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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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an. »Ganz gleich, was aus uns wird, ich warte.« Sie küßte ihn langsam und trat dann zurück. »Ich hab' dich lieb, mein Kapitän.«
    Er sah zu, wie sie sich den Hut aufsetzte und schräg in die Stirn rückte. Sie wirkte sehr beherrscht.
    »Alles klar,
Sir

    Er nickte, wollte sie noch einmal in die Arme nehmen, wußte aber, daß sie das beide nicht ertragen würden.
    »Jawohl. An die Arbeit,
Mr.
Carwithen.«
    An Deck war es fast dunkel. Keen stellte fest, daß die Laterne an der Schanzkleidpforte gelöscht worden war.
    Das Boot wartete unterm Fallreep, und es waren nur wenige Männer an Deck, die mit ansahen, daß jemand das Schiff verließ. Keen sah Tuson und Paget, aber keiner sagte etwas; selbst der Gehilfe des Masters, der Wache hatte, trat zurück, als Bolitho vorbeiging, als existiere er überhaupt nicht.
    Zenoria schaute ihn noch einmal an und legte grüßend die Hand an den Hut, ehe sie an der Bordwand hinunterkletterte.
    Bolitho warf Keen einen Blick zu. »Der Kapitän der
Lord Egmont
ist ein alter Freund von mir, Val. Keine Sorge, Ihr Passagier ist bei ihm in guter Obhut.« Er warf sich den Mantel über die Schultern. »Wir haben keine Minute zu verlieren.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Keen.
    Ohne einen weiteren Blick kletterte Bolitho hinunter ins Boot. Als die Bootsgasten anruderten, konnte Keen im Heck Allday erkennen, der die Hand auf Zenorias gelegt hatte und zusammen mit ihr die Pinne führte. Bolitho hatte sich so plaziert, daß die Rudermannschaft das nicht sehen konnte.
    Ozzard kam übers Deck gesprungen und flüsterte verzweifelt: »Das Kleid, Sir! Sie hat Ihr Kleid vergessen!«
    Keen wartete, bis die Gig zwischen den Schatten der verankerten Schiffe verschwunden war, und erwiderte dann: »Macht nichts. Das bringe ich ihr selbst nach England.«
     

Loyalitätskonflikt
    Die Residenz des britischen Marinebefehlshabers auf Malta, dem Schiffe, Lagerhäuser und Werften unterstanden, war ein imposantes Gebäude.
    Nach den staubigen Straßen und der grellen Sonne fand Bolitho den Raum, in den er geführt wurde, angenehm und kühl. Ein hohes Fenster öffnete sich zum Hafen und bot Aussicht auf die dicht an dicht liegenden Schiffe und die kreuz und quer verlaufenden Kielwasser der Beiboote am Beginn eines neuen Arbeitstages.
    Bolitho dachte an die Brigg
Lord Egmont,
die jetzt unter vollen Segeln schon auf dem Weg nach Gibraltar sein mußte. Das aber würde sie wegen des Fiebers ohne Aufenthalt passieren und erst auf der Carrick-Reede in Sichtweite des Bolithoschen Hauses Anker werfen. Er entsann sich auch der kleinen Achterkajüte der Brigg und ihres Kapitäns Isaac Tregidgo, der ihm am Tisch gegenübergesessen hatte.
    Tregidgo hatte ein Gesicht wie ein verwitterter Holzklotz, faltig und narbig nach Jahren auf See. Er war selbst unter den Handelskapitänen von Falmouth eine Legende. Stürme, Fieber, Piraten und Krieg, der Alte hatte alles überlebt. Er muß über siebzig sein, dachte Bolitho, der ihn schon sein Leben lang kannte.
    Selbst seine Begrüßung war typisch gewesen. »Dann setz dich mal, Dick.« Er hatte breit gegrinst, als Bolitho seinen Bootsmantel fallen ließ. »Wie ich höre, bist du sogar geadelt worden. Für mich bleibst du aber der junge Dick!«
    Bolitho hatte Zenorias Bewegungen nebenan gehört. Ihr stand kaum mehr als ein Kabinett zur Verfügung, aber dort war sie sicher.
    Der Kapitän hatte ihn neugierig gemustert. »Hätte mir doch denken sollen, daß du was im Schilde führst, Admiral hin oder her. Aber keine Sorge, Dick. Meine Mannschaft ist zwar ein rauher Verein, aber auf so kurzen Überfahrten nehme ich oft meine Enkel mit. Und die Männer hüten sich vor denen!« Er hatte grimmig die Faust geschüttelt. »Wenn ich einen dabei erwische, daß er sie belästigt, kriegt er Streifen aufs Hemd!«
    Eine Bewegung der Brigg ließ Tregidgo zur Decke blinzeln. »Der Wind steht günstig. Aber nicht für dich, was, Dick?« Dann hatte er den Kopf abgewandt, um sich sein Mitleid nicht anmerken zu lassen. »Aber der Herr wird's schon richten.«
    Zenoria hatte verlegen mit dem Rock der Fähnrichsuniform und der Seitenwaffe in der Hand die Kajüte betreten.
    »Behalten Sie wenigstens die Schuhe.« Bolitho ergriff ihre Hände. »Mr. Hickling wird sie nicht vermissen. Denken Sie daran, Sie müssen ein Junge bleiben, bis Sie nach Falmouth kommen.«
    Sie beobachtete ihn mit jenem verschleierten Blick, der ihm als erstes an ihr aufgefallen war. Er wirkte wie eine unausgesprochene Frage. Noch

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