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Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition)

Titel: Donnergrollen: Der fünfte Fall für Jan Swensen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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und schaut den Muschelfischern beim Entladen
ihrer Boote zu. Möwen kreischen über dem Wasser.
    »Ole?« Die
kreischende Stimme ist keine Möwe, er erkennt sie sofort. Abrupt dreht er sich um
und sieht in das runde Gesicht von Risako, die er nach den gemeinsamen, leidenschaftlichen
Strandnächten auf Okinawa nicht mehr wiedergesehen hat. Der Blick aus ihren schmalen
Augenschlitzen ist schneidend wie eine Samuraiklinge. Oleander spürt die geballte
Ablehnung, kein Lächeln des Wiedersehens. Er ringt nach Worten, und sie steht bewegungslos,
die Fäuste in den Hüften, vor ihm.
    »Risako,
du bist in Dänemark?«, fragt er verlegen auf Englisch, etwas Klügeres fällt ihm
nicht ein.
    »Was redest
du, Ole?«, zischt sie. »Du weißt, ich lebe mit Niels hier in Thisted!«
    »Ich muss
erst realisieren, dass du es wirklich bist! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet«,
versucht er Zeit zu schinden und spielt nervös mit dem Henkel der Kaffeetasse. Die
Leibhaftigkeit einer kurzen Affäre, die er sich gerade noch an einem azurblauen
Meer vorstellen könnte, ist in einer dänischen Kleinstadt mehr, als er aus dem Stehgreif
bewältigen kann.
    »Hat es
dir die Sprache verschlagen, Ole?«
    »Du wirkst
auch nicht gerade gesprächig!«
    »Ich habe
auch gute Gründe.«
    »Weil ich
zu Freja zurückgegangen bin? Du wolltest auch zu Niels zurück.«
    »Ein Strohfeuer,
ist längst Asche!«
    »Warum dann
der vorwurfsvolle Ton?«
    »Du hast
Niels einen Brief geschickt, du Scheißkerl! Vor zwei Tagen hast du ihn am Strand
getroffen und kein Wort darüber gesagt. Da war er aber schon abgeschickt, er wurde
in Deutschland abgestempelt.«
    »Der Brief
geht nur Niels und mich etwas an!«
    »Und dein
Fick geht auch nur dich etwas an, oder? Was wäre, wenn Freja auch einen Brief bekommt?«
    »Bist du
übergeschnappt, Risako? Übernimm dich nicht!«
    »Niels hat
dich immer für einen guten Kumpel gehalten, und du willst ihn jetzt bescheißen.
Erst vögelst du heimlich seine Freundin und dann behältst du das Geld, das ihm zusteht!
Wie kannst du das machen?«
    »Du warst
beim Vögeln mit von der Partie! Und was für Grundkosten ein Surfladen hat, davon
hast du keine Ahnung. Niels hat nicht eine Krone dazu beigetragen, das Geschäft
auf die Beine zu stellen. Das haben Moritz und ich gemacht!«
    »Niels hat
das System der vier Leinen erfunden, mit dem du jetzt Geschäfte machst!«
    »Niels hat
gar nichts erfunden, wir haben das System für den kommerziellen Vertrieb weiterentwickelt,
gemeinsam!«
    »Du hast
ein Patent auf die vier Leinen angemeldet, du und dein Partner!«
    »Genau,
dieses Patent verursacht Kosten, jährliche Gebühren, die bezahlt werden müssen.«
    »Und Niels
geht leer aus, oder?«
    »Die Entwicklung
des Kite, besonders die Lenkstange, hat viel Geld gekostet. Moritz und ich müssen
Niels Anteil daran erst bewerten. Solange wird er sich gedulden müssen, klar!«
    »Ich muss
mich nicht gedulden, Ole! Du wirst von mir hören!«
    »Wenn du
Freja von unserem Abenteuer berichtest, denk immer daran, dass Niels es im selben
Moment auch erfährt.«
    »Abenteuer!«,
kreischt Risako außer sich, ihre schmächtige Gestalt stürzt auf ihn zu, greift mit
einer schnellen Handbewegung nach seiner halbvollen Cappuccinotasse und wirft sie
im hohen Bogen ins Hafenbecken.
    Oleander
schaut erschrocken in ihr wutverzerrtes Gesicht. Ihre rotgeschminkten Lippen zittern
kaum wahrnehmbar, dann dreht sie sich abrupt um und hastet in ihren gelben Flip
Flops mit kurzen, schnellen Schritten davon. Seine Augen folgen ihr noch, als bereits
vergangene Bilder heranschwemmen, ein ferner Horizont sich öffnet, der blaue Himmel
darüber, eine weiß flackernde Bombora. Die Welle entwickelt sich gerade zu einer
Monsterwelle, einer Wellenmauer, die wenig später mit einem Donnerschlag den Sandstrand
in Vibration versetzt. Er sieht Niels und sich auf dem weiten Sandstrand mit den
neuen Drachen trainieren.
    »Machst
du etwas einmal, bist du nichts«, philosophiert Niels. »Aber machst du etwas tausendmal,
dann bist du ein Experte!«
    Bevor es
mit dem Drachen aufs Meer hinausgeht, so hatten sie für sich beschlossen, ist es
lebensnotwendig, das Steuern eines Kite mit festem Boden unter den Füßen zu erlernen,
seine Handhabung wie im Traum zu beherrschen. So spielerisch, wie es im ersten Moment
wirkte, war die Sache nicht, sie war brandgefährlich. Schon eine Böe konnte einen
davontragen oder hilflos über den Sand schleifen. Die zwei Leinen mit einem Griff,
mit dem

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