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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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selbst.«
    »Ich will über Ihre Impertinenz hinweggehen.« Jerram fügte hinzu: »Anscheinend lief gerade eine Bestrafung ab.« Ehe Stayt antworten konnte, sagte er scharf: »Und Sie erhielten Befehl, den Ausführenden zu erschießen, wenn er weitermachte? Ist das korrekt?«
    »Die Situation war gefährlich, Sir Hedworth«, sagte Stayt hitzig. »Wir waren ohne Unterstützung.«
    »Und, wie es den Anschein hat, auch ohne zuverlässige Zeugen, oder?« Nickend gab sich Jerram selbst die Antwort.
    »Setzen Sie sich.«
    Er schaute kurz in seine Unterlagen, doch Bolitho hatte das Gefühl, daß er jede Einzelheit auswendig wußte.
    Das Verfahren wirkte korrekt, doch ohne Erwähnung dessen, was sich zuvor und seitdem zugetragen hatte – Verlust der
Suprème,
Verwundung des Vizeadmirals –, und ohne Keens Version des Vorfalls ergaben die Aussagen keinen Sinn. Laut Dienstvorschrift sollte der Ausschuß Tatsachen feststellen, doch hier wurden viele Fakten unterdrückt.
    Jerram fuhr fort: »Jedenfalls unterblieb der Versuch, die Frau zurück auf den Transporter zu bringen. Der Kapitän der
Orontes
wurde vor seiner Mannschaft gedemütigt.« Er ging mit vernehmlichen Schritten ans andere Ende des Tisches. »In Gibraltar wurden die anderen Frauen ausgebootet, doch die Gefangene blieb unter Kapitän Keens ›Fürsorge‹ an Bord.«
    Im Hintergrund kicherte jemand.
    »Mehr noch: Eine Negerin wurde an Bord genommen, um der Strafgefangenen als Zofe zu dienen.« Sein goldbetreßter Ärmel schoß vor. »Bitte stehen Sie auf, Kapitän Keen! Bestreiten Sie diese Tatsachen? Leugnen Sie, eine Strafgefangene für Ihre eigenen Zwecke, über die wir hier nur Vermutungen anstellen können, von
Orontes
entfernt zu haben?«
    Keen erwiderte bitter: »Ich holte sie von diesem Schiff, weil sie dort wie ein Tier behandelt wurde!«
    »Und das regte Sie, einen Offizier des Königs, mächtig auf!«
    Bolitho sprang auf.
    Herrick schaute ihn an, nahm anscheinend zum ersten Mal von ihm Notiz. »Ja, Sir Richard?«
    »Wie kann es dieser Offizier wagen, meinen Flaggkapitän zu verhöhnen? Ich werde keine weitere Beleidigung dulden, ist das klar?«
    »Höchst unorthodox«, bemerkte Jerram und warf Laforey einen Blick zu.
    Laforey grunzte. »Ach was, machen wir weiter. Sagen Sie Ihren Vers auf, Sir Richard, wenn's unbedingt sein muß. Wie ich höre, sind Sie ein Hitzkopf.«
    Diese Bemerkung, wenngleich unbeabsichtigt, schien der Konfrontation die Schärfe zu nehmen.
    Bolitho fuhr ruhiger fort: »Kapitän Keen ist ein guter und tapferer Offizier.« Er drehte sich um und zeigte ihnen den goldenen Orden auf seiner Brust, den auch Nelson mit Stolz trug. »Zu meinem Flaggkapitän wählte ich ihn wegen seiner Verdienste und weil ich ihn persönlich kenne.« Er spürte, wie Jerrams Selbstvertrauen zurückkehrte. Jerram würde gleich darauf hinweisen, daß solche Kriterien bei der Wahl eines Flaggkapitäns belanglos waren.
Sofern er zu Wort kam.
Bolitho war ein geschickter Fechter, dafür hatte sein Vater gesorgt. Keine andere Waffe wußte er so gut zu gebrauchen. Er hatte nun das Gefühl, ein Duell auszufechten: Lasse den Gegner die Kraft deines Armes prüfen, täusche ihn und stoße zu, wenn er aus dem Gleichgewicht ist.
    Laforey sagte: »Wir brauchen die Gefangene doch nur wieder in Gewahrsam zu nehmen. Kapitän Keen kann sich für sein Verhalten später verantworten. Immerhin stehen wir im Krieg, Gentlemen.«
    Wie in der Schlacht spürte Bolitho einen eiskalten Schauer im Rücken. »Warum befragen Sie mich eigentlich nicht, Sir Hedworth?«
    Jerram starrte ihn einige Sekunden lang finster an. »Meinetwegen, Sir Richard. Offenbar müssen wir hier Zeit vergeuden. Wo ist die Gefangene?«
    »Vielen Dank, Sir.« Bolithos linkes Auge brannte, und er hoffte, es würde ihn nicht ausgerechnet jetzt im Stich lassen.
    »Sie ist unter meinem Schutz nach England zurückgekehrt. Ich habe ihre Überfahrt bezahlt und werde die Rechnung vorlegen, falls Sie beabsichtigen, auch
mich
vor ein Kriegsgericht zu stellen. Kapitän Keen brachte sie auf meinen Befehl hin von der
Orontes
aufs Flaggschiff. Glauben Sie etwa, ein Flaggkapitän könne ohne Zustimmung seines Admirals handeln?« Er sah Keen kurz ins Gesicht. »Ich gab meine Zustimmung.« Dann sprach er weiter: »Die junge Frau war unschuldig in die Verbannung geschickt worden, und das werde ich auch beweisen, Sir Hedworth, vor einem Gericht, das weit glaubwürdiger ist als diese Scharade hier! Woher wollen Sie wissen, was der

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