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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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rosa Muscheln leuchten mußten, wie es so auf die
Argonaute
zuhielt.
    Wieder dachte er an Zenoria. Bald würde sie vom Eintreffen seines Stellvertreters erfahren. Damit wurde die Schraube weiter angezogen, die Fahrt zur herzlosen Obrigkeit in Malta rückte näher.
    Keen kam barhäuptig und ohne Rock an Deck. Er starrte Bolitho an und suchte nach einer Erklärung.
    Bolitho lächelte. »Schon gut, Val. Ich konnte nicht schlafen und wollte mir nur die Beine vertreten.«
    Keen grinste erleichtert. »Tut richtig gut, Sie wieder an Deck zu sehen, Sir!« Dann wurde er ernst. »Ich möchte Sie nicht weiter belasten, aber …«
    Bolitho unterbrach ihn. »Ich habe schon einen Plan.«
    »Aber, Sir…«
    Bolitho hob die Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen: daß die Verantwortung nur bei Ihnen liegt. Aber da irren Sie sich. Solange meine Flagge über diesem Geschwader weht, fühle ich mich für die Angelegenheiten meiner Offiziere und insbesondere meines eigenen Flaggkapitäns verantwortlich.« Seine Stimme klang bitter, als er hinzufügte: »Seit mein Bruder zur amerikanischen Marine desertierte, gibt es Leute, die meine Familie unbedingt in Verruf bringen wollen. Mein Vater mußte darunter leiden, und ich selbst war mehr als einmal Ziel böswilliger Intrigen. Adam ebenfalls, aber das wissen Sie ja. Ich werde also nicht zulassen, daß man Sie ruiniert, nur um mir eins auszuwischen.«
    »Glauben Sie denn wirklich, daß man dadurch
Ihnen
Schaden zufügen will, Sir?«
    »Ohne jeden Zweifel. Doch niemand wird damit rechnen, daß ich Sie aus Ihrer Verantwortung entlasse und sie selbst auf mich nehme.« Kein Wunder, daß Pullen, dieser Aasgeier, so selbstsicher gewirkt hatte. Bei der Erkenntnis empfand er einen Haß, der ähnlich heftig war wie in dem Augenblick, als er beinahe die Breitseite nach der Kapitulation des französischen Zweideckers befohlen hatte.
    Er hörte sich sagen: »Lassen Sie mich das auf meine Weise regeln, Val. Und danach machen wir uns auf die Suche nach dem
wahren
Feind – wenn es nicht schon zu spät ist.«
    Keen beobachtete ihn. Hatte die Verwundung bei Bolitho Verfolgungswahn ausgelöst? Keen hatte zwar von den Angriffen auf die Familie Bolitho gehört, von den Methoden, mit denen in der Vergangenheit versucht worden war, Beförderungen zu verhindern oder tapfer verdiente Anerkennung zu versagen. Aber es konnte doch mitten im Krieg niemand so wahnsinnig sein, tiefsitzende Ressentiments dieser Art gegen ihn auszunutzen?
    »Wenn nur Zenoria in Sicherheit wäre, Sir«, sagte Keen.
    »Zenoria ist lediglich ein Werkzeug, Val, da bin ich ganz sicher.« Er drehte sich um, als der Midshipman rief: »Signal von
Rapid,
Sir!«
    Bolitho sah die Flaggen von der Rah auswehen und hörte Keen sagen: »Sie können das Signal ja
sehen,
Sir!«
    Bolitho versuchte, seine Erregung zu verbergen. »Recht deutlich.« Er wandte sich zur Poop. Bald würde der andere Verband abgenommen werden, und dann zum Teufel mit Tusons düsteren Prophezeiungen. Wenn Inch an Bord kam, sollte er einen Admiral vorfinden, keinen schwächlichen Krüppel. Er ging mit langen Schritten zu seinem Quartier und verlor nur einmal das Gleichgewicht, als das Schiff in ein tiefes Wellental tauchte.
    Yovell schrak von seinem Schreibtisch auf, als er Bolitho durch die Tür schreiten sah.
    »Ich möchte Instruktionen für Kapitän Inch von der
Helicon
diktieren. Anschließend werde ich den Gentleman an Bord empfangen, ehe wir uns wieder trennen«, sagte er. Beflissen zog Yovell Schubladen auf und suchte nach einer neuen Feder. »Und dann soll Midshipman Hickling bei mir erscheinen.«
    Yovell nickte. »Ich verstehe, Sir Richard.«
    Bolitho musterte ihn scharf. Nichts verstehst du, aber das macht nichts.
    »Der Arzt erwartet Sie, Sir«, sagte Yovell.
    Bolitho stützte sich mit beiden Händen auf den Sessel und betrachtete sein Spiegelbild. Die kleinen Schnittwunden waren fast verheilt, sein Auge sah beinahe normal aus. Selbst das gelegentliche Brennen war weniger spürbar.
    »Schicken Sie ihn rein.« Er zupfte am Verband. »Ich habe gleich eine Aufgabe für ihn.«
    Allday kam durch die andere Tür und sah besorgt zu, wie Bolitho sich anschickte, selbst den Verband abzunehmen.
    »Sind Sie auch ganz sicher, daß das klug ist, Sir?«
    »Sie können sich später als Barbier betätigen.«
    Allday warf einen Blick auf Bolithos schwarzes Haar. Sieht doch noch ganz passabel aus, dachte er, wollte aber Bolithos neugefundene Energie nicht dämpfen.
    Tuson dagegen nahm

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