Boden!«
    Keen lächelte grimmig. Bei Pagets Begeisterung wurde ihm warm ums Herz. »Übermitteln Sie die Signale, rufen Sie dann alle Mann an Deck und lassen Sie Bramsegel und Royals setzen.«
    Paget warf einen Blick auf das lebhaft schäumende Kielwasser, das durchs salzverkrustete Glas verschwommen und unwirklich aussah. Für mehr Segel war es eigentlich noch zu

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