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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dürfen Sie nicht denken, Sir.«
    »Val, wenn Sie erst Admiral sind, vergessen Sie die Menschen!« Bolitho sagte das so laut, daß Zenoria erwachte und erst ihn und dann Keen fragend anstarrte. »Aber
ich
bringe das nicht fertig!« Bolithos Zorn war verflogen, er senkte den Kopf. »Und das zerreißt mich innerlich.«
    Bolitho ergriff die Hand des Mädchens. »Gehen Sie jetzt.
    Aber besuchen Sie mich wieder.« Er hob ihre Hand an seine Lippen.
    Die Tür wurde geschlossen, und Bolitho hörte, wie Allday Zenoria zu ihrer Kajüte begleitete.
    Keen wartete und kam sich überflüssig vor, weil er nicht helfen konnte. »Öffnen Sie Inchs Bericht, Val«, sagte Bolitho. »Wir haben viel zu tun.«
    Am nächsten Morgen lagen die Schiffe beigedreht, und die Kommandanten kamen wie befohlen an Bord der
Argonaute
zusammen.
    Bolitho saß in seiner Kajüte vorm Spiegel und war bemüht, seine Gedanken zu sammeln. Er konnte nicht akzeptieren, was ihm zugestoßen war, hatte sich aber tausendmal geschworen, sich davon nicht unterkriegen zu lassen.
    Er hörte das Schrillen der Bootsmannspfeifen, als der letzte Kommandant von der Ehrenwache an Bord begrüßt wurde, und kam sich mehr wie ein Schauspieler vor seinem Auftritt vor. War diese Besprechung überhaupt nötig? Oder wollte er seinen Kommandanten nur etwas demonstrieren? Irgendwie fühlte er sich aber wirklich besser, und nicht nur, weil er ein frisches, sauberes Hemd trug und sich unter Alldays Aufsicht vorsichtig gewaschen hatte.
    »Sind Sie bereit, Sir?« Tuson schien immer zur Stelle zu sein.
    Bolitho packte seine Knie und antwortete: »Aye.«
    Der Verband über seinem rechten Auge wurde abgenommen, der inzwischen vertraute Bausch mit der süß riechen – den Salbe tat sein Werk, und Tuson bemerkte: »Mit Verlaub, Sir, als Patient haben Sie Fortschritte gemacht.«
    Bolitho schlug die Augen auf und betrachtete sein unscharfes Spiegelbild. Die kleinen Narben im Gesicht fielen wegen seiner sonnverbrannten Haut weniger auf, doch das linke Auge starrte ihn böse und rotgeädert an.
    Jenseits des Spiegels bürstete Ozzard sorgfältig seinen besten Uniformrock mit den schimmernden Epauletten; er mußte eine perfekte Vorstellung geben. Allday machte einen langen Hals, um sich zu vergewissern, daß er bei der Rasur auch nicht ein einziges Barthaar übersehen hatte, und Yovell war am Tisch mit Akten beschäftigt. Der Rahmen war fast perfekt. Er hob den Blick und sah, daß Zenoria ihm über die Schulter schaute.
    Sie lächelte sanft und verschwörerisch, fuhr Bolitho mit einem Kamm durchs Haar und legte die Stirnlocke so, daß sie teilweise den Verband überm linken Auge verdeckte. Seinen Zopf hatte sie bereits geflochten und gebunden.
    Bolitho hörte von unten Stampfen und Stimmen. Die Kommandantenbesprechung sollte in der Messe unter seiner Kajüte stattfinden, denn er mußte sein Quartier freihalten; als Zufluchtsort, falls etwas schiefging.
    »Vielen Dank, Zenoria«, sagte er. »Sie haben mit schlechtem Material Ihr Bestes getan.«
    Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. Sie gab zwar keine Antwort, aber er sah ihrem Gesicht an, daß sie sich freute. Ihr Haar war wieder straff zurückgebunden, und ihre braunen Augen blickten entschlossen.
    Bolitho dachte an Inchs wie üblich weitschweifigen, aber doch nützlichen Bericht, der einen wichtigen Punkt enthielt. Einen Schlüssel vielleicht – oder eher eine raffinierte Falle?
    »Überanstrengen Sie das rechte Auge nicht, Sir, und lassen Sie das andere bedeckt«, warnte Tuson. »Wenn Sie bald richtig behandelt werden …«
    Bolitho schaute ihn an. Er hatte das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Tuson hatte behauptet, das gäbe sich mit der Zeit.
    »Ihre Behandlung
war
richtig«, sagte Bolitho.
    Tuson ließ sich nicht ablenken. »Wenn Sie sich den Anforderungen der Geschwaderführung nicht entziehen, Sir, bin ich für die Konsequenzen nicht verantwortlich.«
    Die Tür ging auf, und da stand Keen und beobachtete ihn mit dem Hut unterm Arm. Bolitho fiel auf, daß auch er seine beste Uniform trug. Der zweite Hauptdarsteller, dachte er.
    »Alle versammelt, Sir.«
    Bolitho blickte in den Spiegel und sah, wie er rasch mit Zenoria einen Blick tauschte. Sie legte eine Hand auf die Brust, und Keens Gesicht war zu entnehmen, daß er die Geste verstand.
    Bolitho berührte seinen Verband. Er gönnte ihnen ihr Glück, ganz gleich, welche Schwierigkeiten vor ihnen lagen. Er war nicht eifersüchtig, nur ein wenig neidisch.
    Er schlüpfte in die

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