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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dran?«
    »Darauf brauche ich nicht zu antworten.«
    Pullen erhob sich und stellte sein noch volles Glas auf den Tisch. »Nicht mir, Sir. Aber Sie werden dem Befehl entnehmen, daß Sie zusammen mit Ihrem Flaggkapitän vorgeladen sind.«
    Bolitho starrte ihn an. »Ich soll diese Station verlassen? Wissen Sie, was Sie da sagen? Haben Sie denn keine Vorstellung von den Absichten des Feindes?«
    »Für Erwägungen dieser Art bin ich nicht zuständig, Sir Richard.« Pullen verbeugte sich knapp. »Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich mich nun zurückziehen, während Sie Ihre Entscheidung treffen.«
    Lange Zeit blieb Bolitho stocksteif unterm Skylight stehen. Das Ganze war nur ein böser Traum. Wie die Schatten vor seinen Augen mußte er bald verfliegen.
    Adam sagte bitter: »Ich hatte keine Ahnung davon, Onkel. Warum hast du mir nichts von dieser Frau gesagt?« Er zögerte. »Es darf keinen Klatsch geben.«
    Bolitho ergriff seinen Arm. »Sie ist hier an Bord, Adam. Wenn dieser Widerling der Sache einen so unanständigen Anstrich geben konnte, ist mehr Schaden angerichtet worden, als ich dachte. Es handelt sich um ein braves, tapferes Mädchen, das wegen einer falschen Beschuldigung in die Verbannung geschickt wurde. Und das werden wir beweisen.«
    Die Tür ging auf, und Keen kam mit bleichem Gesicht herein.
    »Aber bis uns das gelungen ist, kommt sie in Eisen auf ein Sträflingsschiff«, sagte er und schaute Adam an. »Ich liebe sie, müssen Sie wissen. Ich liebe sie mehr als mein Leben.«
    Adam schaute von einem zum anderen, spürte sofort Keens Aufrichtigkeit und das Mitgefühl seines Onkels.
    »Pullen ist Kartenspieler«, meinte Adam. Beide starrten sein dunkles Gesicht an, das nun grimmig geworden war.
    »Ich könnte ihn des Falschspiels bezichtigen und zum Duell fordern.«
    Bolitho trat zu ihm und packte ihn an den Schultern.
    »Nein. Wir haben schon genug Ärger. Laß deinen Degen stecken.« Er drückte seine Schultern. »Aber du bist ein Prachtkerl.«
    »Ich habe einen Brief von Lady Belinda für dich«, sagte Adam bedrückt und hielt Bolitho den Umschlag hin. »Und ich weiß, weshalb du Pullens Papiere nicht gelesen hast.« Diese Erkenntnis schien ihn zu schockieren.
    »Mußt du sofort weiter?« fragte Bolitho.
    »Aye.« Als Adam den Kopf senkte, fiel ihm das widerspenstige Haar in die Stirn. »Ich hörte, daß John Hallowes gefallen ist, Onkel. Er war mein Freund.«
    »Ich weiß.« Gemeinsam gingen sie zur Tür. »Ausgerechnet jetzt, da ich hier am meisten gebraucht werde, muß ich wegen dieser dummen Affäre das Geschwader verlassen. Bis zu meiner Rückkehr übergebe ich Inch das Kommando.« Er schaute Keen an. »Keine Angst, ich lasse das Mädchen nicht im Stich.«
    Adam folgte Keen hinaus und sah Pullen an der Pforte warten. Wer steckt hinter diesen Anschuldigungen? fragte er sich. Daß sie auf Wahrheit beruhten, fand er weniger wichtig.
    Er grüßte die Ehrenkompanie und sah dann Keen an.
    »Sie haben meine Loyalität, Sir.« Er berührte seinen Degen. »Und meine Waffe auch, wenn Sie sie brauchen.« Dann folgte er Pullen ins Boot.
    Keen wartete, bis die Gig angerudert hatte, und ging dann hinüber zu seinem Ersten Offizier. »Wir setzen Segel, sobald der Admiral einen Brief zur
Firefly
geschickt hat.«
    Pullen hatte offensichtlich als Beobachter bis Malta an Bord bleiben wollen, um sich dann am Ziel in einen Kerkermeister zu verwandeln. Bolithos Drohungen hatten ihn wohl umgestimmt. Nun würde er sie dort mit noch verschärfter Feindseligkeit erwarten.
    »Ich finde das Ganze sehr bedauerlich, Sir.« Paget zuckte unter Keens scharfem Blick zusammen, wich aber nicht zurück. »Uns tut das allen leid. Es ist nicht fair.«
    Keen senkte den Blick. »Vielen Dank. Ich glaubte, es sei genug, im Krieg tapfer zu kämpfen. Ab er offenbar gibt es Leute, die meinen, es stünde uns besser an, uns gegenseitig an die Kehle zu springen.«
    Ein Boot trug Bolithos hastig diktierten Brief hinüber zur Brigg, und als die Nacht hereinbrach, war
Firefly
bereits hinter der Kimm verschwunden.
    Keen ging auf dem Achterdeck auf und ab und starrte in den roten Sonnenuntergang.
Firefly
hatte also doch nur schlechte Nachrichten gebracht.
     

Heimlich von Bord
    Am frühen Morgen begab sich Bolitho aufs Achterdeck. Zwei Tage waren verstrichen, seit Ada m mit
Firefly
eingetroffen war und ihm die Vorladung überbracht hatte.
    Argonaute
lag unter Marssegeln und Klüver behaglich auf Steuerbordbug. Ihre Decks waren noch taufeucht, die Seeleute

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