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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aufsteigen.
    »Das Herz von Francis Inch«, sagte er.
    Joberts Geschwader war nicht nur zur Ablenkung oder für einen Rachefeldzug ausgelaufen, überlegte er. Bot sich ihm Gelegenheit zur Vergeltung, dann um so besser, aber es mußte sehr viel mehr dahinterstecken. Sollte Jobert Nelsons Blockadegeschwader von Toulon weglocken, damit Admiral Villeneuves Hauptverband in voller Stärke ausbrechen konnte? Da Gibraltar wieder durch das Fieber geschwächt war, mochte Jobert versuchen, durch die Meerenge in den Atlantik vorzustoßen. Doch Bolitho verwarf diesen Gedanken sofort. Das hätte Jobert längst tun, inzwischen sogar schon in Brest sein können.
    Bolitho trat an ein Heckfenster. Eigentlich hätte er erschöpft sein sollen, deprimiert vorn Schock und der Niederlage. Doch sein Verstand schien wacher denn je.
    Keen trat ein. »Kommandanten haben bestätigt, Sir.« Das klang steif.
    Bolitho kannte Keen und wußte, daß er sich wahrscheinlich Vorwürfe machte. Wären sie nicht nach Malta beordert worden… Er drehte sich zu ihm um. »Schlagen Sie sich die Selbstvorwürfe aus dem Kopf, Val. Ich bin in Malta auf etwas gestoßen, das ich sonst nie erfahren hätte.«
    »Sir?«
    »Ich kann noch nicht darüber sprechen.« Er wartete, bis Keen die Tür erreicht hatte. »Und, Val – wenn Sie sie wieder in den Armen halten, werden Sie erkennen, daß das Schicksal Ihnen gar keine andere Wahl ließ.«
    Bolitho trat hinaus auf die Heckgalerie mit den beiden lächelnden Meerjungfrauen. Als nächstes würde er sich mit seinen Kommandanten beraten, den Schaden beheben, ihnen wieder Zuversicht geben. Langsam trieb die
Helicon
in sein Gesichtsfeld.
    Du nicht, Freund Inch. Du hast deine Schuldigkeit getan.
    Im Lauf des Tages frischte der Wind auf, es bewölkte sich und sah nach Regen aus.
    Bolitho stand an den Heckfenstern und betrachtete die in der Kajüte versammelten Kommandanten. Er hatte ihnen in allen Einzelheiten Joberts Geschwader, seine Stärke und seine möglichen Absichten erörtert.
    »Gentlemen, es ist sinnlos, noch länger in diesem Golf zu bleiben. Ich beabsichtige, im Südosten zu suchen. Falls Jobert sich nach Westen gewandt hat, um durch die Meerenge von Gibraltar zu entkommen, haben wir ihn bereits verloren. Falls aber nicht –«, er schaute in ihre gespannten Gesichter –, »müssen wir ihn ausfindig machen und zum Gefecht zwingen.«
    Gedämpfte Rufe vom Hauptdeck; die Kajüte erzitterte, als zwei Zweiunddreißigpfünder von
Helicon
an Bord gehievt wurden.
    »Diese Kanonen werden morgen auf die
Rapid
gebracht.« Er sah, wie deren junger Kommandant zusammenfuhr, als habe er nur mit halbem Ohr zugehört.
    »Die sind aber zu schwer, Sir…« stammelte Quarrell. Bolitho musterte ihn kühl. »Sie haben doch einen Schiffsbaumeister und einen Zimmermann, oder? Lassen Sie die zwei Kanonen auf dem Vorschiff als Jagdgeschütze montieren. Wenn Sie Ballast und Ausrüstung umtrimmen und das Deck abstützen, sollte das nicht zu schwer fallen. Ich befehligte einmal ein Kanonenboot, auch nicht viel größer als Ihre
Rapid,
das über eine ähnlich schwere Bugbewaffnung verfügte. Also gehen Sie an die Arbeit.«
    Kapitän Montresor sagte: »Mein Ruderschaden ist behoben, Sir. Er war unvorhersehbar.« Er starrte Houston verbittert an. »Ich wollte kämpfen. Und ich hatte nicht erwartet, daß
Helicon
auf sich allein gestellt sein würde.«
    Houston saß mit verschränkten Armen verstockt da.
    »Mein Schiff war wegen Wind und Nebel zu weit zurückgefallen, Sir«, sagte er. »Ich sah, daß
Dispatch
Schwierigkeiten hatte.« Sein schmaler Mund formte die Worte wie abgehackt. »Wäre ich
Helicon
zu Hilfe gekommen, hätte ich nur ein Ziel mehr abgegeben. Da ich wußte, daß die Franzosen uns einen nach dem anderen erledigen wollten, nahm ich lieber Montresor in Schlepp.«
    Bolitho nickte. Typisch für diesen Mann, dachte er. Er war hart und kompromißlos, aber in diesem Fall hatte er korrekt gehandelt: Es ging darum, entweder ein Schiff zu retten oder das ganze Geschwader zu verlieren.
    »Jobert tut nichts ohne Grund«, sagte er. »Und bisher war er uns immer einen Schritt voraus.« Er sah, daß Keen ihn grimmig beobachtete. Mit dem Verlassen seiner zugewiesenen Station war er ein großes persönliches Risiko eingegangen. Egal. Seit dem Tribunal von Malta stand er ohnehin auf der schwarzen Liste. Die Erkenntnis, daß Ruf und Risiko ihm jetzt gleichgültig waren, machte ihn fast übermütig.
    Houston sagte mit seiner barschen Stimme: »Wir

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