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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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nur für kurze Zeit ist«, sagte Bolitho. »Inch stößt in ein paar Tagen zu uns, und dann machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach Jobert!«
    Allday nahm den alten Degen von der Wand. Er haßte Jobert, weil er Bolitho so zugerichtet hatte.
    Pfeifen trillerten, die Seesoldaten präsentierten ihre Musketen. Aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Yovell die äußere Tür öffnete. Bolitho kam Adam ein paar Schritte entgegen, bemüht, an einer Stelle zu bleiben, von der aus er an einem Tisch oder Stuhl Halt finden konnte.
    Doch es kamen zwei Besucher, nicht nur einer.
    Bolitho ergriff Adams Hände und merkte, daß sein Neffe bereits Bescheid wußte.
    »Wie geht's, Onkel?« Adam versuchte nicht, seine Besorgnis zu verbergen.
    »Nicht übel.« Er wollte das Thema wechseln. »Du vernachlässigst deine Pflicht. Wie heißt unser Gast?«
    »Mr. Pullen«, erwiderte Adam betreten. »Von der Admiralität.«
    Der Mann hatte einen knochigen Händedruck. »Unterwegs nach Malta, Sir Richard.« Es hörte sich an, als lächelte er.
    »Bitte nehmen Sie Platz. Allday, geh Ozzard holen.« Er wußte, daß Adam ihn anstarrte, um die Schwere seiner Verletzung abzuschätzen.
    »Und was führt Sie hierher, Mr. Pullen?«
    Der Mann machte es sich bequem. Er war ganz in Schwarz wie eine Krähe, fand Bolitho und kehrte dem Licht den Rücken zu, da er wußte, daß sie so nur seinen Verband zu sehen bekamen und sonst nichts.
    »Ich habe mich in Malta im Auftrag von Admiral Sir Hayward Sheaffe um gewisse Angelegenheiten zu kümmern, Sir Richard.«
    Bolitho rang sich ein Lächeln ab. »Geheime Angelegenheiten, nicht wahr?«
    »Gewiß, Sir Richard.« Als Ozzard mit einem Tablett herbeigeeilt kam, sagte er: »Vielen Dank, Wein mit Wasser genügt mir.«
    »Ich hätte dich gern gesprochen, Onkel«, sagte Adam.
    Bolitho entnahm seinem Ton, daß etwas nicht stimmte.
    »Kann das nicht warten?« fragte er. »Ich bin sehr beschäftigt.«
    Pullen zog einen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch. Bolitho starrte ihn an, fühlte sich in die Enge getrieben, denn er konnte nicht lesen. »Darf ich auch Sie um Geduld bitten?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie alle Hände voll zu tun haben, Sir Richard. Schließlich haben Sie ein Gefecht hinter sich, auch wenn man das dem Schiff kaum ansieht.«
    Bolitho unterdrückte eine jähe Gereiztheit. »Wir haben einen französischen Zweidecker versenkt.« Mehr sagte er nicht.
    »Vorzüglich. Sir Hayward wird sich freuen.« Pullen musterte sein Glas mit verdünntem Wein. »Ich belästige Sie nur ungern, Sir Richard. Aber die Angelegenheit ist wichtig. Man hat mich ersucht, Ihren Flaggkapitän aufzufordern, in Malta umgehend vor einem Untersuchungsausschuß zu erscheinen.«
    Kein Wunder, daß Adam versucht hatte, ihn zu warnen.
    »Zu welchem Zweck?« fragte Bolitho gelassen.
    »Aus zwei Gründen, wie ich höre, Sir Richard«, meinte Pullen selbstgefällig. »Er verhielt sich unklug, indem er einen Verbannungsbefehl mißachtete und eine Frau –«, er betonte das Wort, als sei es eine Obszönität – »aus dem Gewahrsam entfernte. Ich nehme an, daß er für seine Handlungen, wie fehlgeleitet sie auch sein mögen, eine Erklärung hat, muß aber darauf hinweisen …«
    »Wer hat diese Anschuldigung erhoben?«
    Pullen seufzte. »Es ging eine schriftliche Anzeige ein, Sir Richard. Aber Ihnen sollte die Angelegenheit keinen Anlaß zur Sorge bieten. Es handelt sich nur um einen lästigen Zwischenfall.«
    »Sie sind impertinent, Sir«, sagte Bolitho leise. »Diese Frau wurde mißhandelt und ausgepeitscht! Kapitän Keen tat nur seine Pflicht.«
    »Das ist nicht von Belang, Sir Richard.«
    Bolitho starrte ihn an und erwiderte: »Wir sind hier auf einem Schlachtfeld, Mr. Pullen, nicht in einem sicheren und bequemen Büro. Hier habe ich die Befehlsgewalt. Wenn ich Sie ergreifen und halb totpeitschen lassen würde, dürfte niemand meinen Befehl in Frage stellen.« Er hörte, wie der Mann scharf Luft holte. »Es könnte Monate dauern, bis mich jemand zur Rechenschaft zieht. Würden Sie auch das als einen ›lästigen Zwischenfall‹ bezeichnen?«
    Pullen schluckte. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Sir Richard.«
    »Das haben Sie aber getan! Glauben Sie vielleicht, ich sehe tatenlos zu, wie der Name eines mutigen Offiziers wegen dieser Absurdität in den Schmutz gezogen wird?«
    Pullen beugte sich vor. Sein Selbstvertrauen kehrte zurück. »Dann ist an der ganzen Sache also nichts Wahres

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