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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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ist nicht
das Kind, Freja, das musst du mir glauben!«
    »Was ist
denn passiert?«
    »Immer,
überall in der Welt, waren es immer die Dänen, die besonders tolerant sind. Ich
kann das Alter deiner Mutter zwar schwer einschätzen, aber sie ist doch bestimmt
noch ein Säugling gewesen, als die Nazis in Dänemark waren. Woher dieser unbändige
Deutschenhass?«
    »Keine Ahnung«,
grübelt Freja. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich bei meiner Mutter jemals
vorher das Wort ›Nazi‹ gehört habe. Außerdem ist sie nach dem zweiten Weltkrieg
geboren.«
    »Ich bin
schon geschockt, was da im Moment auf mich einprasselt. Irgendwie hat das gesamte
dänische Volk es heute auf mich abgesehen.«
    Freja sieht
Oleander verwundert von der Seite an. Er sitzt mit vorgebeugten Schultern und gesenktem
Kopf neben ihr, trotzig wie ein kleines Kind.
    »Was ist
denn eigentlich passiert?«, drängelt Freja.
    »Knud hat
mich angemacht, ziemlich unter der Gürtellinie!« Oleanders Augen werden kalt und
hart. »Und Niels, der Idiot, hat dazu auch noch Beifall geklatscht!«
    »Worum ging
es denn?«
    »Um nichts!
Eigentlich um nichts!« Oleander ist wieder außer sich. »Um diese Scheißbunker, die
am Strand rumliegen. Ich solle sie mit nach Deutschland nehmen! Hitler hätte sie
hier vergessen! Ich bin schließlich ein Deutscher!«
    »Die Jungs
meinen das nicht ernst, Ole! Das ist ein Spaß! Knuds Humor ist immer makaber.«
    »Habe ich
auch erst gedacht. Aber die haben es ernst gemeint, da bin ich mir sicher. Und Erik
und Arne haben ihm nicht widersprochen.«
    »Erik und
Arne sind immer derselben Meinung wie Niels.«
    »Wir kennen
uns von Hawaii, sind Kumpels. Ich versteh das nicht.«
    »Männer
müssen sich beweisen, das weißt du doch besser als ich!«
    »Wir sind
nicht auf Hawaii, wir sind im Königreich Dänemark, hat Niels gesagt.«
    »Vielleicht
hat Knud ihm und den Jungs von seinen Großeltern erzählt«, versucht Freja zu beschwichtigen.
»Seine Familie kam aus Hanstholm. Die Nazis haben seinen Großeltern ihr Haus weggenommen,
damals, als Hansted geräumt wurde.«
    »Hansted?
Sagtest du nicht Hanstholm?«
    »Stimmt,
das kannst du nicht wissen. Hanstholm ist der Ort, den es niemals gegeben hat. Bis
in die 60er Jahre nannte man den Höhenzug über der Stadt Hanstholm, und die Ansiedlung
am Hügelrand hieß Hansted. Auf dem Höhenzug haben die Nazis eine Festungsanlage
gebaut, mit vier riesigen Kanonen, um das Skagerrak unter Kontrolle zu bekommen.«
    »Woher soll
ich das wissen? Das weiß in Deutschland doch kein Mensch.«
    »Dann sollten
wir uns das Bunkermuseum in Hanstholm anschauen. Wenn du das gesehen hast, begreifst
du vielleicht, warum Knud so empfindlich ist.«
    »Dieser
alte Kriegsscheiß, ich kann das nicht mehr hören! In meiner Familie wurde ständig
über das Militär gequatscht, es steht mir bis Unterkante Oberlippe!«
    »Oleander,
du bist Deutscher. Das ist eure Vergangenheit!«
    »Verschone
mich mit dem Gewäsch von Knud!«
    »Eure Vergangenheit
ist so real wie das Kind, dass wir zusammen bekommen.«
    »Gerade
deswegen ärgert mich das! Wenn unser Kind erwachsen ist, ist die Generation der
Deutschenhasser hoffentlich ausgestorben. Ich will mit unserem Kind und dir surfen
gehen, später, es soll wissen was Frieden und nicht was Krieg ist!«
    »Erinnerung
macht uns zu Menschen, hat ein kluger Mann einmal gesagt, und ich möchte, dass mein
Kind zu einem Menschen wird.« Freja setzt sich auf, kneift die Augen zusammen, zieht
entschlossen die Luft ein und drückt ihre Fäuste tief in den Sofastoff. »Morgen
machen wir unseren ersten Familienausflug!« Ihre Stimme ist klar und bestimmt. »Hast
du mich verstanden, Ole? Ich möchte das unbedingt! Du, ich und unser Kind besichtigen
das Bunker-Museum in Hanstholm. Und wenn wir dem Krieg ins Auge geblickt haben,
gehen wir zusammen surfen und freuen uns über den Frieden.«
    »Unser Kind
braucht noch keine Nachhilfe in deutscher Geschichte.« Oleander sitzt kerzengerade
wie ein Zinnsoldat, der Befehle erteilt, die niemand ausführen will.
    »Ihr Deutschen
habt keinen Humor, Ole! Unser Kind würde dich auslachen, wenn es dich jetzt sehen
könnte.« Freja grinst verschmitzt. »Ich sag dir mal eine dänische Redensart: Hitler
hätte es in Dänemark nie zu etwas gebracht. Wir Dänen hätten ihn kaputt gelacht.
So, und jetzt will ich nichts mehr hören, ich bin nur noch müde!«
    Sie springt
vom Sofa auf, und einen kurzen Moment später hört Oleander, wie die Schlafzimmertür
lauter

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