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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Kapitän der
Orontes
sagte oder nicht sagte? Der Mann ist ja schon auf halbem Weg nach New South Wales!« Sein Ton wurde schärfer. »Sie werden die Wahrheit erfahren, Gentlemen, wenn die Beweise vorgelegt werden, darauf können Sie sich verlassen. Dann werden Sie sehen, was neidische, ehrlose Männer aus Rachsucht fertigbringen!«
    Pullen stand auf. »Sie übernehmen also die Verantwortung, Sir Richard?«
    Bolitho, inzwischen wieder gelassen, wandte sich an ihn.
    »Jawohl. Kapitän Keen steht unter meinem Kommando, bis ich gegenteilige Befehle erhalte.« Er sah die Gestalt in Schwarz so fest an, wie er konnte. »Wenn Sie Ihren Vorgesetzten in London Meldung erstatten und ihnen von meinen Absichten berichten, mögen Sie von der Reaktion überrascht sein. Aber ich hoffe, daß Sie dann ebensolchen Eifer an den Tag legen wie bei der Verfolgung eines jungen Mädchens, das bereits eine maßlos brutale Behandlung erduldet hat.« Er schaute wieder zu Keen hinüber.
    Laforey fragte gereizt: »Warum erfuhren wir das nicht früher?«
    Bolitho bemühte sich, nicht mit dem schlimmen Auge zu zwinkern. »Einige Herren waren zu erpicht darauf, mir auf diesem Umweg Schaden zuzufügen, Sir Marcus.«
    Jerram wischte sich das Gesicht. »Ich kann die Verhandlung so nicht weiterführen, Sir.« Er schaute Herrick an.
    »Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt nicht.«
    Herrick machte den Mund auf und schaute dann zur Tür, als ein Leutnant eintrat und nervös auf ihn zukam. Er reichte ihm ein Stück Papier.
    Bolitho blieb stehen. Er mochte seine Karriere ruiniert haben, aber Keen und seine Zenoria waren jetzt entlastet.
    Herrick schaute auf. »Das sollten Sie lesen, Sir Richard.« Bolitho nahm das Papier entgegen und las es langsam und gründlich, spürte dabei, daß aller Augen auf ihm ruhten. Er fühlte die zunehmende Spannung, die bald so intensiv war wie seine Verzweiflung, sein Zorn.
    Er sah sich in der Kajüte um und sagte leise: »Der bewaffnete Schoner
Columbine
ist eingelaufen.« Er sprach so gedämpft, daß einige die Hälse reckten, um ihn besser verstehen zu können. »Mein Geschwader wurde vergangene Woche angegriffen.« Er sah Jerram ausdruckslos an.
»Helicon
unter Kapitän Inch wurde stark beschädigt, und ihre Besatzung erlitt schwere Verluste.« Keens anziehendes Gesicht war plötzlich schmerzerfüllt. Bolitho sprach mit belegter Stimme weiter. »Was wir befürchtet haben, ist eingetreten. Jobert brach aus, und mein Geschwader griff ihn an. Aber als ich gebraucht wurde, war ich
hier.«
Er griff nach seinem Hut. »Wie Sir Marcus sagte, stehen wir im Krieg. Es ist eine Schande, daß manche das noch nicht begriffen haben.«
    Herrick sagte: »Sie können sich mit Ihrem Flaggkapitän zurückziehen.«
    Aber Bolitho war noch nicht fertig. »Noch eines.« Er sah einem nach dem anderen ins Gesicht. »Sie können sich allesamt zum Teufel scheren!« Damit schritt er aus der Kajüte, und Keen folgte ihm einen Augenblick später.
    Herrick blieb eine Weile reglos sitzen.
    Dann sagte er: »Die Verhandlung ist geschlossen.« Er war von Bolithos Wutausbruch entsetzt, aber nicht überrascht. Der Mann hatte zuviel getan und geopfert, um sich noch groß um die Konsequenzen zu scheren.
    Pullen keuchte: »Das kann er sich nicht ungestraft erlauben!«
    Herrick sagte kategorisch: »Sie haben wohl nicht verstanden, worum es geht! Die Franzosen sind ausgebrochen, und Nelson, der vor Toulon patrouilliert wie ein Falke, kann keine Schiffe für die Suche nach Jobert entbehren. Zwischen Jobert und seinem Ziel steht nur der Mann, dem wir gerade Unrecht getan haben!«
    Laforey sah zu, wie die Zuschauer die Kajüte verließen, schweigend, als hätte ihnen Bolithos leise Stimme die kommende Schlacht vor Augen geführt.
    Herrick half Laforey von seinem Stuhl auf. »Ich kenne Bolitho besser als jeden anderen Mann.« Plötzlich mußte er an Allday denken. »Von einer Ausnahme vielleicht abgesehen. Loyal ist er nach beiden Seiten. Wenn man versucht, ihm durch andere Schaden zuzufügen, kämpft er wie ein Löwe.« Er war bemüht, nicht an den Zorn in Bolithos Augen zu denken. »Es gibt aber Schlachten, die selbst er nicht gewinnen kann.«
    Er wartete, bis sein Flaggkapitän die Gäste zu ihren Booten gebracht hatte, und ging dann zurück in die Kajüte, auf die er so stolz gewesen war.
Wäre ich noch sein Kapitän, würde er ebenso für mich eintreten. Was tat ich, als er mich brauchte – meine Pflicht?
Das Wort klang jetzt leer.
    Wäre Bolitho bei seinem Geschwader

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