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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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winkte den schlaksigen Assistenten des Schiffsarztes zu sich.
    »Wie geht es ihm?«
    Carcaud schürzte die Lippen. »Ich glaube nicht, daß er von der Amputation etwas gespürt hat, Sir. Aber wenn er aufwacht…«
    Bolitho nickte und ging langsam zu den Überresten des Schanzkleids.
    Helicons
Erster Offizier erschien mit verbundenem Kopf an Deck. Als er Bolitho erblickte, eilte er auf ihn zu.
    »Sie haben sich gut gehalten, Mr. Savill«, sagte Bolitho.
    »Wenn Sie weitere Männer brauchen, fordern Sie sie an.« Er sah, daß der Mann wankte. »Sind Sie überhaupt in der Verfassung, hier Dienst zu tun?«
    Der Leutnant versuchte zu grinsen. »Das schaffe ich schon, Sir.« Er sprach mit einem weichen Dorset-Akzent.
    »Ich werde das Schiff leichtern, sowie wir ein paar Flaschenzüge aufgeriggt haben.« Sein Blick wurde schärfer. »Aber die Kanonen bleiben an Bord. Denn diese alte Lady wird wieder kämpfen, wenn sie es bis ins Dock geschafft hat.«
    Bolitho lächelte traurig. Das Vertrauen eines Seemannes zu seinem Schiff. Und der Mann hatte wahrscheinlich recht.
    »Sie sahen das französische Flaggschiff, die
Leopard?«
    »Aye, Sir.« Savill wirkte wie in Trance. »Ich bekam einen Schlag gegen den Kopf und wurde hinter einen Neunpfünder geworfen. Der hat mir wahrscheinlich bei der nächsten Breitseite das Leben gerettet.« Er schaute nach achtem. »Sie wurden alle niedergemäht, zermanscht wie ein Korb voll Eier. Aber gesehen habe ich das Flaggschiff wohl, Sir.« Er lächelte wehmütig. »Schade, daß wir nicht einen zusätzlichen Ladebaum haben wie der Franzose. Den könnte ich jetzt gut gebrauchen, um Proviant und Munition an Deck zu hieven.« Ein Mann rief, und der Leutnant legte grüßend die Hand an die Stirn. »Mit Verlaub, Sir.« Er zögerte und drehte sich um. »Hier hat Kapitän Inch gestanden und sie alle zur Hölle gewünscht, Sir. Er war ein großartiger Kommandant und anständig zu seinen Leuten.«
    Bolitho sah weg.
War.
»Ich weiß.«
    In der Barkasse drehte er sich um und hielt nach seinen anderen Schiffen Ausschau, setzte sich mit den Problemen des übel zugerichteten Geschwaders auseinander. Wäre
Barracouta
nicht erschienen, hätten sich die Franzosen auch den anderen Schiffen zugewandt. Er hatte bereits gehört, daß
Barracouta
mit der Nachricht vom Ausbrechen des Feindes losgeeilt und von zwei französischen Fregatten verfolgt worden war. Nur dank ihrer Geschwindigkeit und der Tatsache, daß die beiden feindlichen Schiffe sie für einen kleinen Zweidecker gehalten hatten, war sie überhaupt in der Lage gewesen, helfend einzugreifen.
    Ein- oder zweimal schaute er zurück zur
Helicon,
die mit ihren Maststümpfen, Lecks und Brandflecken ein finsteres Bild abgab. Wie viele Leute waren gefallen? Wieder eine Namensliste. Jobert hatte die
Helicon
total zerstören wollen. Als Rache für seine
Calliope
oder weil sie eine Prise war? Oder als Hinweis auf das Schicksal, das
Argonaute
drohte?
    Bolitho stellte sich die ihm verbliebenen Schiffe eines nach dem anderen vor. Ohne Inch blieben ihm nur Houston und Montresor, die sich erst noch in der Schlacht bewähren mußten. Dann hatte er
Rapid,
und mit etwas Glück würde die
Suprème
zu ihnen stoßen, wenn die Werft auf Malta ihr Versprechen hielt. Dazu die Fregatte
Barracouta.
Seltsam, daß Lapish, der unter einem so ungünstigen Stern angefangen hatte, inzwischen derart viel Geschick und Initiative gezeigt hatte. Er seufzte. »Wir müssen Kapitän Inch aufs Flaggschiff bringen, sobald er transportfähig ist, Allday.«
    Allday schaute hinab auf die gebeugten Schultern Bolithos. »Wenn Sie meinen, daß er das übersteht?«
    »Ja.« Bolitho starrte auf die
Dispatch,
die über ihrem Spiegelbild beigedreht lag. Wäre ihr Ruder nicht gebrochen … Er verwarf den Gedanken. Das hätte das Unvermeidliche nur verzögert.
    Jobert mußte
Barracouta
für eines von Nelsons Schiffen gehalten haben, Vorhut seines Blockadegeschwaders vor Toulon.
    Keen erwartete ihn mit fragender Miene.
    Wie anders es doch auf den Decks
der Argonaute
aussieht, dachte Bolitho. Hier herrschten Ordnung und Zweckmäßigkeit. Doch Niedergeschlagenheit war ansteckend, und das Wrack der
Helicon
stand allen als Mahnmal vor Augen.
    »Kommandantenbesprechung, Val«, sagte er. »Möglichst noch heute nachmittag.«
    Keen schaute hinüber zur
Helicon
und sagte leise: »Dort liegt das Herz eines Schiffes.«
    Bolitho beschattete die Augen und sah ein Segelfragment zwischen den Stümpfen von Groß- und Besanmast

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