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Donner unter der Kimm

Donner unter der Kimm

Titel: Donner unter der Kimm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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müssen überlegen, wann und wo wir Trinkwasser übernehmen können, Sir.«
    Bolitho sah ihn an und wurde sich des Schleiers vor seinem linken Auge bewußt.
    »Kommt nicht in Frage, Kapitän Houston.« Er schaute die anderen an. »Keiner von uns nimmt Wasser an Bord. Kürzen Sie die Rationen, halbieren Sie sie meinetwegen, aber wir bleiben zusammen, bis alles vorüber ist.«
Ganz gleich, wie es ausgeht,
hätte er beinahe hinzugefügt; doch den Gesichtern der anderen war anzumerken, daß sie ohnehin diesen Gedanken hatten.
    »Ich brauche alle verfügbaren Informationen. Küstenschiffe müssen gestoppt und gründlich durchsucht werden, auch wenn sie unter neutraler Flagge segeln. Wer sich widersetzt, wird versenkt.« Er spürte, daß sich wieder Haß in seinen Tonfall einschlich, und dachte an Herrick, an den Kummer in seinen blauen Augen beim Abschied auf der
Benbow.
Insgeheim wußte Bolitho, daß Herrick vernünftig gehandelt hatte. Er selbst konnte Günstlingswirtschaft ebenfalls nicht ausstehen und verachtete alle, die mit ihrer Hilfe vorankamen. Und doch hatte er Keen wie einen Günstling behandelt. Was hätte er an Herricks Stelle getan, wenn er um einen solchen Gefallen gebeten worden wäre?
    Kapitän Lapish fragte: »Wird Jobert noch mehr Schiffe unter seinem Kommando haben?« Seine Stimme klang zuversichtlicher als zuvor.
    Bolitho lächelte ernst. »Hat er nicht schon genug?«
    »Zwei Fregatten!« brummte Houston. »Und wir haben nur eine.«
    »Meine Brigg nicht zu vergessen!« rief Quarrell.
    »Heben Sie sich Ihren Kampfgeist für den Feind auf«, sagte Bolitho. »Drillen Sie Ihre Männer, bis sie halb im Schlaf zielen und feuern können. Machen Sie jedem klar, daß der Feind auch seine Schwächen hat. Wir können und müssen ihn schlagen, denn ich bin überzeugt, daß wir das einzige Hindernis zwischen Jobert und seinem Ziel darstellen.«
    Das Deck neigte sich stark. Ein Buch rutschte vom Tisch.
    »Kehren Sie auf Ihre Schiffe zurück«, schloß Bolitho.
    »Wenn es regnet, sammeln Sie Wasser zur Ergänzung der Rationen. Setzen Sie bei der Suche nach kleinen Schiffen auch die Boote ein. Unsere Leute sollen kampfbereit sein und stets mit Widerstand rechnen.«
    »Leopard
ist ein Dreidecker, oder, Sir?« konterte Houston.
    Die unverblümte Erinnerung fuhr durch die anderen wie ein kalter Wind.
    Bolitho warf Keen einen Blick zu. »Inch nahm es mit diesem Schiff und zwei Fregatten zugleich auf, Kapitän Houston. Wir mögen angeschlagen sein, aber Sie werden sehen, daß wir alle noch unseren Mann stehen!«
    Nachdem die Kommandanten verabschiedet worden waren, kehrte Keen in die Kajüte zurück und fragte: »Wissen Sie eigentlich schon, was Jobert vorhat, Sir?«
    »Sobald ich sicher bin, verrate ich es Ihnen, Val. Bis dahin müssen wir dafür sorgen, daß es auf unseren Schiffen weder lasch noch nachlässig zugeht. Mangelnde Wachsamkeit kann uns jetzt nur Niederlagen eintragen.«
    »Der Schiffsarzt!« rief der Wachposten. Tuson trat ein. »Sie schickten nach mir, Sir?«
    »Bitte sorgen Sie dafür, daß Kapitän Inch zu uns an Bord gebracht wird. Ich fürchte, daß das Wetter umschlägt.«
    Tuson nickte. »Ich sprach vorhin auf der
Helicon
mit ihm, Sir. Er hat starke Schmerzen.«
    Als der Arzt gegangen war, trat Keen zum Kartentisch.
    »Verdammt, dieser Jobert kann Gott weiß wo sein. Wie eine Nadel im Heuhaufen!«
    Bolitho stolperte beim Auf- und Abschreiten über einen Ringbolzen und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Wieder packte ihn die Angst. Was mochte Belinda denken? Selbst wenn Adam ihr das volle Ausmaß seiner Verwundung verschwiegen hatte, mußte sie an der Handschrift seines letzten Briefen erkennen, daß etwas nicht stimmte. Fast bereute er nun, ihr von seinen geheimsten Hoffnungen und Ängsten geschrieben zu haben, von seiner Liebe für sie, trotz allem.
    Keen sagte plötzlich: »Eigentlich habe ich ja versprochen, nicht darüber zu reden, aber ich kann es nicht ertragen, Allday so niedergeschlagen zu sehen.«
    »Wissen Sie denn etwas Genaues, Val?«
    Keen setzte sich. Eigentlich wurde er an Deck gebraucht, aber Paget wurde inzwischen mit den meisten Aufgaben alleine fertig.
    »Mein Bootsführer hat es mir erzählt, Sir. Der alte Hogg ist ein verläßlicher Bursche, und Allday zieht ihn hin und wieder ins Vertrauen.« An den Heckfenstern triefte das Wasser herunter, und Bolitho versuchte, nicht an Inch zu denken, der nun in ein tanzendes Boot hinabgelassen wurde. Ein jäher Schock konnte einen

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