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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Eigentlich hätte ich den Fall für hoffnungslos gehalten, aber bei ihm kann man nicht sicher sein.« Tuson schüttelte den Kopf. »Es hat den Anschein, als ließe er sich von nichts bremsen.«
    Keen sah Allday mit einer Schüssel und einem Rasiermesser kommen und verabschiedete sich. Draußen zögerte er vor der kleinen Kabine mit dem rotberockten Wachtposten. Dann klopfte er und trat auf ihren Ruf hin ein.
    Zenoria saß auf der großen Truhe, hielt das Kleid von dem Händler aus Genua im Schoß und erfüllte den Raum mit Licht. Sie schaute ihn an und sagte leise: »Das ist ein herrliches Kleid. Du bist sehr gut zu mir.«
    Sie legte das Kleid sorgfältig über die Truhe und stand auf. Sie hatte geweint. Um sie beide, um Bolitho? Keen wußte es nicht. »Du hast so viel für mich getan, und ich kann dir gar nichts geben«, sagte sie.
    Dann wandte sie sich abrupt ab, und als sie sich wieder zu ihm umdrehte, sah er, daß sie ihr Hemd bis zur Taille aufgeknöpft hatte. Zielbewußt griff sie nach seiner Hand, schob sie unter das Hemd und drückte sie auf ihre Brust. Dabei schaute sie ihm fast trotzig in die Augen.
    Keen rührte sich nicht, er spürte nur, wie der warme Hügel unter seiner Hand brannte, ihn verzehrte.
    Sie senkte den Kopf und sagte leise: »Es ist mein Herz. Das habe ich dir zu geben. Es ist dein, solange du willst.«
    Langsam zog sie seine Hand fort und schloß ihr Hemd.
    Jemand schrie von der Poop, Tritte polterten über eine Leiter. Doch sie blieben noch ein paar Sekunden reglos stehen.
    »Ich muß fort«, sagte er dann. »Man darf uns so nicht sehen.« Er beugte sich vor und küßte sie leicht auf die Stirn.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Noch lange Zeit, nachdem er gegangen war, starrte Zenoria die geschlossene Tür an und hielt die Hand über die Brust, die er berührt hatte.
    Dann sagte sie leise: »Und ich liebe dich auch.«
    Am zweiten Tag hatten die Schiffe alles Trinkwasser an Bord und ließen, vor einem frischen Südwestwind segelnd, die Inseln bald achteraus liegen.
    Keen hatte zugesehen, wie
Suprème
mit eilends geflickten Segeln und noch immer arbeitenden Pumpen ihren Ankerplatz verließ und aufs offene Meer hielt. Auf der Insel waren mehrere ihrer Besatzungsmitglieder begraben worden, darunter Leutnant Hallowes. Ein trauriger Abschied.
    Am fünften Tag segelte das Geschwader mit
Rapid
an der Spitze in den Golfe du Lion.
    Keen ging gedankenverloren auf dem Achterdeck auf und ab, als der Toppgast ein Schiff meldete, das bald als die
Barracouta
identifiziert wurde; nun war der Verband wieder komplett.
    Es war auch ein besonderer Tag für Bolitho. Er saß in seinem Sessel mit der hohen Rückenlehne und atmete tief, als Ozzard ein Heckfenster öffnete und Twigg ihm einen Becher Kaffee in die Hand gab.
    Bolitho lauschte der See und dem Knarren des Ruders.
    Auf dem Schiff ging es lebhaft zu. Er hörte Allday mit Yovell reden und Ozzard geschäftig umhereilen. Alle waren so guter Laune. Glaubten sie etwa, sie könnten ihm etwas vormachen?
    Er hörte Tuson in die Kajüte treten, begleitet von Zenoria, die er am leisen Schritt ihrer bloßen Füße erkannte.
    Tuson stellte seine Tasche ab und sagte: »Wir brauchen viel Licht heute.«
    Bolitho nickte. »Wir haben ein Schiff gesichtet, nicht wahr?«
    Tuson grunzte. »Die
Barracouta,
Sir.«
    Bolitho versuchte, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Keen war nicht gekommen, um ihm das zu melden. Selbst er hatte ihn schon abgeschrieben.
    »So.« Tuson lüftete den Verband ein wenig und begann ihn aufzuwickeln. »Schließen Sie die Augen, bis ich sie gebadet habe.« Er atmete schwer, konzentrierte sich so, daß es fast körperlich spürbar war. Jetzt war der Verband ganz fort, und Bolitho wurde sich der Stille bewußt. Mit einem warmen Bausch wurden ihm die Augen abgetupft, und einen Augenblick durchfuhr ihn stechender Schmerz.
    Tuson sah ihn zurückzucken und sagte: »Gleich kann ich Ihnen sagen …«
    Bolitho streckte die Hand aus. »Zenoria? Sind Sie da?« Er spürte, wie sie seine Hand ergriff.
    »Als erstes möchte ich Sie sehen, nicht diese häßlichen Gestalten da!«
    Sie lachte, aber er spürte ihre Sorge.
    »Öffnen Sie bitte die Augen, Sir«, meinte Tuson ausdruckslos.
    Bolitho berührte erst sein linkes, dann sein rechtes Auge und hielt dabei ihre Hand so fest, daß es ihr wehtun mußte. Er biß die Zähne zusammen, versuchte es, bekam aber plötzlich Angst.
    »Versuchen Sie es noch einmal«, sagte Tuson.
    Bolitho entrang sich ein

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