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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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schwelender Misthaufen auf Eiderstedt,
aber die Wirkung bleibt nicht aus. Angeschlagen macht sich Oleander weit nach Mitternacht
zu seinem Schlafplatz auf und stutzt, als er die Bambustür zur Hütte aufstoßen will.
Das alte Holzschild, das beim Richtfest des Gebäudes von Kilian persönlich dort
angebracht worden war, ist verschwunden.
     
    Eintritt
nicht für jedermann,
    nur für
Verrückte
     
    Die Buchstaben, liebevoll aus einem
Zedernholzstück herausgeschnitzt, waren die Kopie einer bekannten Inschrift, die
an der Pforte zum Magischen Theater hängt, um Harry Haller ins Innere zu locken.
Der Steppenwolf von Hermann Hesse, ein Buch wie eine Offenbarung! Kilian und Oleander
bekamen es am selben Tag von Freja geschenkt, ohne dass sie gegenseitig davon wussten.
     
    Oleander sitzt im Dunkeln auf Frejas
Sofa und zermartert sich das Hirn, warum er damals über eine Woche brauchte, bevor
er das Fehlen des Schildes bemerkte. Harry Haller, der Steppenwolf, lässt grüßen,
denkt er und sieht die Digitalanzeige der Uhr, die von Frejas Schreibtisch herüberleuchtet.
Es ist 0.23 Uhr. Er tastet sich durch die Wohnung bis zum Schlafzimmer, drückt vorsichtig
die Türklinke herunter und öffnet leise die Tür. Das Licht der Nachttischlampe geht
an, springt ihm grell in die Augen.
    »Was sind
das für Bilder, die dort unter dem Fenster stehen?«
    Oleander
braucht einen Moment, bis er wieder etwas sehen kann. Freja sitzt aufrecht im Bett,
ist hellwach, als wenn sie die ganze Zeit auf ihn gewartet hat. Ein verlegenes Lächeln
huscht über sein Gesicht, er fühlt sich von ihr ertappt und möchte ihre Frage am
liebsten im Keim ersticken. »Das sind Zeichnungen und Aquarelle«, wiegelt er ab.
    »Sie sind
wunderschön, Ole! So eindringlich, die Liebespaare beim Liebemachen. Sind die für
mich?« Ihre Stimme klingt betont sentimental, als wäre ihr Streit niemals passiert.
    »Das geht
nicht, Freja, wirklich nicht.« Jedes Wort brennt auf seinen Lippen. »Ich brauche
dringend Geld, um einen Kredit abzubezahlen und das ist richtig teure Kunst, Freja.«
    Sie verzieht
den Mund, setzt ein enttäuschtes Gesicht auf. »Aber wenn die wirklich viel Geld
kosten, woher hast du sie denn?«
    »Von einem
Freund!« Seine Antwort kommt viel zu schnell. Er setzt sich auf die Bettkante, mit
dem Rücken zu ihr, und knöpft sein Hemd auf. »Der Freund hat mich beauftragt, die
Bilder zu verkaufen. Da fällt eine gute Provision ab.«
    »Schade«,
sagt Freja leise. »Sie hätten mir gefallen.«
    Nach einem
langen Schweigen löscht sie das Licht. Er fühlt sich von ihr mit in die Dunkelheit
genommen. Das Raubtier erwacht. Geschmeidig, einem Kraken gleich, kriecht er an
ihre Seite, tastet mit tausend weichen Tentakelhänden nach ihrer Haut.
     
    *
     
    In dem schlauchartigen Korridor
reiht sich eine Tür an die nächste. An jeder von ihnen ein Messingschild mit einer
Inschrift. Oleander spürt eine würgende Panik. Er weiß nur, er will die eingravierten
Botschaften nicht lesen, duckt sich weg, läuft mit halbgeschlossenen Augen über
den schwarzen Teppichboden. Den Nacken trifft ein Luftzug, ein eiskalter Atem, als
wäre ein Ungeheuer mit scharfen Zähnen hinter ihm her. Doch so oft er sich auch
umdreht, nichts folgt ihm, niemand ist hinter ihm her. Er keucht. Die Angst packt
ihn fester, schnürt ihm die Kehle zu.
    Ich sollte
in eine dieser Türen gehen, mich in Sicherheit bringen, hämmert es in seinem Kopf.
Er stoppt abrupt vor der nächsten Tür. Erstaunt liest er die Aufschrift des Schildes.
     
    Alle Mädchen
sind dein
    Einwurf
eine Mark
     
    Was ist schon begehrenswerter als
solch ein Versprechen, flüstert eine lockende Stimme zu ihm.
    Er sucht
nach einer passenden Münze, wühlt hastig in seinen Jackentaschen, findet ein altes
Markstück und wirft es in den Geldschlitz unter dem Türgriff. Wie von Geisterhand
schwingt die Tür auf. Vorsichtig setzt er den ersten Schritt hinein.
    »Stopp,
mein Freund«, flüstert eine bekannte Stimme in sein Ohr. »Du hast gerade das Magische
Theater betreten. Der Eintritt ist aber nur für Verrückte.«
    »Ich bin
verrückt!«, verteidigt er sich vehement.
    »Das sagen
alle, aber alle sind völlig normal«, beharrt die Stimme.
    Oleander
wendet seinen Kopf, will dem Sprecher in die Augen sehen. Neben ihm steht Kilian,
grinst über das ganze Gesicht, packt seine Hand und zieht ihn hinter sich her in
den nächsten Raum. Darin ist es stockfinster, bis plötzlich ein schwaches Licht
aufblitzt und ein einsames Bett

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