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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sorge bin? Haß, Rachsucht, Kaltblütigkeit sollten in meinem Leben keine Rolle spielen, und dennoch … »Ich mache mir die Mühe, weil ich nicht vergessen habe, wie ich mich in seinem Alter fühlte, Val. Getreten und schikaniert, von keinem geachtet, keiner vertraute mir – ein gutes Wort hätte da einen gewaltigen Unterschied gemacht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nur, daß ich das nicht vergesse.«
    Der Schiffsarzt hatte seine Tasche gepackt und verabschiedete sich. An der Tür schaute er Keen an. »Da der junge Mr. Bolitho im Anmarsch ist, hoffe ich, daß wir in dieser schwierigen Situation bald einen Verbündeten bekommen.«
    Bolitho zog die Stirn kraus. »Unverschämtheit!«
    Keen schloß die Tür. »Was er sagt, hat Hand und Fuß.«
    In jäher Erkenntnis fuhr Bolitho zusammen. Adam wußte nichts von seiner Verletzung. Wie würde er es aufnehmen?
    »Ihr Neffe ist stolz auf Sie, Sir«, meinte Keen sanft, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Und ich bin es auch.« Bolitho gab keine Antwort und starrte noch immer achteraus, als Keen sich entfernte.
    Oben nickte Keen seinen Offizieren zu und schaute zum klaren Himmel auf. Es war schön, aber kühl. Er trat an die Querreling und blickte hinab in die Kühl, den Marktplatz, wie er es nannte. Der Segelmacher und seine Gehilfen waren darin mit ihrem Handwerk beschäftigt, flickten und verstärkten. Bootsmann und Schiffszimmermann berieten über die Holzvorräte, und starker Teergeruch lag in der Luft.
    Doch Keen dachte an das Nachspiel des Gefechts. An die Erleichterung, als er Zenoria wieder in den Armen hielt, an das unglaubliche Glück, das einer dem anderen bedeutete. Sie hatte das Gesicht an seiner Brust vergraben, als er sie so fest umarmte, daß er durch das Hemd hindurch die Narbe auf ihrem Rücken spürte.
    Die letzte, fürchterliche Explosion war durch den Laderaum gefahren wie ein Donnerschlag, hatte Ozzard berichtet. Zenoria habe seine und Millies Hand gehalten und mehr Mut bewiesen als sie beide zusammen.
    Keen erblickte Allday an den inzwischen wieder eingesetzten Booten. Wütend reckte er den Kopf bis auf eine Handbreit vor das Gesicht des Zweiten Bootsführers. Das sah übel aus. Wie den Arzt begann auch Keen Bankarts Anwesenheit zu stören.
    »An Deck! Schiff Backbord voraus!«
    Keen warf Paget einen Blick zu und nickte.
Firefly
hätte zu keinem günstigeren Augenblick eintreffen können. Der junge Hickling konnte nicht ahnen, wie willkommen seine Meldung gewesen war.
    Firefly
brachte Nachrichten aus der Heimat, vielleicht einen Brief für den Admiral. Aus London konnte noch nichts eingetroffen sein, was Zenoria anging. Aber zumindest war die Sache in die Wege geleitet, Krieg hin oder her. Er dachte an sie in seinen Armen, wie selbstverständlich sich das angefühlt hatte.
    Paget betrachtete ihn und wandte sich zufrieden ab.
    Der Kommandant sah glücklich aus. Das mußte jedem Ersten Offizier nur recht sein.
    Bolitho erhob sich, als vertraute Geräusche durchs Skylight drangen. Die Männer waren an die Brassen gerufen worden. Das Flaggschiff bereitete sich zum Beidrehen vor und zum Empfang des Kommandanten der Brigg.
    Wie gern hätte er an der Schanzkleidpforte gestanden, wenn Adam an Bord kam. Doch das war Keens Privileg – ein Kommandant begrüßte den anderen. Aber er wußte, daß er nicht nur aus Tradition fernblieb. Er hatte auch Angst vor dem, was sein Neffe denken und sagen mochte, wenn er ihn zu Gesicht bekam.
    Allday trat aus der Schlafkabine und hielt ihm den Rock hin. Bolitho war so in Gedanken, daß er Alldays finstere Laune nicht spürte. Vielleicht ein Brief von Belinda… Er hob den Kopf, als Pagets Stimme übers Deck schallte.
    Das Ruder der
Argonaute
wurde gelegt, und sie schwang mit laut killendem Tuch in den Wind, schwankte eine Zeitlang heftig, bis die verbliebenen Segel aufgegeit waren.
    Einen Augenblick lang hatte er Adams Brigg durch die wassertriefenden Fenster gesehen, ihre Flagge als kleinen Farbfleck im Wind. Er fragte sich, ob
Fireflys
Eintreffen von einem ungesehenen Fischerboot bemerkt, ob ihr Auftrag bereits einem Spion in Gibraltar oder Verräter in London bekannt geworden war.
    Allday musterte ihn stumpf. Er konnte es nicht ertragen, seinen Admiral so hilflos und unsicher zu sehen. Er hatte versucht, ihn mit seinem Körper zu decken, als sie den Franzosen angriffen, weil Bolitho einfach dagestanden hatte, unfähig oder nicht bereit, sich in Deckung zu begeben.
    »Schön, Adam wiederzusehen, auch wenn es

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