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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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immer wußte er nicht genau, wie er sie beantworten sollte.
    »Ich schicke Sie zu meiner Schwester Nancy. Sie wird wissen, was zu tun ist. Ihr Mann ist der Gutsherr und Amtsrichter.«
    »Aber, Sir, er wird mich …«
    »Nein. Ich habe zwar nicht besonders viel für ihn übrig, aber in diesem Fall wird er mich nicht im Stich lassen.«
    Er legte ihr seinen Mantel um und wandte sich zur Tür.
    »Danke. Ich werde Sie nie vergessen, Sir Richard.«
    Er sah Tränen in ihren Augen. Trotz ihres kurzgeschorenen Haares und des zerknitterten Hemdes schien sie ihm schöner als je. »Ich Sie auch nicht, tapfere Zenoria.«
    An Deck hatte ihn der verwirrte Hickling erwartet. In Begleitung eines Kameraden war Hickling an Bord gekommen, doch allein würde er das Schiff wieder verlassen. Bolitho hatte ihm Rock und Seitenwaffe gereicht. Hickling drohte keine Gefahr, was auch geschehen mochte. Niemand konnte einem schlichten Midshipman blinden Gehorsam gegenüber seinem Vizeadmiral vorwerfen.
    Am Schanzkleid sagte der alte Tregidgo: »Wie ich höre, dient einer der jungen Stayts unter dir, Dick.«
    Bolitho lächelte. »Ja.« In Cornwall blieb nichts lange geheim. Nur die Steuereinnehmer fanden sich vom Nachrichtenstrom abgeschnitten.
    In der Dunkelheit hatte Tregidgo zum Skylight gewiesen.
    »Na, dann ist sie bei mir auf jeden Fall besser dran.«
    »Wieso?«
    »Tja, ihr Vater war doch in den Aufstand bei Zennor verwickelt, bei dem ein Mann umkam. Stayt war der Amtsrichter und hat ihren Vater aufhängen lassen. Komisch, daß sein Sohn nichts davon erwähnt hat.«
    Darüber hatte Bolitho nachgedacht, als er ins Boot gestiegen war und Allday befohlen hatte, zunächst den Kai anzusteuern. Keen würde ihn sofort nach seiner Rückkehr sprechen wollen, und er brauchte Zeit zum Überlegen.
    Wachtposten hatten ihm den Zugang zur Werft versperrt, bis er den Mantel abwarf und sie seine Epauletten erkannten. Allday hatte besorgt auf jeden seiner Schritte geachtet, nur für den Fall, daß er das Gleichgewicht verlor und fiel.
    Bei dem Dock, in dem
Suprème
lag, brannten einige Laternen, in deren schwachem Schein sie fast wie früher aussah.
    »Gehen Sie an Bord?« fragte Allday.
    »Nein.« Ob er es wegen seines Zustands oder der bösen Erinnerungen halber unterließ, konnte er nicht sagen. Doch er schritt weiter über das holprige Pflaster, bis er das Heck sehen konnte und die Stelle, wo die Kugel eingeschlagen und ihn niedergerissen hatte.
    Nun, da er in der Sonne am Fenster stand, schien die
Suprème
Teil eines nächtlichen Albtraumes zu sein, schreckenerregend, aber nicht mehr von Belang. Wieder fiel ihm ein, was Tregidgo über Stayt gesagt hatte. Auf dem Weg zum Oberbefehlshaber war Bolitho mehrere Male versucht gewesen, Stayt direkt darauf anzusprechen. Seinem Flaggleutnant mußte klar sein, daß das Mädchen nicht mehr an Bord war, obwohl Bolitho ihn während der fraglichen Zeit mit der Barkasse an Land geschickt hatte, um seinen guten Ruf zu schützen und zu verhindern, daß er in die Affäre mit hineingezogen wurde. Oder war es schon zu spät? War der Argwohn bereits gesät?
    Zwei Lakaien rissen die hohe Doppeltür auf, und Bolitho wandte sich dem Mann zu, der die Öffnung fast ausfüllte: Sir Marcus Laforey, Admiral der Blauen Flotte, war von einer Leibesfülle, die selbst seine makellose Uniform nicht verbergen konnte. Er hatte geschwollene Augenlider und einen breiten Mund, und als er sich mit Mühe zu einem Sessel begab, stellte Bolitho fest, daß eines seiner Beine verbunden war: Gicht, die Plage mancher Admirale.
    Admiral Laforey ließ sich behutsam in den Sessel sinken und verzog schmerzlich das Gesicht, als ihm ein Lakai sachte ein Kissen unter den Fuß schob. Im Sitzen sieht er aus wie eine übellaunige alte Kröte, dachte Bolitho.
    Der Admiral wedelte mit seinem Taschentuch. »Nehmen Sie Platz, Bolitho.« Seine schweren Lider hoben sich, als er ihn kurz abschätzte. »Unangenehme Sache, was?«
    Bolitho setzte sich und gewann den Eindruck, daß sein Sessel bewußt in einiger Distanz aufgestellt worden war.
    Laforey hatte einen Landposten nach dem anderen bekommen und seit der Vorkriegszeit kein Schiff mehr kommandiert. Er sah verbraucht und obszön aus, und Malta war vermutlich sein letzter Posten. Den nächsten würde er im Himmel antreten.
    »Habe Ihren Bericht gelesen, Bolitho. Prächtig, Ihre Versenkung des französischen Zweideckers. Wird Jobert zu denken geben, was?«
    Bolitho packte den Griff seines Degens fester. Da sein

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